Die SSB-Delegiertenversammlung findet am 19. Juni virtuell statt – Wahlen und Abstimmungen schriftlich nach der DV

von Markus Angst

André Vögtlin kandidiert an der Delegiertenversammlung vom 19. Juni als neuer Zentralpräsident des Schweizerischen Schachbundes.

ma - Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schachbundes (SSB) vom 19. Juni, 14 Uhr, findet gemäss einem Beschluss des Zentralvorstands nicht wie vorgesehen physisch im Haus des Sports in Ittigen, sondern wegen der Corona-Pandemie virtuell statt.

Im vergangenen Jahr hatte der Zentralvorstand einen Ersatztermin im September vorgesehen, bevor die DV schriftlich durchgeführt wurde. Diesmal verzichtete er jedoch auf einen Ausweichtermin. «Wir haben die verschiedene Varianten diskutiert und uns dann entschieden, die DV sowohl schriftlich (Wahlen und Abstimmungen) als auch über Zoom (Rück- und Ausblick sowie Vorstellung der zur Wahl stehenden ZV-Mitglieder) zu organisieren», sagt der scheidende Zentralpräsident Peter A. Wyss. «Wir vermeiden damit das Risiko, die DV zuerst zu verschieben und dann doch nicht live durchzuführen zu können und stellen sicher, dass der neue ZV termingerecht seine Arbeit aufnehmen kann.»

Die Delegierten können sich über die Online-Plattform Zoom in die Versammlung einloggen. Die Details hierfür werden noch bekanntgegeben. Allerdings sind während der Versammlung weder mündliche Voten noch Abstimmungen und Wahlen möglich. Kommentare können in einem Chat abgegeben werden, die Abstimmungen und Wahlen erfolgen schriftlich im Nachgang der Versammlung.

Der Versand der DV-Unterlagen an die Sektionspräsidenten und Ehrenmitglieder erfolgte bereits. Alle Dokumente wurden auf der DV-Seite der SSB-Website aufgeschaltet und ein Forum für Fragen eingerichtet.

Während der Versammlung werden zweisprachige Dokumente präsentiert, und es gibt eine Live-Übersetzung von Deutsch auf Französisch und umgekehrt. Die im Chat schriftlich gestellten Fragen werden am Schluss jedes Traktandums beantwortet. Die Abstimmungs- und Wahlzettel müssen bis 2. Juli bei der SSB-Geschäftsstelle eingereicht werden und werden am 5. Juli ausgezählt.

André Vögtlin kandidiert als SSB-Zentralpräsident

Haupttraktandum der diesjährigen DV ist die Wahl eines neuen Zentralpräsidenten. Der Zentralvorstand portiert André Vögtlin als Nachfolger von Peter A. Wyss, der nach drei zweijährigen Amtsperioden statutengemäss nicht wiedergewählt werden kann.

Der 58-jährige André Vögtlin wohnt im baselländischen Muttenz, ist Mitglied der Schachklubs Muttenz (den er seit 2017 präsidiert) und Pfeffingen und seit 2019 Mitglied des SSB-Zentralvorstands, wo er für den Nachwuchs zuständig ist. Beruflich ist er Inhaber und Geschäftsführer eines Kaderpersonalberatungs-Unternehmens in Basel (lesen Sie dazu das ausführliche Interview mit André Vögtlin in der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Schachzeitung»).

Sieben «offizielle» Kandidat(inn)en und ein «Wilder» für den Zentralvorstand

Ausserdem wählen die Delegierten den siebenköpfigen Zentralvorstand neu. Neben Peter A. Wyss treten mit Philippe Zarri (Ressort Turniere) und Jana Ramseier (Ressort Informatik und Kommunikation) zwei weitere ZV-Mitglieder zurück.

Neben den drei Bisherigen Andreas Lienhard (Ressort Spitzensport und voraussichtlich neuer Vizepräsident), Ruedi Farner (Ressort YourSwissChess, Ausbildung und Verbände) und Joe Brand (Ressort Finanzen) stellen sich neu Prabitha Urwyler (vorgesehen für das Ressort Turniere), René Hirzel (vorgesehen für das Ressort Nachwuchs) und Urs Hirt (vorgesehen für das Ressort Informatik und Kommunikation) zur Wahl.

