Monatsinterview mit Fabian Bänziger (15): «Ich habe zwei Träume, einen Junioren-WM-Titel und das Erreichen des GM-Titels»

von Kurt Gretener (Kommentare: 1)

FM Fabian Bänziger: «In Europa fehlt es an weiblichen Vorbildern – wie zum Beispiel Judit Polgar.»

kg - Neben Schach und Schule spielt der jüngste FIDE-Meister der Schweiz, der aktuell die Nummer 1 im Schweizer U16- und U18-Ranking ist und an der SEM in Grächen überraschend die Bronzemedaille bei den Herren gewann, gerne Tischtennis, hört Musik oder trifft Freunde.

Welche Schachfigur spiegelt ihren Charakter am besten wider und weshalb?

Der Springer, weil er einfach Hindernisse überspringen kann und neue Überraschungen kreieren kann. Nicht umsonst ist das Vierspringerspiel eine meiner Lieblingseröffnungen. Auch ich überrasche gerne meine Gegner.

Welche Person(en) hat (haben) Sie am meisten geprägt? In schachlicher Hinsicht?

Mein Trainer IM Beat Züger und mein Jugendschachleiter Mathias Knobel. Massgeblich verantwortlich für meine Entwicklung und meine Erfolge ist mein Trainer Beat Züger. Er ist seit Beginn meiner schachlichen Entwicklung mein Trainer, und von ihm habe ich mein ganzes Schachwissen gelernt. Von Mathias Knobel lernte ich, niemals aufzugeben, um das Glück auf meine Seite zu zwingen. Ferner gab es mit ihm unendliche Blitzabende bis nach Mitternacht (nicht immer zur Freude meiner Eltern, schmunzelt). Leider ist Mathias 2013 überraschend und viel zu früh verstorben und hat bei mir eine Lücke hinterlassen.

Welche Rolle spielt Schach in Ihrem Leben?

Eine sehr grosse Rolle, weil mich dieser Sport immer aufs Neue fasziniert und begeistert. Den Grossteil meiner Freizeit investiere ich in diesen Sport. Ich könnte mir ein Leben ohne Schach nicht vorstellen.

Wie erklären Sie einem Laien die Faszination des Schachspiels?

Schach lebt vom unendlichen Variantenreichtum. Es fördert logisches Denken und Kreativität. Es gibt keine Alters- oder Geschlechterbegrenzung, jeder kann gegen jeden spielen. Es benötigt etwas Fantasie und unterstützt die Vorstellungskraft.

Der Schweizerische Schachbund leidet seit Jahren an einem Mitgliederschwund – mit welchen Massnahmen würden Sie diesen Trend stoppen?

Für diese Frage bin ich wahrscheinlich etwas zu jung. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass Schach als Schulfach, wie beispielsweise in Armenien, sicherlich sehr hilfreich wäre.

Warum gibt es so wenig schachspielende Frauen?

Ich glaube in Europa fehlt es an weiblichen Vorbildern – wie zum Beispiel Judit Polgar.

Was und wann haben Sie zuletzt neu erlernt?

Da ich noch zur Schule gehe, lerne ich jeden Tag etwas Neues. Im schachlichen Bereich spreche ich mich mit dem Trainer ab, was mich interessiert, und er bestimmt den Zeitpunkt, wann ich reif dafür bin.

Für was können Sie sich begeistern?

Auf meine nächsten Schachpartien respektive Schachturniere und für meine Familie und Freunde.

Was stört Sie in der Schweiz? Was würden Sie ändern, wenn Sie könnten?

Ich finde die Schweiz toll, deshalb muss man nichts ändern!

Welche Länder/Orte haben Sie bereist, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – und warum?

Ich durfte an die U14-WM nach Griechenland (Halkidiki). Dieses Turnier war von A bis Z die beste Organisation, die ich erleben durfte. Der Austragungsort am Meer, das Hotel, das Essen und der Teamgeist im Schweizer Team war alles perfekt. Hier habe ich es zum ersten Mal geschafft, an einem Live-Brett zu spielen.

Welchen Traum würden Sie sich gerne noch erfüllen?

Ich habe zwei Träume, einen Junioren-WM-Titel und das Erreichen vom GM-Titel.

Abschliessende Frage: Haben Sie einen Trainer und wie viel trainieren Sie?

Ja, ich habe einen Trainer, IM Beat Züger seit 2010. Er wohnt nur vier Dörfer von mir entfernt, und wir trainieren zweimal in der Woche bei mir zu Hause am Brett.

Porträt von Fabian Bänziger

Geburtsdatum: 16. Mai 2002

Wohnort: Pfäffikon/SZ

Schachklubs: March-Höfe, Gonzen, Luzern

Wichtigste Erfolge national

2017: 3. an der Herren-Schweizer Meisterschaft (zugleich erste IM-Norm), 1. Schweizer Meisterschaft U20, 1. Schweizer Meisterschaft U16, zweitbester Schweizer am Bundesturnier, 1. SJMM (mit Gonzen)

2016: 1. Schweizer Meisterschaft U16 (als 14-Jähriger), 3. Schweizer Meisterschaft U20, 1. SGM/1. Bundesliga (mit Gonzen), 4. SMM/Nationalliga A (mit Luzern)

2015: 1. Schweizer Meisterschaft U14, 1. Jugend-Schnellschachmeisterschaft U14, 3. Schweizer Meisterschaft U20

2014: 4. Schweizer Meisterschaft U14 (als 12-Jähriger), 1. Jugend-Schnellschachmeisterschaft U12, 5. Schweizer Meisterschaft U16

2013: 1. Schweizer Meisterschaft U12, 1. Jugend-Schnellschachmeisterschaft U12

2012: 1. Schweizer Meisterschaft U10, 1. Jugend-Schnellschachmeisterschaft U10

Wichtigste Erfolge international

2016: 11. U14-EM in Prag (Tsch), Auszeichnung zum FIDE-Meister (FM) als jüngster Schachspieler der Schweizer Schachgeschichte

Besondere Erfolge

2017: Remis gegen GM Gata Kamsky beim Grenke-Open in Karlsruhe (D)

2014: Remis gegen Ex-Weltmeister GM Anatoli Karpow beim Simultanturnier in Bern

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Peter A. Wyss Kommentar von Peter A. Wyss |

Viel Erfolg und Stehvermögen beim Realisieren deiner beiden Träume!

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