Der SSB sagt die SEM in Flims ab – und empfiehlt den Klubs, weiterhin nicht am Brett zu spielen

von Markus Angst

Nach der Absage der SEM in Flims gibt es in diesem Jahr keine Schweizer-Meister-Titel in den Kategorien Herren, Damen, Senioren und Junioren.

ma - Die vom 9. bis 17. Juli in Flims geplanten Schweizer Einzelmeisterschaften (SEM) finden nicht statt. Der Schweizerische Schachbund (SSB) entschied sich angesichts der nach wie vor grossen Bedenken wegen der Corona-Krise für eine Absage der diesjährigen Titelkämpfe. Deshalb werden in diesem Jahr in den Kategorien Herren, Damen, Senioren und Junioren keine Schweizer-Meister-Titel vergeben.

Zwar wäre es nach den gestrigen Beschlüssen des Bundesrats, die insbesondere für den Sport markante Lockerungen brachten, grundsätzlich möglich, in wenigen Tagen wieder Face to Face am Brett zu spielen. «Die damit verbundenen Unsicherheiten sind aber zu gross, um ein Turnier in der Dimension der SEM mit rund 300 Teilnehmern reibungslos über die Bühne zu bringen», so Peter A. Wyss.

«Deshalb entschieden wir uns in einer Online-Sitzung am Mittwochabend nach Abwägung aller Vor- und Nachteile schweren Herzens für die Absage», sagt der SSB-Zentralpräsident, den als Bündner der Verzicht auf die Titelkämpfe in seinem Wohnkanton natürlich doppelt schmerzt.

Gegen die Durchführung der SEM sprechen trotz der jüngsten Lockerungen mehrere Faktoren. Allen voran der nach wie vor empfohlene Zwei-Meter-Abstand. Zwar darf dieser inskünftig für kürzere Zeit wieder unterschritten werden, für Schachpartien mit normaler Bedenkzeit ist dies jedoch nicht möglich.

Kommt hinzu, dass die SEM mehrere Tage dauert, es zu einer Durchmischung und Zirkulation der Personen kommt und es viele Teilnehmer aus Risikogruppen hat. Würde während des Turniers eine Person positiv auf das Corona-Virus getestet, müssten alle anderen SEM-Teilnehmer 14 Tage in die Quarantäne. Ein unvorstellbares Szenario, das dem Schachsport grossen medialen Imageschaden zufügen könnte und zudem viele Spieler(innen) zum Vornherein davon abhalten dürfte, sich für die SEM anzumelden.

Es ist das erste Mal seit 52 Jahren, dass die seit 1889 ausgetragenen Schweizer Einzelmeisterschaften nicht stattfinden. 1968 wurden sie nicht durchgeführt, weil der damalige Schweizerische Schachverband seine gesamten Ressourcen in die Organisation der Schach-Olympiade in Lugano steckte. Die SEM 2021 findet in Champéry im französischsprechenden Teil des Kantons Wallis statt, die SEM 2022 voraussichtlich in Flims.

Ob das unmittelbar nach der SEM in Flims geplante Bieler Schachfestival über die Bühne gehen wird, entscheiden die Organisatoren in wenigen Tagen. Wir werden Sie darüber an dieser Stelle auf dem Laufenden halten.

Empfehlung an die Klubs: keine Partien am Brett!

Nach den jüngsten Bunderats-Beschlüssen könnten Schachvereine ihr Klubleben unter Einhaltung diverser Rahmenbedingungen ab nächster Woche zwar wieder aufnehmen. Der SSB empfiehlt den Klubs jedoch, mindestens bis zur Sommerpause auf Partien am Brett zu verzichten – in erster Linie wegen der Abstands-Problematik.

Positive Auswirkungen haben die Lockerungen jedoch auf die Schweizer Schachschulen. So sind Trainings – ebenso wie in den Schachklubs, sofern der Vermieter grünes Licht gibt – mit mehr als fünf Personen in einem Raum wieder erlaubt. Auch Sommer-Camps sind wieder möglich. Der SSB wird sein Schutzkonzept für den Schachunterricht umgehend anpassen (http://www.swisschess.ch/tl_files/ssb/Covid-19/Covid-19-Schutzkonzept_SSB.pdf).

Lesen Sie mehr über die Verbreitung des Corona-Virus in der Schweiz auf der Website des Bundesamts für Gesundheit: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home.html

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