Von unmöglichen Zügen und Uhrentricks

von SSB Administrator (Kommentare: 11)

ad - In den 1990er-Jahren flüchteten viele Schachspieler aus dem ehemaligen Jugoslawien in den Westen. Sie verstärkten einige Mannschaften und gaben den Turnierpartien mit ihrem offensiven Spiel viel Würze. Allerdings verbreitete sich auch die Unsitte, in Blitzturnieren mit unmöglichen Zügen und Uhrentricks die Partien auf unfaire Weise für sich zu entscheiden. Deswegen mussten die FIDE-Regeln mehrmals verschärft und präzisiert werden, bis das Getrickse eingedämmt werden konnte. Mittlerweile sind die Regeln wieder etwas lockerer.

Weiterhin gültig sind die Regeln, dass man die Züge mit einer Hand ausführt (Artikel 4.1) – auch die Rochade und Bauernumwandlung – und dass man die Uhr mit derselben Hand bedient (6.2.3). Ebenso müssen umgeworfene Figuren auf eigene Zeit wieder korrekt hingestellt werden (7.4). Auch darf die Uhr weder hochgehoben noch verschoben werden (6.2.4). Zuwiderhandlungen werden üblicherweise eskalierend bestraft: Beim ersten Mal Verwarnung, beim zweiten Mal Zeitgutschrift für den Gegner, beim dritten Mal Partieverlust.

Der illegale Zug – König im Schach stehen lassen oder ins Schach laufen, gefesselte Figur bewegt, den Bauern auf dem Umwandlungsfeld stehen gelassen, den König schlagen, Coreolis-Züge* – gilt als aufgeführt, sobald die Figur losgelassen wurde. Hier gilt: Beim ersten Mal Zeitgutschrift für den Gegner, beim zweiten Mal Partieverlust. Früher hat man die Partie sofort verloren. Allerdings darf man trotz der Berührt-Geführt-Regel (4.3) nicht zu einem illegalen Zug gezwungen werden (4.5).

Diese Regeln gelten bei allen Partien, egal ob Langzeit, Schnellschach oder Blitz. Bei Schnellschach und Blitz darf der Schiedsrichter sogar von sich aus eingreifen. Allerdings ist das heute glücklicherweise nur noch selten nötig.

*Die Coreolis-Kraft lenkt Objekte auf der Erde bei geradlinigen Bewegungen ab und kann dazu führen, dass Figuren auf dem falschen Zielfeld landen. Taucht insbesondere bei unerwarteten Gewinnzügen auf.

Josef Nemecek

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Beat Spielmann Kommentar von Beat Spielmann |

Ich schätze diese Kolumnen sehr und erlaube mir eine Frage. Dabei stütze ich mich auf das "Handbuch des FIDE-Schiedsrichters, 4. Auflage", das wir 2019 beim FA-Seminar in Magglingen bekommen haben.

Zum Ziehen mit einer Hand:
Regel 7.5.4 sagt: "Benützt ein Spieler zwei Hände zur Ausführung ..... wird dies wie ein regelwidriger Zug behandelt und entsprechend bestraft.
- Regel 7.5.5 besagt für diesen Fall, dass der Schiedsrichter beim ersten regelwidrigen Zug dem Gegner 2 Minuten hinzufügt und die Partie nach dem zweiten regelwidrigen Zug als verloren erklärt.
Die Variante "Verwarnung ohne Zeitstrafe" steht somit dem Schiedsrichter nicht zur Verfügung.
Oder interpretiere ich das falsch?

Matthias Lobmayer Kommentar von Matthias Lobmayer |

Ich empfinde die Erwähnung der Schachspieler aus dem ehemaligen Jugoslawien in diesem Zusammenhang sehr unangemessen und befremdlich. Fair Play ohne Vorurteile!

Michael Jähn Kommentar von Michael Jähn |

Beim Sachverhalt des Ziehens mit zwei Händen muss ich Beat zustimmen. Ich sehe da keinen Ermessensspielraum als Schiedsrichter.

