SEM in Leukerbad: Titel für IM Fabian Bänziger (Herren), WIM Sofiia Hryzlova (Damen), IM Andreas Huss (Senioren) und Seyed Arvin Kasipour Azbari (Junioren) – IM-Norm für FM Jonas Wyss

von Markus Angst

Sie wurden in Leukerbad Schweizer Meister (von links): IM Andreas Huss (Senioren), IM Fabian Bänziger (Herren), WIM Sofiia Hryzlova (Damen), Seyed Arvin Kasipour Azbari (Junioren).

ma - An den Schweizer Einzelmeisterschaften in Leukerbad gingen die vier Titel an IM Fabian Bänziger (Pfäffikon/SZ), WIM Sofiia Hryzlova (Taverne-Torricella), IM Andreas Huss (Lausanne) und Seyed Arvin Kasipour Azbari (Bremgarten/AG). FM Jonas Wyss (Zürich) wurde im Meisterturnier bester Schweizer, löste damit ein Ticket für das Herren-Titelturnier 2024 und holte seine zweite IM-Norm.

Die Entscheidung um Gold bei den Herren fiel in einem Stichkampf über 10 Minuten plus 10 Sekunden zwischen den nach neun Runden je 5½ Punkte aufweisenden IM Fabian Bänziger und GM Joe Gallagher (Eng/Sz). Beide Tie-Break-Partien gingen remis aus. Das bedeutete für den 21-jährigen Bänziger die Titelverteidigung, da er die um einen halben Punkt bessere Sonneborn-Berger-Wertung aufwies.

Es war dies das erste Mal in der Geschichte des Herren-Titelturniers, dass 5½ Punkte zum Meistertitel reichten. Bisher lag der Tiefstwert bei 6 Punkten – erzielt durch die beiden nicht mehr aktiven IM Roland Ekström 2008 und GM Noël Studer 2016.

Bronze ging sensationell an den nominell schwächsten Spieler des Herren-Titelturniers, FM Benedict Hasenohr (Pfungen). Er holte ebenso wie FM Noah Fecker (Eggersriet), IM Roland Lötscher (Brugg) und der topgesetzte IM Oliver Kurmann (Luzern) 5 Punkte, wies aber die beste Sonneberg-Berger-Wertung dieses Quartetts auf.

Der für die Schachgesellschaft Winterthur spielende Benedict Hasenohr sorgte damit zum zweiten Mal innert zweier Jahre für Schlagzeilen. 2021 hatte er in der Nationalliga A der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) 8½ Punkte aus neun Partien und seine erste IM-Norm geholt.

In der letzten Runde des Damen-Titelturniers feierte die 18-jährige WIM Sofiia Hryzlova (Taverne-Torricella) – während die vier anderen Partien unentschieden ausgingen – gegen Gilda Thode (Grafstal) ihren achten Sieg in Serie und damit ihren ersten Schweizer-Meisterin-Titel. Die wegen der Kriegswirren aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtete, die Farben von Die Schulschachprofis vertretende und seit diesem Jahr für die Schweizer Damen-Nationalmannschaft spielende Bronzemedaillengewinnerin der U18-Europameisterschaft 2022 distanzierte WGM Ghazal Hakimifard (Zürich) um anderthalb und WGM/IM Yelena Sedina (Chiasso), gegen die sie in der Startrunde ihre einzige Niederlage erlitt, um zwei Punkte.

IM Andreas Huss: zweiter Titel nach 1983

40 Jahre nach seinem Herren-Titel wurde der für den Nationalliga-B-Klub Wettswil spielende IM Andreas Huss (Lausanne) dank seines Schlussrunden-Siegs im Senioren-Titelturnier gegen FM Daniel Borner (Männedorf) erstmals Seniorenmeister. Silber ging mit einem halben Punkt weniger an den in der 7. Runde gegen IM Branko Filipovic (Basel) remisierenden IM Heinz Wirthensohn (Reinach/BL). Die Bronzemedaille liess sich trotz seiner Schlussrunden-Niederlage gegen FM Patrik Hugentobler (Volketswil) der lediglich als Nummer 7 gestartete Überraschungsmann Thomas Kuhn (Maur) umhängen.

