Delegiertenversammlung 1999

Kein einziges Votum zum Budget 2000 - keine einzige Wortmeldung zum neuen Zentralvorstands-Ticket des für eine weitere zweijährige Amtsperiode wiedergewählten Zentralpräsident Ruedi Staechelin. Die von 60 Sektionen und sechs Ehrenmitgliedern besuchte Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schachbundes (SSB) im Hotel «Alfa» in Bern verlief in selten gesehener Harmonie. An der DV im vergangenen Jahr hatte alleine die Diskussion des neuen SMM-Ausländerreglements zwei Stunden in Anspruch genommen. Diese Zeit reichte heuer zur Behandlung gleich aller Traktanden.

DV 1999

Im Mittelpunkt standen natürlich die Wahlen. Obwohl der Zentralvorstand gemäss den neuen Statuten von elf auf sieben Mitglieder verkleinert wurde und obwohl im Vorfeld der DV über die Möglichkeit der einen oder anderen Kampfkandidatur spekuliert worden war, gingen die Wahlen in einer knappen Viertelstunde lautlos über die Bühne. In den Augen der Delegierten hatte die SSB-Führung ihre Hausaufgaben offensichtlich gut gemacht.

Und so wurde denn auch Zentralpräsident Ruedi Staechelin (Arlesheim/bisher) ebenso mit Akklamation an die Verbandsspitze (wieder)gewählt wie die von ihm vorgeschlagenen Zentralvorstandsmitglieder.

  • Georg Kradolfer (Zürich/Nachwuchs und Kader, neu)
  • Philipp Hänggi (Rickenbach SO/Verwaltung, neu)
  • Werner Widmer (Sarmenstorf/Externes, bisher)
  • Marc Schaerer (Veyrier/Turniere, bisher)
  • Peter Erismann (Basel/Vizepräsident und Sekretär, neu)
  • Hans-Jörg Illi (Rapperswil/Finanzen, neu)

Vorstand 1999

Neu ins Verbandsschiedsgericht wurde Heinrich Hempel (Winterthur/Präsident des Zürcher Schachverbandes) gewählt.

Nahezu wortlos ging auch die mit einem Reingewinn von 17'293 Franken abschliessende Jahresrechnung 1998 über die Bühne, und der Zentralvorstand wurde ohne Gegenstimmen entlastet. Einzig der der Geschäftsprüfungskommission angehörende Benny Grunder (Präsident von Birsfelden/Beider Basel) regte an, jetzt zu sparen zu beginnen und beispielsweise die Entschädigung aller SSB-Funktionäre linear um 20 Prozent zu kürzen.

Keine einzige Wortmeldung gab es zum Budget 2000, das einen Reingewinn von 6000 Franken vorsieht und ebenfalls oppositionslos verabschiedet wurde.

Allerdings gaben die Finanzen vorgängig bei der Behandlung des Jahresberichts des Zentralpräsidenten einiges zu reden. Martin Forster, Präsident der Schachgesellschaft Winterthur, erkundigte sich nämlich, wie es um die Suche nach Sponsoren stehe. Ruedi Staechelin erinnerte daran, dass es angesichts des gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeldes, angesichts der Tatsache, dass Schach wenig publikumsträchtig sei und angesichts des Chaos' auf Ebene des Weltschachbundes FIDE schwierig sei, Sponsoren für das königliche Spiel zu gewinnen. Und Werner Widmer, Präsident der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit, doppelte nach, dass es ein nur auf persönlichen Beziehungen beruhender Glücksfall gewesen sei, dass sich die SKA/Credit Suisse im Schweizer Schach engagiert habe.

Markus Klauser, Präsident der Schachgesellschaft Schwarz-Weiss Bern, zeigte sich von dieser Antwort jedoch nicht befriedigt und warf dem Zentralvorstand vor, in Sachen Sponsoring zu wenig unternommen zu haben. Er regte an, einen Ausschuss zu bilden, der sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen solle.

