50 Jahre Schweizer Jugendschachstiftung – Interview mit Präsident Michael Hochstrasser

von Markus Angst

Michael Hochstrasser: «Unser Ziel ist es, im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums neue Donatorinnen und Donatoren zu finden.»

ma - 2024 feiert die Schweizer Jugendschachstiftung ihr 50-Jahr-Jubiläum. Sie wurde just heute vor einem halben Jahrhundert – am 25. Januar 1974 – gegründet. Aus diesem Anlass finden Sie im laufenden Jahr auf der Website des Schweizerischen Schachbundes (SSB) jeden Monat und in allen sechs Ausgaben der «Schweizerischen Schachzeitung» einen spannenden Artikel über die Welt des Schweizer Jugendschachs. Den Auftakt macht ein Interview mit Stiftungsratspräsident Michael Hochstrasser.

In Artikel 2 der Stiftungsurkunde steht: «Die Stiftung bezweckt, das Schach unter der männlichen und weiblichen Jugend der Schweiz bis zum Alter von 20 Jahren im Sinne einer zielbewussten Freizeitgestaltung zu fördern.» Was heisst das konkret? Oder anders gefragt: Was macht die Jugendschachstiftung genau?

Michael Hochstrasser: Wir unterstützen Jugendturniere wie beispielsweise das jährlich stattfindende Swiss Young Masters und die Schweizer Meisterschaft U10/U12/U14/U16, deren Finalturnier-Hauptsponsor wir seit 2012 sind. Weiter ermöglichen wir Trainings für Jugendliche. Wir leisten einen Beitrag zum Talentförderungsprogramm des SBB und unterstützen zum Teil auch individuelle Trainings. Seit 2019 vergeben wir einen Förderpreis für herausragende Leistungen eines Schweizer Talents oder für Schachklubs oder für Personen, die sich für das Jugendschach besonders verdient gemacht haben. Zudem haben wir – um talentierten Jugendlichen Spielpraxis zu verschaffen – auch schon Wettkämpfe organisiert wie beispielsweise 2011 das Turnier Meister gegen Junioren in Zürich und 2016 einen Vier-Länder-Wettkampf in La Tour-de-Peilz. Schliesslich unterstützen wir Lehrkurse für Jugendliche und Publikationen über das Jugendschach.

Welchen Stellenwert messen Sie der Jugendschachstiftung bei der (Mit-)Finanzierung von Jugendanlässen in der Schweiz zu?

Einen recht grossen. Wir sind neben dem Schweizerischen Schachbund und der Stiftung Accentus der wohl wichtigste Geldgeber fürs Jugendschach. Einige Jugendschachprojekte finanzieren die Jugendschachstiftung, der Verband und die Stiftung Accentus auch gemeinsam.

Mit dem von Ihnen erwähnten Swiss Young Masters, das dieses Jahr – organisiert von der Union Valaisanne des Echecs vom 29. März bis 7. April in Sion – erstmals in der Westschweiz ausgetragen wird, unterstützt die Jugendschachstiftung ein Einladungsturnier, an dem auch dem Juniorenalter entwachsene Spieler teilnehmen. Aus welchen Überlegungen fördern Sie auch das Spitzenschach?

Ich bin überzeugt, dass sich Spitzenschach und Breitenschach bestens ergänzen. Wir wollen dazu beitragen, unserer Spitze gute Spielgelegenheiten zu bieten. Denn Spitzenspieler(innen) sind wichtige Vorbilder fürs Breitenschach und eine Motivation für hoffnungsvolle Nachwuchstalente.

Die Jugendschachstiftung fördert also nicht nur das Spitzenschach, sondern auch das Breitenschach. Können Sie dazu ein paar Beispiele geben?

Die Jugendschachstiftung zahlt Beiträge an Veranstalter von Jugendturnieren und an das Jugendschachlager während der Schweizer Einzelmeisterschaften. Wir unterstützen zudem interessante Projekte wie vor ein paar Jahren eines des Schachklubs Solothurn zur Förderung des Mädchenschachs. Auch Schachkurse an Schulen haben wir schon unterstützt.

In diesem Jahr wird die Jugendschachstiftung 50. Wie wollen Sie den runden Geburtstag nutzen?