Im Artikel hat sich noch ein kleiner Schreibfehler eingeschlichen. Es muss Corioliskraft und nicht Coreolis-Kraft heissen. In diesem Zusammenhang wäre es noch interessant, ob die Figuren in unseren Breiten eher nach rechts oder links abgelenkt werden ;-)

Josef Nemecek Kommentar von Josef Nemecek |

An Beat Spielmann und Michael Jähn: Es ist korrekt, die Verwarnung steht beim Spiel mit beiden Händen nicht zu Verfügung, es wird gleich eine Zeitstrafe ausgesprochen, und beim Wiederholungsfall wird die Partie für Verloren erklärt. Das Thema Strafen ist für eine spätere Kolumne geplant, hier wollte ich nur das grundsätzliche Vorgehen aufzeigen.

Dass ich irrtümlich Coreolis statt Coriolis geschrieben habe ist mir natürlich peinlich, auf der Nordhalbkugel natürlich nach rechts, auf dem Brett jedoch auf das vorteilhaftere und überraschendere Feld.

Alexander Schiendorfer Kommentar von Alexander Schiendorfer |

Der Beitrag ist interessant, aber der Hinweis auf die Spieler aus Jugoslawien ist befremdlich.

Zeljko Knezevic Kommentar von Zeljko Knezevic |

Hallo Herr Nemecek, wie weit wohlen sie politisieren das Tricks und und unfair hat Zusammenhang mit Ex-Jugoslawien und warum? "Blitzturnieren mit unmöglichen Zügen und Uhrentricks die Partien auf unfaire Weise für sich zu entscheiden". Sie geben sich zu viel! Schach politisieren für was? FIDE hat Regeln korrigieret? Also das (Was immer?) war nach Regeln.

Zeljko Knezevic Kommentar von Zeljko Knezevic |

Das Die 6 Ethik-Prinzipien des SSB

Erstens - Fairness
Vereine, Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre setzen alles daran, dass der Schachsport in einem würdigen Umfeld ausgeübt wird. Sie sind aufgefordert, eine faire Spielkultur zu fördern. Das Verhalten untereinander, gegenüber der Öffentlichkeit und dem Gegner am Brett ist jederzeit von gegenseitigem Respekt, Anstand und Ehrlichkeit geprägt.

Zweitens - Gleichbehandlung
Der Schachsport steht unabhängig von Nationalität, Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Leistungsstärke, sozialer Herkunft, religiöser und politischer Ausrichtung allen interessierten Personen und Organisationen offen.

Budisin Stanislav Kommentar von Budisin Stanislav |

Endlich mal erlich von Schachverband Danke schon!

Zeljko Knezevic Kommentar von Zeljko Knezevic |

Art. 4 FIDE principles

4.4 FIDE rejects any kind of discrimination against a country, private person or group
of people on account of race, skin colour, ethnic, national or social origin,
citizenship, birth, age, status, wealth, disability, language, religion, sex, gender
identity or expression, pregnancy, sexual orientation, political opinions, or any
other reason.

M.P. Kommentar von M.P. |

Liebe SSB-Verantwortliche, stört sich wirklich niemand von Ihnen an den peinlichen Ergüssen von Herrn Nemecek? Kein Wunder, dass immer mehr Mitglieder den SSB verlassen und Sponsoren ausbleiben.

Josef Nemecek Kommentar von Josef Nemecek |

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Dieses Forum ist gedacht für sachliche und fachliche Fragen zum Thema FIDE-Regeln. Diese Regelecke illustrierte die Lebendigkeit der FIDE-Regeln, da sie auf aktuelle Gegebenheiten Rücksicht nehmen und bei Bedarf angepasst werden. Sie beschreiben erwünschtes und unerwünschtes Verhalten, und wenn z.B. störendes Caféschach-Verhalten von den Regeln nicht erfasst wird, so wird das von den FIDE-Regelgremien aufgenommen. Andere Beispiele sind mobile Geräte, Doping, Cheating und Online-Schachturniere.

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Gens uns sumus!

IA Dr. Josef Nemecek, Präsident der Schiedsrichterkommission

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