Indirekt mit dem Thema Finanzen, schon direkter mit dem Mitgliederschwund, hatte die Diskussion um den vom Schachklub Zug im Vorjahr eingereichten Antrag zu tun. Die Zuger hatten mittels einer Motion angeregt, die Einführung verschiedener Spielerkategorien zu prüfen. Ruedi Staechelin gab die ablehnende Haltung des Zentralvorstands in dieser Frage bekannt - was jedoch bei Marc Höchli, Präsident des SK Zug, auf wenig Verständnis stiess. Seiner Ansicht nach ist die jetzige Regelung, wonach alle Klubmitglieder auch dem SSB gemeldet werden müss(t)en, nicht ideal für die Mitgliederwerbung. Ausserdem würde es in der Praxis ohnehin nicht von allen Klubs so gehandhabt (was Ruedi Staechelin zur Klarstellung veranlasste, dass sich der Schachklub Zug äusserst vorbildlich verhalte und alle seine Mitglieder dem SSB melde).

Marc Höchli reichte deshalb die gleiche Motion nochmals ein, verbunden mit dem Antrag, sogleich abzustimmen. Christian Issler, Präsident der SG Zürich, warnte jedoch dafür, diesen Antrag anzunehmen: «Das können wir nicht machen, sonst können wir den Verband gleich schliessen.» Das sah auch eine klare Mehrheit der Versammlung so, und der Antrag wurde deutlich abgelehnt.

Applaus für SSB-Homepage

Höhepunkt der SSB-DV in Bern war die Vorstellung der neuen SSB-Homepage durch Projektleiter Philipp Hänggi. Während knapp einer Stunde demonstrierte auf einer Leinwand die zahlreichen Möglichkeiten, News, Resultate, ELO-Zahlen, Reglemente, Adressen und Termine unter www.schachbund abzufragen. Die Präsentation hinterliess bei den Delegierten einen nachhaltigen Eindruck und wurde mit einem grossen Applaus bedacht.

SMM-Anträge: 1x ja, 1x nein

Unterschiedlicher Ausgang bei den beiden SMM-Anträgen: Während derjenige von Birsfelden/Beider Basel klar angenommen wurde, wurde derjenige von Reichenstein noch klarer abgelehnt.

Birsfelden/Beider Basel hatte beantragt, bei der Qualifikation für den Schachschweizer-Status in der SMM auch SGM-Partien zu berücksichtigen. Jean-Claude Maeder als Sprecher der Initianten betonte, dass die vor Jahresfrist beschlossene Regelung die Chancengleichheit der früheren SASB-Sektionen nicht gewährleiste. Ruedi Staechelin hielt dem entgegen, dass diese Argumentation schon anlässlich der Fusionsverhandlungen und bei der Behandlung des SMM-Ausländerreglements im letzten Jahr hätte vorgebracht werden können. In der Abstimmung bekam der Antrag jedoch dessen ungeachtet eine klare Mehrheit.

Die neue Regelung hat allerdings erst ab nächster SMM-Saison Gültigkeit, da Birsfelden/Beider Basel die Rückwirkungsklausel zuvor zur Verbesserung der Abstimmungschancen weise aus dem Antrag herausgenommen hatte. In der Praxis betrifft die neue Regelung vor allem zwei stärkere Spieler - die für Birsfelden/Beider Basel spielenden Deutschen Christoph Berberich und Max Scherer, die beide zwischen 1994 und 1998 nicht 20 SMM-Partien, wohl aber regelmässig für Beider Basel SGM gespielt haben.

Weniger Erfolg hatte Jürg Flückiger, Präsident der Schachfreunde Reichenstein, mit seinem Antrag in Sachen Pascal Herb. Flückiger wollte für Herb eine Ausnahme erwirken, weil dieser in den verlangten fünf Saisons nur 18 statt 20 SMM-Partien bestritt (SGM spielte er - leider - nicht...). Kaspar Bänninger vom Schachklub Rüti warnt davor, für einzelne Spieler reglementarische Sonderausnahmen zu beschliessen. Dieser Ansicht folgte denn auch eine grosse Mehrheit der Versammlung, bekam der Antrag doch nur vereinzelte Stimmen.