Zu unseren wichtigsten Einnahmequellen gehören rund zwei Dutzend treue Donatorinnen und Donatoren, die jährlich mindestens 500 Franken bezahlen. Bei der Anzahl haben wir noch Luft nach oben, und es ist unser Ziel, im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums neue Donatorinnen und Donatoren zu finden. Insbesondere in der Romandie und im Tessin, wo die Jugendschachstiftung leider noch nicht so stark verwurzelt ist, möchten wir bekannter werden und den Kreis der Donatorinnen und Donatoren erweitern.

Mit welchen Aktionen wollen Sie im laufenden Jahr die Jugendschachstiftung verstärkt in der Schweizer Schach-Community verwurzeln?

Der Stiftungsrat hat mehrere Projekte aufgegleist. So sind der ehemalige SSB-Zentralpräsident Peter A. Wyss und die Nationalmannschaftsspielerin Gundula Heinatz Bürki daran, ein spannendes Jubiläumbuch zu schreiben. Dieses wird im Frühling erscheinen. Neben der (finanziellen) Präsenz am Swiss Young Masters und am SJEM-Finalturnier planen wir auch Marketing-Auftritte mit Flyern und Postern an Turnieren. Ausserdem gibt es eine interessante Veranstaltung mit unseren Donatorinnen und Donatoren während des Bundesturniers im Mai in Olten. Zudem planen wir eine Aktion zusammen mit Schulen. Wir möchten diverse Schulen aus der ganzen Schweiz mit Schachsets und Lehrmaterial bei der Durchführung eines Schachkurses unterstützen. Am Ende des Semesters werden die Schulen an einem zentralen Turnier gegeneinander antreten. Wir hoffen, damit einen Beitrag zur nachhaltigen Integration von Schach an den Schulen zu leisten. Und last but not least modernisieren wir unsere Website.

Zur Person

Michael Hochstrasser ist Jurist (Prof. Dr. iur.) und Partner in einer renommierten Winterthurer Rechtsanwaltskanzlei. Neben seiner anwaltlichen Tätigkeit lehrt er als Titularprofessor für Privat- und Wirtschaftsrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich.

Von 2002 bis 2004 war Michael Hochstrasser Coach der Schweizer Herren-Nationalmannschaft. Seit 2014 amtiert er als Präsident des Verbandsschiedsgerichts des Schweizerischen Schachbundes und seit 2020 auch als Präsident der Jugendschachstiftung.

1995 wurde der aus dem Schachclub Oberglatt stammende, seit 2009 den Titel eines Internationalen Meisters tragende sowie in der Schweizerischen Mannschafts- und Gruppenmeisterschaft für den Schachverein Wollishofen in den obersten Ligen spielende Michael Hochstrasser Schweizer Juniorenmeister.

Werden Sie Donator(in) der Jugendschachstiftung!

Um das Schweizer Jugendschach auch in Zukunft tatkräftig unterstützen zu können, ist die Jugendschachstiftung auf möglichst viele Donator(inn)en angewiesen. Diese verpflichten sich, die Stiftung während fünf Jahren jährlich mit mindestens 500 Franken zu unterstützen.

Auch sonstige Spenden von Privaten oder Firmen sind sehr geschätzt (IBAN CH47 0483 5002 7259 9000 0 bei Credit Suisse). Sie können die Jugendschachstiftung auch in Ihrem Testament begünstigen.

In vielen Kantonen können Spenden die Jugendschachstiftung von den Steuern abgezogen werden. Das gespendete Geld kommt uneingeschränkt der schachinteressierten Jugend zugute, da der Stiftungsrat ehrenamtlich arbeitet.

Die Jugendschachstiftung wird von einem achtköpfigen Stiftungsrat geführt. Diesem gehören neben Präsident Michael Hochstrasser auch André Vögtlin (Zentralpräsident), Peter A. Wyss (ehemaliger SSB-Zentralpräsident), Adrian M. Siegel (ehemaliger SSB-Zentralpräsident), Ruedi Staechelin (ehemaliger SSB-Zentralpräsident), Rahel Umbach (Coach Juniorenkader), Gundula Heinatz Bürki (ehemalige Präsidentin der SSB-Turnierkommission) und Lindo Duratti (Regionalcoach West) an.

Website Schweizer Jugendschachstiftung

Kontakt: Michael Hochstrasser, Präsident

In der «Schweizerischen Schachzeitung» 4/20 finden Sie ein ausführliches Interview mit Michael Hochstrasser.

Lesen Sie in der nächsten Folge im Februar ein Porträt des Club d'Echecs de Nyon, in dem die Jugendarbeit seit Jahren einen grossen Stellenwert hat.

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