Am Wochenende Doppel-Schlussrunde der Nationalliga A in Lausanne – die halbe Liga kann noch Meister werden – alle 80 Partien live im Internet!

von Markus Angst

Der für Réti spielende und 5 aus 7 aufweisende FM Matthias Gantner hat mit eine realistische Chance auf seine zweite IM-Norm.

ma - Mit den fünf nur durch zwei Punkte getrennten Top-Teams Genf, Riehen, Winterthur, Luzern und Zürich verspricht die zentrale Doppel-Schlussrunde der Nationalliga A in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) vom kommenden Wochenende in Lausanne Hochspannung im Kampf um den Titel. Diesen können Sie zu Hause auf Ihrem Computer live miterleben, werden doch alle 80 Partien live im Internet übertragen.

Genf und Riehen je 12 Punkte, Titelverteidiger Winterthur und Luzern je 11, Zürich 10 – der auf der Vorjahresrangliste basierende Spielplan, gemäss dem die Top 4 der vergangenen Saison erst zum Meisterschaftsschluss gegeneinander spielen, sorgt einmal mehr für ein dramatisches NLA-Finale. Im letzten Jahr wurde das Titelrennen erst in der allerletzten Partie entschieden (http://www.swisschess.ch/news-112/erster-meistertitel-fuer-winterthur-seit-1981-silber-fuer-zuerich-bronze-fuer-genf-bodan-und-neuenburg-steigen-in-die-nationalli.html, http://www.swisschess.ch/news-112/nationalliga-a-showdown-in-regensdorf-im-werner-hug-haette-gegen-im-richard-forster-ein-remis-reklamieren-koennen.html).

Mit Winterthur - Genf und Zürich - Riehen am Samstag (13 Uhr) sowie Genf - Riehen und Winterthur - Zürich am Sonntag (11 Uhr) kommt es im Hôtel «Aquatis» (Route de Berne 148) gleich zu vier Spitzenkämpfen. Von den Top-Teams hat einzig der Vorjahresfünfte Luzern mit Echallens (8.) und Réti Zürich (6.) ein – jedenfalls auf dem Papier – leichtes Programm.

Aber Achtung: Vor Jahresfrist befand sich Genf als damaliger Vorjahresfünfter in der genau gleichen Ausgangslage. Auch die Romands gingen 2017 in der Schlussrunde den Spitzenmannschaften aus dem Weg – verloren aber in der 8. Runde prompt 3½:4½ gegen den Abstiegskandidaten Mendrisio und verspielten damit den Meistertitel (http://www.swisschess.ch/news-112/id-8-nationalliga-a-runde-in-regensdorf-winterthur-und-zuerich-gewinnen-genf-verliert-ueberraschend-showdown-zwischen-winterthur.html).

Ob IM Oliver Kurmann den letztjährigen Genfer Flop wohl noch präsent hat? Jedenfalls äussert sich der Luzerner Captain betont zurückhaltend zur Ausgangslage für sein Team: «Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Wenn wir aber die Erwartung erfüllen, fleissig punkten und sich unsere Direkt-Konkurrenten fair verteilt die Punkte wegnehmen, dann ist der Meistertitel denkbar. Jedenfalls können wir ohne Druck aufspielen.»

Auch Patrice Delpin, Präsident von Leader Genf, will noch nicht vom Meistertitel reden: «Wenn so viele Teams den Pokal holen können, ist keine Prognose möglich. Natürlich haben wir es in den eigenen Händen, wenn wir zweimal gewinnen oder drei Punkte holen und Zürich unsere Konkurrenten schlägt. Aber es wird auf jeden Fall schwierig.»

Nach dem sensationellen 7:1-Sieg gegen den amtierenden Meister Winterthur in der 7. Runde müsste Peter Erismann eigentlich voller Optimismus Richtung Lausanne schauen. Doch auch der Riehen-Captain gibt sich nur vorsichtig optimistisch: «Klar haben wir realistische Chancen auf den Titel. Die grosse Frage ist jedoch, ob es Genf oder uns gelingen wird, vier Mannschaftspunkte zu holen.»

Nur noch in der Aussenseiterrolle sehen sich die beiden Zürcher Mannschaften. «Nach der klaren Niederlage gegen Riehen haben wir unsere gute Ausgangslage verspielt und sind im Titelrennen von den Resultaten anderer Teams abhängig», sagt Winterthurs Captain und Präsident Roman Freuler. Und trotzdem hat er die Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung noch nicht ganz aufgegeben: «Wir werden versuchen, unsere beiden Wettkämpfe zu gewinnen, was in Anbetracht unserer starken Gegner aber ein schwieriges Unterfangen ist. Die Situation an der Tabellenspitze ist sehr eng und spannend, so dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass der Titelkampf noch die eine oder andere Wendung nimmt, bevor der Meister feststeht.»

