Zweiter Meistertitel für Luzern nach 1991 – Silber für Genf, Bronze für Riehen – Mendrisio und St. Gallen steigen in die Nationalliga B ab

a cura di Markus Angst

Das Meisterteam des Schachklubs Luzern (von links): GM Robert Hübner, WFM Lena Georgescu, FM Davide Arcuti, Captain IM Oliver Kurmann, GM Noël Studer, IM Valery Atlas, IM Roland Lötscher, FM Roger Gloor.

ma - Der Schachklub Luzern ist zum zweiten Mal nach 1991 Schweizer Mannschaftsmeister. Die Innerschweizer blieben an der dramatischen Nationalliga-A-Doppelschlussrunde in Lausanne als einzige der fünf Titelanwärter zweimal (souverän) siegreich. In der 8. Runde schlugen sie Echallens 7:1, 22 Stunden später gewannen sie gegen Réti Zürich 6½:1½.

Derweil gaben die schärfsten Konkurrenten von Luzern, das ebenso wie Genf in den neun NLA-Runden ungeschlagen blieb (dreimal 4:4 gegen Winterthur, Zürich und Genf), Punkte ab. Riehen und Zürich nahmen sich in der 8. Runde mit einem 4:4-Unentschieden gegenseitig aus dem Rennen, während Winterthur im gleichen Durchgang mit einer 2½:5½-Niederlage gegen Genf alle Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung einbüsste.

Genf seinerseits hätte in der Schlussrunde mit einem Sieg gegen Riehen aus eigener Kraft zum fünften Mal Meister werden können. Doch trotz einer 3½:1½-Führung kamen die Genfer nicht über ein 4:4-Unentschieden hinaus, wurden vom punktgleichen, aber anderthalb Einzelpunkte mehr aufweisenden Luzern in letzter Minute noch abgefangen und wurden auf Rang 2 verwiesen. Bronze ging an Riehen. Winterthur musste nach der 3½:4½-Niederlage im direkten Duell hinter Zürich mit dem enttäuschenden 5. Rang Vorlieb nehmen.

Vor Jahresfrist wurden die Winterthurer erstmals nach 36 Jahren Meister, nun holten die Luzerner nach einer langen Warteperiode von 27 Jahren den Pokal. Sie hatten zwar zum erweiterten Kreis der Meisterschaftsanwärter, nicht jedoch zu den Topfavoriten gehört. Letzte Saison waren sie nur auf dem 8. Platz gelandet, dieses Jahr waren sie lediglich die Startnummer 5 unter den zehn NLA-Klubs. Überragender Spieler im Team des neuen Meisters war der auf diese Saison hin neuverpflichtete Grossmeister Noël Studer mit 6 Punkten aus acht Partien. Der auch sein erstes Jahr bei Luzern spielende FM Davide Arcuti erzielte mit 5½ aus 6 ebenfalls eine hohe prozentuale Ausbeute. Captain IM Oliver Kurmann, IM Roland Lötscher und IM Valery Atlas kamen auf je 5½ aus 9. Mit WFM Lena Georgescu, die eine Partie spielte (und diese gewann), gehört auch eine Schweizer Nationalspielerin zum Meisterteam. Bemerkenswertes Detail: Der in wenigen Tagen seinen 70. Geburtstag feiernde deutsche Grossmeister Robert Hübner, der in drei Partien 2 Punkte holte, war als einziger Luzerner bei beiden Titelgewinnen dabei.

Ebenso dramatisch wie das Titelrennen ging der Kampf gegen den Abstieg aus. Nachdem das punktelos gebliebene St. Gallen schon tags zuvor auf direktem Weg abgestiegen war, erwischte es in der Schlussrunde auch Mendrisio. Die 2016 aufgestiegenen Tessiner hätten gegen das punktegleiche, jedoch 2½ Einzelzähler mehr aufweisende Echallens in der Schlussrunde gewinnen müssen, spielten aber nur 4:4 unentschieden. Beim Stand von 4:3 für Mendrisio fuhr Cédric Pahud gegen Alfredo Cacciola den entscheidenden Sieg für die Waadtländer ein. Da Nyon vor Wochenfrist aus der Nationalliga B aufgestiegen ist, sind in der kommenden Saison erstmals seit sieben Jahren wieder drei Teams aus der Romandie in der obersten Spielklasse vertreten.