FM Jonas Wyss bester Schweizer im Meisterturnier

Im Meisterturnier, das der topgesetzte französische GM Christian Bauer mit 7 aus 9 vor seinem punktgleichen Landsmann IM Sébastien Joie (Fr) und GM Li Min Peng (Adliswil/Ukr/6½) gewann, wurde FM Jonas Wyss (Zürich) dank seines Schlussrunden-Siegs gegen Cédric Hirzel (Winterthur) bester Schweizer. Damit sicherte sich der für den ASK Réti Zürich spielende Bundesmeister von 2009 sechs Tage nach seinem 36. Geburtstag nicht nur einen Platz im Herren-Titelturnier 2024, sondern er holte auch seine zweite IM-Norm nach der Studenten-Weltmeisterschaft 2010 in Zürich.

Schweizer Juniorenmeister wurde im Meisterturnier trotz seiner Niederlage gegen Sébastien Joie in der letzten Runde der aus dem Iran in die Schweiz geflüchtete und für die Schachgesellschaft Riehen spielende Seyed Arvin Kasipour Azbari (Bremgarten/AG). Der Schweizer U16-Meister von 2022 holte 5½ Punkte – einen halben mehr als die beiden weiteren Medaillengewinner FM Igor Schlegel (Bern) und Cédric Hirzel.

Hauptturnier I: Sieg für den «anderen» Fecker

FM Noah Fecker (19) verpasste im Herren-Titelturnier als Viertplazierter zwar nur knapp eine Medaille. Dafür gewann sein zwei Jahre älterer Bruder Jan überlegen das Hauptturnier I. Der aus dem Schachklub St. Gallen stammende Eggersrieter holte als Startnummer 3 als Einziger 6½ Punkte und verwies die beiden Romands Noé Python (La Tour-de-Trême/6) und Colin Cordey (Cheseaux-Lausanne/5) auf die Ehrenplätze.

Im Hauptturnier II verbuchte der für Bois-Gentil Genf spielende Andres Callealta (Thônex), der noch nicht in der Führungsliste des Schweizerischen Schachbundes vertreten ist, jedoch 1662 FIDE-ELO aufweist und in Leukerbad als Nummer 50 startete, als Einziger 6 Punkte aus sieben Runden. Zweiter wurde mit einem halben Punkt Rückstand Beat Hunkeler (Pfäffikon/ZH), der 2021 nach 37-jähriger Pause wieder zum Schach zurückgefunden hatte (siehe Porträt auf der SSB-Website). Mit ebenfalls 5½ Punkten landete der Junior Raphael Hesse (Winterthur) auf Platz 3.

Zürcher Sieger im Hauptturnier III und IV

Sieger des Hauptturniers III wurde der als Nummer 15 gestartete Marius Neuschild (Birmensdorf), der in einer Woche seinen 9. Geburtstag feiert. Der dem Schachverein Wollishofen anhörende Silbermedaillengewinner an der diesjährigen Schweizer U10-Meisterschaft holte als Einziger 6½ Punkte aus sieben Runden. Er verwies Matthias Lobmayer (Zürich/6) und Michael Hostettler (Oekingen/5½) auf die Ehrenplätze.

Auch das Hauptturnier IV gewann mit Sanjay Ram (Zürich) ein Zürcher Junior. Der für den Schachclub Zürich Seebach spielende Zwölfjährige totalisierte als Startnummer 11 ebenso 6 aus 7 wie Nicholas Brandstaetter (Genf), wies aber die bessere Buchholz-Wertung auf. Rang 3 ging an Sascha Alexander Schwery (Biel/5½).

SEM 2024 in Flims

Die nächstjährigen Schweizer Einzelmeisterschaften finden zum vierten Mal nach 2012, 2016 und 2021 in Flims statt. Auch der Termin ist bereits fixiert: 13. bis 21. Juli – also wiederum von Samstag bis Sonntag.

Herren-Titelturnier

9. Runde: FM Benedict Hasenohr (Pfungen) - GM Joe Gallagher (Eng/Sz) ½:½. IM Fabian Bänziger (Pfäffikon/SZ) - IM Oliver Kurmann (Luzern) ½:½. IM Roland Lötscher (Brugg) - IM Gabriel Gähwiler (Neftenbach) ½:½. FM Aurelio Colmenares (Genf) - FM Noah Fecker (Eggersriet) 0:1. IM Theo Stijve (Villars-sur-Glâne) - WIM/FM Lena Georgescu (Bern) 1:0.