Kaum mehr Hoffnung hat Christian Issler, beim Rekordmeister SG Zürich ebenso wie Roman Freuler in Winterthur Captain und Vereinspräsident im Doppelamt. «Nach der unnötigen Niederlage gegen Genf haben wir uns wohl aus dem Titelrennen verabschiedet und müssen uns in der Schlussrunde mit der Rolle des Meistermachers begnügen», kommentiert er die Ausganglage seines Teams kurz und sec.

Im Schatten des Titelkampfs wehrt sich mit dem zwei Punkte aufweisenden Echallens sowie den noch punktelosen Mendrisio und St. Gallen ein Trio gegen den Abstieg, während Wollishofen mit seinen vier Punkten wohl gerettet ist. Mendrisio trifft mit Echallens und St. Gallen noch auf beide direkten Konkurrenten, während Echallens noch gegen Luzern und St. Gallen noch gegen Wollishofen spielt.

Als einziger Spieler Chancen auf eine IM-Norm hat mit FM Matthias Gantner just ein Schweizer, der auf diese Saison hin nach vierjähriger Pause sein SMM-Comeback gegeben hat. Der für Réti spielende 30-jährige Aargauer befand sich von 2014 bis 2017 wegen eines Studienaufenthalts im Ausland und feiert dieses Jahr mit 5 Punkten aus sieben Partien eine überzeugende Rückkehr in die Nationalliga A. Um die IM-Norm abzusichern, braucht Matthias Gantner…

…zwingend noch einen Titelträger als Gegner und...

...2 aus 2 mit einem Spieler, der mindestens 2077 ELO hat,

...1½ aus 2, wenn beide Spieler einen Schnitt von 2302 aufweisen,

...1 aus 2, wenn beide Spieler einen Schnitt von 2487 aufweisen.

Zur Erinnerung: Sein Verein Réti spielt noch gegen Wollishofen und Luzern. Es wäre übrigens Gantners zweite IM-Norm in einem Mannschaftswettbewerb innert Jahresfrist. Seine erste holte er 2017 bei der 4NCL in England.

Eine minimale Chance auf eine GM-Norm hat der für Riehen spielende IM Ioannis Georgiadis. Der wie Gantner 5 aus 7 aufweisende 31-jährige Grieche müsste allerdings noch auf zwei Grossmeister mit einem ELO-Schnitt von 2596 treffen und beide Partien gewinnen – eine echte Knacknuss.

Alle 80 Partien live im Internet!

Dank der Initiative von Lindo Duratti, Captain des die Schlussrunde organisierenden Schachklubs Echallens, können Sie den Kampf um den Titel und gegen den Abstieg live im Internet miterleben. Alle 80 Partien werden auf https://chess24.com/en/watch/live-tournaments/swiss-team-championship-2018/ übertragen.

Partien der Doppel-Schlussrunde vom 27./28. Oktober in Lausanne (Hôtel «Aquatis», Route de Berne 148)

8. Runde (Samstag, 13 Uhr): Winterthur - Genf, Zürich - Riehen, Luzern - Echallens, Wollishofen - Réti, St. Gallen - Mendrisio.

9. Runde (Sonntag, 11 Uhr): Genf - Riehen, Winterthur - Zürich, Réti - Luzern, Wollishofen - St. Gallen, Mendrisio - Echallens.

NLA-Rangliste nach 7 Runden

1. Genf 12 (38). 2. Riehen 12 (37½). 3. Winterthur 11 (37). 4. Luzern 11 (35½). 5. Zürich 10 (33). 6. Réti 8 (32½). 7. Wollishofen 4 (23). 8. Echallens 2 (19½). 9. Mendrisio 0 (12½). 10. St. Gallen 0 (11½).

Die erfolgreichsten Punktesammler in der NLA

GM Mihajlo Stojanovic (Réti) 6 Punkte aus 7 Partien, GM Florian Jenni und IM Dennis Kaczmarczyk (beide Winterthur) je 5½/7, IM Gabriel Gähwiler (Winterthur), GM Nikita Petrow und FM Quentin Burri (beide Genf) je 5/6, GM Yannick Pelletier (Zürich), GM Nico Georgiadis (Winterthur), IM Clovis Vernay (Genf), IM Ioannis Georgiadis (Riehen) und FM Matthias Gantner (Réti) je 5/7, GM Markus Ragger (Riehen) 4½/5, GM Noël Studer (Luzern), GM Jean-Noël Riff (Genf) und IM Ralph Buss (Echallens) je 4½/6, GM Ognjen Cvitan (Riehen) 4/5.

Einzelbilanz der 10 NLA-Teams

Genf (12 Spieler eingesetzt): IM Clovis Vernay 5/7, GM Andrei Sokolow 3½/7, GM Gilles Mirallès 3½/7, GM Nikita Petrow 5/6, FM Quentin Burri 5/6, GM Jean-Noël Riff 4½/6, GM Robert Fontaine 3/5, IM Richard Gerber 2/4, IM Alexandre Vuilleumier 3/3, GM Juri Kryworuschko 1½/2, IM Claude Landenbergue 1½/2, IM Hung Fioramonti ½/1.

