Erfindung und Verbreitung des Schachspiels

Europa

Mit den Kriegszügen der Araber (Berber, Mauren, auch Sarazener genannt) in Spanien und Italien kam das Schattrandsch nach Europa, ziemlich sicher etwa im 8. Jahrhundert. Das älteste spanische Zeugnis (in einem juristischen Werk des Spaniers Yahya) stammt aus dem 9. Jahrhundert. In Italien existiert der Brief des Kardinals Piero Damiani an den Papst Alexander II., der entweder aus dem Jahre 1061 oder 1063 stammt. Aber erst zwischen 1500 und 1600, also nach der Erfindung der Buchdruckerkunst, tauchen in Italien, Portugal, Spanien die Namen der namhaften Meister auf, die auch unserer Zeit geläufig sind: Damiano, Lopez, Lucena, dann - von 1600 bis 1750 - diejenigen von Boi, Greco, Leonardo, Polerio, Salvio. Dann kam (etwa um 1750 bis 1800) die grosse Zeit der Franzosen Légal, Philidor, des in Frankreich lebenden syrischen Meisters Philipp Stamma, dessen Verdienst die Erfindung einer Kurznotation der Partien ist, die heute noch international - in leicht verbesserter Form angewandt - gebraucht wird, des deutschen Meisters Johann Baptist Allgaier, der im Jahre 1795 das erste bedeutende Handbuch des Schachspiels in deutscher Sprache drucken liess.

Aber auch nach 1800 (bis etwa 1850) zieren französische Namen die Liste berühmter Meister: Deschapelles, La Bourdonnais, St-Amant. Dazu der Brite MacDonnel und die Meister der sogenannten Berliner Schachschule (Bledow, Horwitz, von der Lasa, von Bilguer, Hanstein und Mayet). 1828 gründete Bledow die erste Schachzeitung in Deutschland, nämlich die "Deutsche Schachzeitung". Kehren wir noch einmal zum Spanier Ruy Lopez de Segura zurück. Dieser Priester galt damals als stärkster Spieler der Welt, trug am Hofe Philipp II. verschiedentlich Wettkämpfe gegen die damaligen Schachgrössen Italiens aus. Sein Werk "Liebro de la invencion liberal y arte del juego del Axedrez muy util y provechosa" erschien im Juni des Jahres 1561 und wurde 1584 ins Italienische übersetzt, 1616 von Gustavus Selenus (August der Jüngere, Herzog von Braunschweig) ins Deutsche. Darin forschte er über den Ursprung des Schachspiels nach, erläuterte die Spielregeln, die bereits weitgehend den heutigen entsprachen, erteilte strategische Ratschläge und analysierte die damals bekannten Eröffnungen. Insbesondere die Eröffnungen Ruy Lopez, heute Spanische Partie genannt. Man nennt ihn deshalb auch den "Vater der Schachtheorie".

Auszüge aus "1889-1989 100 Jahre Schweizerischer Schachverband", geschrieben von Alex Crisovan, erschienen 1989, Zürcher AG (Zug)