Erfolgreichster Nationalliga-A-Spieler war mit 7 Punkten aus neun Partien IM Clovis Vernay. Der 29-jährige Genfer schrammte nur knapp an einer Grossmeister-Norm vorbei, fehlten ihm doch für den nötigen Gegner-Schnitt nur 3,2 ELO-Punkte. Hinter Vernay holten GM Nikita Petrow und IM Gabriel Gähwiler (Winterthur) mit je 6½ aus 8, GM Yannick Pelletier (Zürich) und GM Mihajlo Stojanovic (Réti) mit je 6½ aus 9 sowie GM Markus Ragger (Riehen) mit 6 aus 7 am meisten Punkte.

Auch IM-Normen blieben in dieser NLA-Saison aus. Der 6 aus 9 aufweisende 30-jährige FM Matthias Gantner (Réti) hatte zwar eine grosse Chance auf seine zweite IM-Norm, verpasste aber die dafür nötigen anderthalb Punkte aus den beiden letzten Partien. Nachdem er in der 8. Runde IM Michael Hochstrasser (Wollishofen) geschlagen hatte, verlor er tags darauf gegen FM Davide Arcuti (Luzern).

Nationalliga A, 8. Runde

Winterthur - Genf 2½:5½ (Georgiadis - Kryworuschko ½:½, Harikrishna - Fontaine ½:½, Forster - Sokolow ½:½, Jenni - Petrow 0:1, Gähwiler - Miralles ½:½, Ballmann - Burri ½:½, Kaczmarczyk - Vernay 0:1, Hasenohr - Riff 0:1).

Zürich - Riehen 4:4 (Pelletier - Ragger ½:½, Bauer - Heimann ½:½, Vogt - Renet ½:½, Hug - Breder ½:½, Brunner - Georgiadis ½:½, Mutschnik - Cvitan 0:1, Jon. Rosenthal - Turdyev 1:0, Friedrich - Haag ½:½).

Luzern - Echallens 7:1 (Hübner - Gheorghiu ½:½, Krämer - Sermier 1:0, Studer - Valles 1:0, Kurmann - Botta 1:0, V. Atlas - Bondar 1:0, Lötscher - Buss ½:½, Gloor - Pahud 1:0, Arcuti - Vianin 1:0).

Wollishofen - Réti Zürich 4:4 (Prusikin - Bogner ½:½, Kessler - Stojanovic 1:0, R. Moor - Gallagher ½:½, O. Moor - Maier 0:1, Gähler - Hoffmann 1:0, Hochstrasser - Gantner 0:1, Kradolfer - Schmid ½:½, Fend - Levrand ½:½).

St. Gallen - Mendrisio 2½:5½ (M. Novkovic - Godena ½:½, Potterat - Bellini 0:1, Akermann - Zujew 0:1, J. Novkovic - Patuzzo ½:½, Klings - Sedina ½:½, Salerno - Mantovani ½:½, Schmuki - Salvetti 0:1, Rexhepi - Cacciola ½:½).

Nationalliga A, 9. Runde

Genf - Riehen 4:4 (Kryworuschko - Heimann ½:½, Fontaine - Ragger 0:1, Vernay - Renet 1:0, Petrow - Cvitan ½:½, Sokolow - Breder ½:½, Riff - Georgiadis ½:½, Miralles - Haag 1:0, Burri - Turdyev 0:1).

Winterthur - Zürich 3½:4½ (Harikrishna - Bauer ½:½, Georgiadis - Pelletier 0:1, Jenni - Vogt ½:½, Forster - Hug ½:½, Kaczmarczyk - Brunner ½:½, Gähwiler - Jon. Rosenthal 1:0, Hasenohr - Grünenwald ½:½, Schiendorfer - Mutschnik 0:1).

Réti - Luzern 1½:6½ (Gallagher - Studer ½:½, Bogner - Hübner 0:1, Stojanovic - Kurmann ½:½, Maier - Krämer 0:1, Hofmann - Atlas ½:½, Schmid - Lötscher 0:1, Levrand - Gloor 0:1, Gantner - Arcuti 0:1).

