Talk mit WGM Monika Müller-Seps am Zurich Film Festival

von Markus Angst

Von links: Monika Schärer (Moderatorin), Prof. Elsbeth Stern (Lehr- und Lernforscherin, ETH Zürich) und Monika Müller-Seps (Neurowissenschaftlerin und Frauengrossmeisterin).

ma - Aus Anlass des Dokumentarfilms «Magnus» von Benjamin Ree, der als Wettbewerbsfilm am Zurich Film Festival allerdings nicht reüssierte, fand im Rahmenprogramm ein öffentlicher Talk zum Thema «Ist Genialität lernbar?» am Beispiel des rasanten Aufstiegs von Schachweltmeister Magnus Carlsen statt.

Unter der Leitung von Moderatorin Monika Schärer diskutierten Elsbeth Stern, Professorin für Lehr- und Lernforschung an der ETH Zürich, und Monika Müller-Seps, Neurowissenschaftlerin und Frauengrossmeisterin.

Für die Förderung von Kindern ist neben einer guten Veranlagung ein möglichst häufiger Kontakt mit einer Sache die Voraussetzung für eine ausserordentliche Leistung, sagte Elsbeth Stern. Die Geschwister Polgar seien diesbezüglich natürlich ein Glücksfall für das Schach, aber es sei zu bedenken, dass nur wenige Kinder bereit seien, ein solches Programm durchzuziehen und auf vieles zu verzichten.

Ob sie selber nicht auch so gut hätte werden können, wurde Monika Müller-Seps gefragt. Obwohl sie die Tatsache fasziniert, ständig noch Neues am Schachbrett zu lernen, verneinte sie dies, da sie sich nicht mit der einseitigen Beschäftigung als Schachprofi anfreunden könne. Dies versteht Elsbeth Stern, liessen sich Mädchen doch erwiesenermassen viel weniger auf eine solche Spezialisierung ein.

Ein Filmausschnitt von «Magnus» zeigte ihn als kleinen Jungen im Vorschulalter, wo er bereits sein Flair für Zahlen und deren Zusammenhänge offenbarte. Er konnte auch stundenlang eine Lego-Lokomotive zusammenbauen und war erst zufrieden, wenn das Werk vollendet war. Die Ausdauer, sich intensiv mit einer Sache zu beschäftigen, wurde bei Magnus schon früh erkannt. Und als er dann begann, sich mit Schach auseinanderzusetzen, waren seine Fortschritte eminent, und seine Förderung wurde gezielt verbessert. Sein introvertiertes Verhalten, das als Kind augenfällig war, ist heute dank seiner vielen sozialen Kontakten nicht mehr so sichtbar, verschwindet aber gemäss Elsbeth Stern nicht einfach.

Und seine Genialität? Diese beweist sich darin, dass er etwas tut, was andere nicht können. Hilft das Schachspiel Kindern in ihrer Entwicklung? Bei dieser Frage waren sich Elsbeth Stern und Monika Seps nicht ganz einig. Die Professorin wies darauf hin, dass es keine wissenschaftliche Untersuchung darüber gebe, ob Schach eine Transferleistung zu anderen Fachgebieten bringe und bezweifelt deshalb, dass Schach als Schulfach geeignet sei. Dies sieht Monika Müller-Seps anders. Sie wies auf die Förderung von Konzentration, logischem Denken und auch auf die sozialen Komponenten wie das «Lernen zu verlieren» hin.

Die spannende Stunde wurde mit einer Show-Blitz-Partie (eine Minute gegen fünf Minuten) abgeschlossen. Der Schüler Leonardo Maranta nahm die Herausforderung an und musste die Überlegenheit seiner Gegnerin anerkennen, die dem Publikum während der Partie zudem noch Kommentare zu einzelnen Zügen abgab und Fragen von Moderatorin Monika Schärer beantwortete.

Eine gelungene Präsentation zum Thema Schach!

Georg Kradolfer

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