Die 47-jährige Prabitha Urwyler ist Mitglied der Schachgesellschaft Schwarz Weiss Bern, seit 2017 Leiterin der Schweizerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft (SJMM), leitet den letzten noch laufenden Team-Cup und ist Mitglied der Kommission Turniere und der Jugendschachkommission. Beruflich ist sie Senior Researcher in der Gruppe Gerontechnologie und Rehabilitation am ARTORG-Zentrum der Universität Bern und in der Abteilung für Neurorehabilitation an der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Inselspital. Sie forscht in den multidisziplinären Bereichen Biomedizinische Technik, Neurowissenschaften und Neurorehabilitation. 

Der 57-jährige René Hirzel ist Mitglied der Schachgesellschaft Winterthur, seit 2019 Leiter der Schweizer Jugend-Einzelmeisterschaft (SJEM) und Mitglied der Jugendschachkommission, war SGW-Jugendschachleiter (1981–1991), Mitbegründer und Organisator des Winterthurer Jugend-Einladungsturniers (1986–1997) und Präsident des Schachverbands Winterthur (1994–2000). Der Informatiker ist Leiter Service und Support für den Support (Service Desk und Onsite-Support) in der Spital Thurgau AG mit dem Kantonspital Frauenfeld und Münsterlingen, der Psychiatrie Münsterlingen, der Klinik St. Katharinental und diverse kleineren Kliniken.

Der 51-jährige Urs Hirt ist ein Klubkollege von André Vögtlin und unterstützte diesen 2019 bei der Strategieentwicklung für das SSB-Jugendschach sowie Peter A. Wyss bei der Strategieentwicklung für den ZV. Beruflich ist er einer von drei Geschäftsführern von Staufen.Inova mit Firmensitz in Zürich, bekannt für Beratung in den Bereichen Lean Management, Supply Chain Management, IT und Systeme.

Neben dem vom ZV portierten «offiziellen» Kandidat(inn)en kandidiert mit Peter Hug (32), seines Zeichens Präsident des Vereins Die Schulschachprofis (DSSP), ein «Wilder» für den Zentralvorstand.

Zwar kann der ZV gemäss Artikel 26 der SSB-Statuten aus maximal neun Mitgliedern bestehen. Der amtierende und der mögliche neue ZV sind jedoch entschieden der Ansicht, «dass sich das seit vielen Jahren aus sieben Mitgliedern bestehende Gremium in dieser Konstellation und mit der aktuellen Ressortverteilung bewährt hat.»

Der ZV unterstützt deshalb die Kandidatur von Peter Hug nicht – und zwar nicht nur aus nummerischen Gründen. «Wir erachten es zum einen als problematisch, wenn zwei von acht ZV-Mitgliedern im gleichen Vereinsvorstand sitzen und vier aus dem Raum Basel stammen. Zum andern sind wir der Ansicht, dass Peter Hug als Inhaber der kommerziell ausgerichteten Firma DSSP GmbH schnell in einen Interessenkonflikt geraten würde, wenn er zugleich auch ZV-Mitglied wäre.»

Um die Wahl zu schaffen, braucht Peter Hug mehr Ja- als Nein-Stimmen. Dessen ungeachtet steht es den Sektionen auch an der virtuellen DV wie in der Vergangenheit frei, andere Kandidaten für das Zentralpräsidium und den Zentralvorstand zu portieren. Aus diesem Grund werden die Wahl- und Abstimmungszettel erst nach der virtuellen DV versandt.

SGM-Antrag des Schachklubs Zimmerberg

Zudem haben die Delegierten über einen einzigen Antrag zu entscheiden. Der Schachklub Zimmerberg schlägt vor, die Zahl der Auf- und Absteiger in der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) derjenigen in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) anzugleichen. Nach geltendem Reglement kommen in der SGM derzeit nur die Gruppensieger ins Aufstiegsspiel, in der SMM jedoch die beiden Gruppenersten. Dafür steigen in der SGM nur die Gruppenletzten ab, in der SMM jedoch die beiden Gruppenletzten.

«Wir finden, die Auf-/Abstiegsmodalitäten sollten in beiden Mannschaftswettbewerben gleich behandelt werden», begründet Hanspeter Giger, Präsident des Schachklubs Zimmerberg, den Antrag Vereins. Der Zentralvorstand und die Kommission Turniere empfehlen den Antrag zur Ablehnung. «Zwar haben wir die beiden Wettbewerbe in den vergangenen Jahren in vielen Punkten einander angeglichen, aber bezüglich Auf-/Abstieg darf es unserer Ansicht nach durchaus einen Unterschied geben», findet Peter A. Wyss.

Lesen Sie ein ausführliches Interview mit dem scheidenden SSB-Zentralpräsidenten Peter A. Wyss in der Anfang Juni erscheinen nächsten Ausgabe der «Schweizerischen Schachzeitung».

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