Riehen (11): IM Ioannis Georgiadis 5/7, GM Olivier Renet 4½/7, IM Dennis Breder 4½/7, GM Andreas Heimann 3½/6, GM Markus Ragger 4½/5, GM Ognjen Cvitan 4/5, FM Anvar Turdyev 3/5, Sebastian Schmidt-Schäffer 3/5, Gregor Haag 3/4, IM Nicolas Brunner 1/3, FM Christian Flückiger 1½/2.

Winterthur (10): GM Florian Jenni 5½/7, IM Dennis Kaczmarczyk 5½/7, GM Nico Georgiadis 5/7, IM Richard Forster 4½/7, IM Martin Ballmann 3/7, IM Gabriel Gähwiler 5/6, FM Benedict Hasenohr 3½/6, GM Pentala Harikrishna 3/5, FM Emanuel Schiendorfer 1/3, Philipp Balcerak 1/1.

Luzern (13): IM Oliver Kurmann 4/7, IM Valery Atlas 4/7, IM Roland Lötscher 4/7, GM Noël Studer 4½/6, FM Vincent Riff 3½/5, GM Martin Krämer 3/5, IM Fabian Bänziger 3/5, IM Georg Fröwis 2½/5, FM Davide Arcuti 3½/4, FM Enrique Almada 1½/2, WFM Lena Georgescu 1/1, GM Robert Hübner ½/1, FM Roger Gloor ½/1.

Zürich (11): GM Yannick Pelletier 5/7, IM Werner Hug 4½/7, GM Christian Bauer 4/7, GM Lothar Vogt 4/7, IM Ilja Mutschnik 3½/7, FM Jörg Grünenwald 3½/6, FM Jonathan Rosenthal 3/6, GM Lucas Brunner 3/4, GM Alexandra Kosteniuk 1½/3, FM Norbert Friedrich ½/1, FM Filip Goldstern ½/1.

Réti Zürich (11): GM Mihajlo Stojanovic 6/7, FM Matthias Gantner 5/7, GM Joe Gallagher 4/7, IM Christian Maier 3/7, GM Sebastian Bogner 4/6, Francesco Antognini 3/6, IM Jewgeni Degtjarew 3/5, FM Kaspar Kappeler 1½/5, Michael Hofmann 2/3, FM Jonas Wyss 1/2, Christian Wagner 0/1.

Wollishofen (12): GM Michael Prusikin 3½/7, FM Marco Gähler 3/7, IM Luca Kessler 2½/7, FM Fabian Mäser 2/7, IM Michael Hochstrasser 4/6, IM Olivier Moor 3/6, Andreas Umbach 1½/4, IM Roger Moor 1/4, Jürgen Fend 1½/3, Martin Albisetti 1/3, Daniel Good 0/1, Georg Kradolfer 0/1.

Echallens (11): FM Gabriele Botta 3/7, Pascal Vianin 2/7, Cédric Pahud 2/7, IM Guillaume Sermier 1½/7, IM Ralph Buss 4½/6, FM Yevgen Bondar 2/6, IM Manuel Valles 1½/6, FM Aurelio Colmenares ½/4, GM Florin Gheorghiu 1½/3, André Meylan 1/2, Lindo Duratti 0/1.

Mendrisio (17): IM Renzo Mantovani 2½/7, FM Fabrizio Patuzzo 1½/7, IM Emiliano Aranovitch 2/6, Alfredo Cacciola ½/6, WGM/IM Yelena Sedina 1½/5, Oleg Zujew ½/5, IM Fabio Bellini 1/3, Corrado Astengo ½/3, FM Alec Salvetti 1/2, FM Hans Karl 0/2, Pier Paolo Pedrini 0/2, Sergio Cavadini 0/2, GM Michele Godena 1/1, IM Paolo Vezzosi ½/1, Giorgio Lundmark 0/1, David Sässeli 0/1, David Camponovo 0/1.

St. Gallen (11): Elias Giesinger 1½/7, Noah Fecker 1/7, Marc Potterat 1½/6, IM Milan Novkovic 1/6, Christian Salerno 1/6, WFM Julia Novkovic ½/6, Thomas Akermann 1½/5, Peter Klings 1½/5, Martin Leutwyler ½/5, Wolfgang Steiger 1/2, Anton Thaler ½/1.

Die Meister der letzten 10 Jahre

2017 Winterthur

2016 SG Zürich

2015 Genf

2014 Réti Zürich

2013 Réti Zürich

2012 Genf

2011 Réti Zürich

2010 SG Zürich

2009 SG Zürich

2008 SG Zürich

Meistertitel seit der Einführung der SMM 1951

SG Zürich: 25

Allschwil: 8

Biel: 7

Nimzowitsch Zürich: 6

Genf: 4

Bern (Zytglogge): 3

Birseck: 3

Réti Zürich: 3

Winterthur: 3

Basel: 2

Luzern: 1

Reichenstein: 1

Mendrisio: 1

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