Interview

Interview mit Peter A. Wyss: «Die Online-Techniken erlauben auch in der Führung neue Wege»

Sein letztes Amtsjahr als Zentralpräsident des Schweizerischen Schachbundes (SSB) steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Im Gespräch mit «SSZ»-Chefredaktor Markus Angst zieht Peter A. Wyss eine Bilanz des «annus horribilis», wirft einen Blick auf 2021 und kündigt an, wen der Zentralvorstand als seinen Nachfolger portiert.

«SSZ»: Sie sagten am 28. März in Ihrem ersten «Corona-Interview» auf der SSB-Website in Anspielung auf den bekannten Schweizer Schriftsteller Max Frisch, «eine Krise kann ein kreativer und produktiver Prozess werden, wenn man ihr den Beigeschmack der Katastrophe nimmt.» Ist aus der Pandemie fürs Schweizer Schach der von Ihnen angesprochene kreative und produktive Prozess geworden?

Auf jeden Fall. Das Online-Angebot von Vereinen und Organisatoren ist riesig. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • Swiss Team Battle.
  • Die Schweizer Schach Senioren tragen ihre abgesagten Turniere teilweise online aus, organisieren ein wöchentliches Training mit FM Davide Arcuti für zwei Spielstärken, und jeden Donnerstag steht ein Blitz- oder Rapidturnier an.
  • Klubs schliessen sich zu Spielgemeinschaften zusammen.
  • Und nicht zu vergessen unsere eigenen Ersatzprogramme: Statt der Schweizer Einzelmeisterschaften boten wir unseren Mitgliedern «Masterclass» und «Invité spécial» mit GM Yannick Pelletier sowie «Legenden» mit FM Vincent Riff. Die Schweizer Blitz- und Schnellschachmeisterschaften trugen wir online aus. Dazu kam ein Ersatzturnier für den Nachwuchs, und nun folgt die SGM light 2021.
  • Zusätzlich waren wir an praktisch allen vom Weltschachbund FIDE und der Europäischen Schachunion ECU angeboten Online-Turnieren mit dabei.

Aktuell beschäftigt uns die zweite Corona-Welle. Wo sehen Sie die kreativen Potenziale für die Winterzeit?

Für mich stellt sich die Frage «Online-Schach oder am Brett spielen?» nicht. Es gibt kein «Entweder oder», sondern nur ein «Sowohl als auch». Wir haben auf unserer Website (siehe News vom 11. November) einen Online-Schach-Wettbewerb ausgeschrieben, damit bewusst neue Ideen kreiert und realisiert werden. Selbstverständlich werden die Themen des für Januar 2021 geplanten Strategie-Workshops des Zentralvorstands durch die aktuelle Situation bestimmt sein.

Selbstlob stinkt zwar bekanntlich, aber wie beurteilen Sie – auch mit Blick auf unsere Nachbarländer – das Krisenmanagement der Verbandsführung seit Ausbruch der Pandemie?

Bei unterschiedlichen Ausgangslagen will ich nicht vergleichen und spreche bewusst von anderen statt besseren Lösungen. Für uns kann ich mit Freude feststellen, dass die Entscheidungsprozesse funktionierten und gute Lösungen gefunden wurden. Gerne benütze ich die Gelegenheit, an dieser Stelle allen Beteiligten für ihr grossartiges Engagement herzlich zu danken. Die gemeinsam gemeisterten Herausforderungen schweissten uns zusammen.

Inwiefern prägen die ständigen Neubeurteilungen der Lage durch den Bundesrat Ihre Führungsarbeit? Setzen Sie unmittelbar nach jeder neuen Information aus dem Bundeshaus eine Sitzung des Zentralvorstands an?

Die Online-Techniken erlauben auch in der Führung neue Wege. Wir «sitzen» öfter, dafür weniger lang zusammen. Entscheide werden nach wichtigen Informationen des Bundesrates zeitnah in der Turnierkommission, anschliessend im Zentralvorstand gefällt und umgehend auf unserer Verbands-Website www.swisschess.ch publiziert.

Lesen Sie das komplette Interview mit Peter A. Wyss in «SSZ» 6/20!

Peter A. Wyss: «Für mich stellt sich die Frage ‘Online-Schach oder am Brett spielen?’ nicht. Es gibt kein ‘Entweder oder’, sondern nur ein ‘Sowohl als auch’».