Ex-Weltmeister Rustam Kasimdschanow blickte in Pfäffikon/SZ hinter die Kulissen des WM-Kampfs Carlsen – Caruana

von Markus Angst (Kommentare: 0)

GM Rustam Kasimdschanow (links) beantwortete in Pfäffikon/SZ offen und ausführlich die Fragen von Martin Wiesinger.

ma - Trotz der kurzfristigen Ausschreibung des Anlasses, der garstigen Strassenbedingungen und einer Grossstörung auf der Zürcher SBB-Strecke nach Pfäffikon/SZ fanden sich 42 interessierte Zuhörer zur Podiumsdiskussion mit Ex-Weltmeister Rustam Kasimdschanow im Hotel «Sternen» ein.

Das waren klar mehr, als sich der organisierende Schachclub Gonzen erhofft hatte, war doch im Vorfeld nicht klar, wie viele Leute sich für diesen etwas anderen Schachanlass, die WM-Kampagne von Fabiano Caruana, interessieren würde.

GM Rustam Kasimdschanow, seit 2014 Coach und Trainer von Caruana, beantwortete die Fragen von Martin Wiesinger (SC Gonzen) offen und ausführlich. Beispielsweise würde er, Stand heute, wohl eher nicht als Coach für Magnus Carlsen arbeiten wollen. Und dass bei einem Filmbericht über Caruana rund 50 Prozent von dessen Eröffnungsvorbereitung unabsichtlich publik wurde, bezeichnete er als einen Unfall mit grösseren Auswirkungen im Team Caruana.

Interessant war auch Kasimdschanows Kritik am aktuellen WM-Modus. Dieser gebe dem amtierenden Weltmeister einen zu grossen Vorteil bezüglich der WM-Vorbereitung, gehen doch die potenziellen Herausforderer durch einen anstrengenden, von der FIDE vorgegebenen Selektionsprozess mit vielen grossen, starken Turnieren. Derweil könne sich der Titelverteidiger sein Turnierprogramm frei zusammenstellen und seine Ressourcen und seine Energie für den WM-Kampf aufsparen.

Aufschlussreich war auch Kasimdschanows Ansicht, dass es im Schachsport auf allen Stufen an Professionalität mangelt. Zwar sei das auf Vereinsebene mit ehrenamtlichen Funktionären und weitgehend fehlender finanzieller Mittel noch nachvollziehbar, doch im Spitzenschach-Bereich sei es im Vergleich beispielsweise zum Tennis sehr frappant.

Kasimdschanow verstand es ausgezeichnet, in den rund 90 Minuten nicht nur die zahlreichen Schachfreunde mit Insiderinformationen und fundierten, pointierten Meinungen zu begeistern. Er bot auch den wenigen Nicht-Schachspielern im Publikum unterhaltsame, teils verblüffende und unerwartete Einblicke in die Welt des Spitzenschachs.

Der Anlass endete in lockerer Atmosphäre. So nutzten die einen die Gunst der Stunde für ein Selfie mit dem FIDE-Weltmeister von 2004, andere durften sich in einer Blitzpartie mit ihm messen. Alles in allem ein sehr gelungener Anlass, wie die zahlreichen Feedbacks der Teilnehmer bestätigten.

Dieser Anlass kann bei Bedarf wiederholt werden. Interessierte Veranstalter kontaktieren dazu bitte Martin Wiesinger (martin.wiesinger@bluelle.ch).

Ein Porträt von GM Rustam Kasimdschanow finden Sie in der «Schweizerischen Schachzeitung» 1/16: http://www.swisschess.ch/ssz-archiv.html

GM Rustam Kasimdschanow auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rustam_Kasimjanov

« « « « « Zurück

Einen Kommentar schreiben