Stichkampf: Bänziger - Gallagher 1:1 (zweimal remis).

Schlussrangliste nach 9 Runden: 1. Bänziger 5½ (23,50/Schweizer Meister dank besserer Zweitwertung nach unentschiedenem Stichkampf). 2. Gallagher 5½ (23). 3. Hasenohr 5 (23,50). 4. Fecker 5 (21,50/3/2½/1). 5. Lötscher (21,50/3/2½/0). 6. Kurmann 5 (20). 7. Gähwiler 4. 8. Georgescu 3½ (16,25). 9. Stijve 3½ (14,75). 10. Colmenares 3.

Damen-Titelturnier

9. Runde: WIM Sofiia Hryzlova (Taverne-Torricella) - Gilda Thode (Grafstal) 1:0. Angie Pecorini (Onex) - WGM Ghazal Hakimifard (Zürich) ½:½. WFM Mariia Manko (Granges-Paccot) - WGM/IM Yelena Sedina (Chiasso) ½:½. WFM Laura Stoeri (Payerne) - WFM Charis Peglau* (D) ½:½. Or Shatil* (Corsier-sur-Vevey/Isr) - Nathalie Pellicoro (Zollikofen) ½:½. – *nicht titelberechtigt.

Schlussrangliste nach 9 Runden: 1. Hryzlova 8. 2. Hakimifard 6½. 3. Sedina 6 (24). 4. Peglau 6 (20,75). 5. Stoeri 4. 6. Manko 3½ (13). 7. Pecorini 3½ (12,75). 8. Pellicoro 3½ (10). 9. Shatil 2½. 10. Thode 1½.

Senioren-Titelturnier

7. Runde: IM Branko Filipovic (Basel) - IM Heinz Wirthensohn (Reinach/BL) ½:½. IM Andreas Huss (Lausanne) - FM Daniel Borner (Männedorf) 1:0. Thomas Kuhn (Maur) - FM Patrik Hugentobler (Volketswil) 0:1. Benjamin Huss (Hittnau) - Heinz Wirz (Therwil) 1:0.

Schlussrangliste nach 7 Runden: 1. A. Huss 5. 2. Wirthensohn 4½. 3. Kuhn 4 (12,75). 4. Hugentobler 4 (12,25). 5. Wirz 3 (9,50). 6. Filipovic 3 (9). 7. B. Huss 2½. 8. Borner 2.

Meisterturnier

Wichtigste Resultate der 9. Runde: GM Li Min Peng (Adliswil/Ukr) - GM Mihajlo Stojanovic (Ser) 1:0. Seyed Arvin Kasipour Azbari (Bremgarten/AG) - IM Sébastien Joie (Genf/Fr) 0:1. GM Christian Bauer (Fr) - IM Bogdan Borsos (Ukr) 1:0. IM Adrian Gschnitzer (D) - Simon Schellenberg (Pfäffikon/ZH) 1:0. FM Jonas Wyss (Zürich) - Cédric Hirzel (Winterthur) 1:0. Nicolas Curien (Bern) - Lionel Gut (Hochdorf/LU) ½:½. Shir Shatil (Corsier-sur-Vevey/Isr) - FM Igor Schlegel (Bern) ½:½. Dora Peglau (D) - Cédric Pahud (Epalinges) ½:½.

Schlussrangliste nach 9 Runden: 1. Bauer 7 (46). 2. Joie 7 (44½). 3. Peng 6½. 4. Stojanovic 6 (46½). 5. Wyss 6 (45½/bester Schweizer). 6. Gschnitzer 6 (44). 7. Kasipour Azbari 5½ (43/1. Junior). 8. Curien 5½ (37½). 9. Schlegel 5 (43½/2. Junior). 10. Hirzel 5 (41½/3. Junior).

Hier finden Sie Resultate und Ranglisten der acht SEM-Turniere

Herren-Titelturnier

Damen-Titelturnier

Senioren-Titelturnier

Meisterturnier

Hauptturnier I

Hauptturnier II

Hauptturnier III

Hauptturnier IV

Die Partien der drei Titelturniere sowie die ersten zehn Bretter des Meisterturniers können Sie im Internet nachspielen.

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