Delegiertenversammlung 2000

Wenn das kein origineller Zufall ist: Just im gleichen Jahr, in dem der Schweizerische Schachbund zwei Jahrhundertjubiläen feiern kann (100 Jahre «Schweizerische Schachzeitung» und 100. Schweizer Einzelmeisterschaften), dauerte die SSB-Delegiertenversammlung im Hotel «Alfa» in Bern genau 100 Minuten. Es war mit Abstand die kürzeste DV, seit der Schweizerische Schachverband (SSV) und der Schweizerische Arbeiter-Schachbund (SASB) 1995 zum SSB fusioniert haben.

Am meisten (fast eine Stunde) zu reden gaben erwartungsgemäss die Anträge – vor allem derjenige des Schachklubs Bulle. Die Freiburger, die wegen eines vorgezogenen SMM-Matchs durch Abwesenheit glänzten und damit ihr Anliegen vor den Delegierten nicht persönlich darlegen konnten, hatten verlangt, dass die Spieler in allen Ligen der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) und in der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) der Spielstärke nach aufgestellt werden müssen. Diese Regelung (mit jeweils einer Abweichung von plus/minus zwei Brettern) gilt zwar seit Jahren für die Nationalliga A und B in der SMM – nicht jedoch für die 1. bis 4. Liga.

SMM-Leiter Markus Angst beantragte namens der Kommission Turniere Ablehnung des Antrags, weil damit die Ersetzung eines fehlenden Spielers innerhalb einer Stunde erschwert würde, was wiederum vermehrt Einzelforfaits zur Folge hätte. Ausserdem könnten gemäss der vorgeschlagenen Plus/minus-zwei-Abweichung in der 2., 3. und 4. Liga die Nummer 3 an Brett 1 bis 5, die Nummer 4 an Brett 2 bis 6 spielen – womit fast die gleiche Situation wie heute entsteht.

Anton Müller (Schachklub Rössli) plädierte dafür, die Brettreihenfolge einzig in der 1. Liga neu vorzuschreiben, da die 1. Liga, wo wie in der NLA und NLB an acht Brettern gespielt wird, ja zu den oberen Ligen gehört. Ehrenmitglied Beat Rüegsegger («die Mannschaftstaktik ist ein wichtiges Element»), Martin Ballmann namens der SG Winterthur («das kurzfristige Auswechseln eines Spielers geht praktisch nicht mehr») und Martin Dürst namens des SK Glarus («der administrative Aufwand für alle Beteiligten wird zu gross») beantragten jedoch ebenfalls eine bedingungslose Ablehnung des Antrags Bulle. Dieser unterlag in der Eventualabstimmung dem Antrag Rössli klar. Und da danach der Antrag Rössli gegenüber dem bisherigen Reglement nur vereinzelte Stimmen auf sich zog, bleibt alles beim alten.

Etwas umstrittener war die Frage, ob in der 1. und 2. Bundesliga der SGM eine analoge Regelung zur NLA und NLB eingeführt werden sollte. Doch selbst diese vom Zentralvorstand als Variante zum Antrag Bulle vorgeschlagene Einschränkung fand bei den Delegierten keine Gnade – womit auch bei der SGM alles beim Status quo bleibt.

Mit deutlichem Mehr angenommen wurde hingegen ein Antrag der SG Winterthur, dass inskünftig Spieler mit 2150 ELO (bisher 2100) nur in der ersten und zweiten Mannschaft einer Sektion spielen darf. Ein Antrag des SV Wollishofen, diese Einschränkung ganz zu streichen, wurde klar verworfen. Einstimmig folgten die Delegierten ausserdem den Antrag des Zentralvorstands, wonach die Schweizer Einzelmeisterschaften inskünftig mehre Jahre im voraus vergeben werden können und nicht mehr jährlich in der «SSZ» ausgeschrieben werden müssen.

Die restlichen Geschäfte gingen äusserst speditiv über die Bühne. Da der Verantwortliche Finanzen Hansjörg Illi nach seinem ersten Amtsjahr nur schwarze Zahlen präsentierte (die Rechnung 1999 schloss mit einem Überschuss von fast 5000 Franken statt mit einem erwarteten Defizit von 6000 Franken ab, für 2001 ist ein Überschuss von 12'550 Franken vorgesehen), gab es zu Rechnung und Budget nur vereinzelt kritische Stimmen. Heiner Hempel wurde als Nachfolger von Julia Kühnle zum neuen Präsidenten, Markus Oehrli als Nachfolger von Dieter Keller zum neuen Mitglied des Verbandsschiedsgerichts gewählt. Philipp Hänggi, geistiger Vater des SSB-Internetauftritts, erläuterte, dass im Schnitt 348, im vergangenen Mai gar 526 Besucher pro Tag die SSB-Hompage anwählten.