Wollishofen - St. Gallen 8:0 (R. Moor - M. Novkovic 1:0, Prusikin - Potterat 1:0, Kessler - Akermann 1:0, Gähler - J. Novkovic 1:0, O. Moor - Klings 1:0, Fend - Salerno 1:0, Hochstrasser - Schmuki 1:0, Kradolfer - Rexhepi 1:0).

Mendrisio - Echallens 4:4 (Godena - Colmenares 1:0, Bellini - Sermier ½:½, Patuzzo - Gheorghiu ½:½, Zujew - Botta ½:½, Sedina - Buss 0:1, Mantovani - Bondar ½:½, Salvetti - Valles 1:0, Cacciola - Pahud 0:1).

NLA-Schlussrangliste nach 9 Runden

1. Luzern 15 (49/Schweizer Meister). 2. Genf 15 (47½). 3. Riehen 14 (45½). 4. Zürich 13 (41½). 5. Winterthur 11 (43). 6. Réti 9 (38). 7. Wollishofen 7 (35). 8. Echallens 3 (24½). 9. Mendrisio 3 (22/Absteiger). 10. St. Gallen 0 (14/Absteiger).

Partien der 8. und 9. Runde zum Nachspielen

Die erfolgreichsten Punktesammler in der NLA

IM Clovis Vernay (Genf) 7 Punkte aus 9 Partien, GM Nikita Petrow und IM Gabriel Gähwiler (Winterthur) je 6½/8, GM Yannick Pelletier (Zürich) und GM Mihajlo Stojanovic (Réti) je 6½/9, GM Markus Ragger (Riehen) 6/7, GM Noël Studer (Luzern), GM Jean-Noël Riff (Genf) und IM Ralph Buss (Echallens) je 6/8, GM Florian Jenni, IM Dennis Kaczmarczyk (beide Winterthur), IM Ioannis Georgiadis (Riehen) und FM Matthias Gantner (Réti) je 6/9, FM Davide Arcuti (Luzern) 5½/6, GM Ognjen Cvitan (Riehen) 5½/7.

Einzelbilanz der 10 NLA-Teams

Luzern (13 Spieler eingesetzt): IM Oliver Kurmann 5½/9, IM Roland Lötscher 5½/9, IM Valery Atlas 5½/9, GM Noël Studer 6/8, GM Martin Krämer 5/7, FM Davide Arcuti 5½/6, FM Vincent Riff 3½/5, IM Fabian Bänziger 3/5, IM Georg Fröwis 2½/5, FM Roger Gloor 2½/3, GM Robert Hübner 2/3, FM Enrique Almada 1½/2, WFM Lena Georgescu 1/1.

Genf (12): IM Clovis Vernay 7/9, GM Gilles Mirallès 5/9, GM Andrei Sokolow 4½/9, GM Nikita Petrow 6½/8, GM Jean-Noël Riff 6/8, FM Quentin Burri 5½/8, GM Robert Fontaine 3½/7, GM Juri Kryworuschko 2½/4, IM Richard Gerber 2/4, IM Alexandre Vuilleumier 3/3, IM Claude Landenbergue 1½/2, IM Hung Fioramonti ½/1.

Riehen (11): IM Ioannis Georgiadis 6/9, IM Dennis Breder 5½/9, GM Olivier Renet 5/9, GM Andreas Heimann 4½/8, GM Markus Ragger 6/7, GM Ognjen Cvitan 5½/7, FM Anvar Turdyev 4/7, Gregor Haag 3½/6, Sebastian Schmidt-Schäffer 3/5, IM Nicolas Brunner 1/3, FM Christian Flückiger 1½/2.

Zürich (11): GM Yannick Pelletier 6½/9, IM Werner Hug 5½/9, GM Christian Bauer 5/9, GM Lothar Vogt 5/9, IM Ilja Mutschnik 4½/9, FM Jonathan Rosenthal 4/8, FM Jörg Grünenwald 4/7, GM Lucas Brunner 4/6, GM Alexandra Kosteniuk 1½/3, FM Norbert Friedrich 1/2, FM Filip Goldstern ½/1.

Winterthur (10): GM Florian Jenni 6/9, IM Dennis Kaczmarczyk 6/9, GM Nico Georgiadis 5½/9, IM Richard Forster 5½/9, IM Gabriel Gähwiler 6½/8, FM Benedict Hasenohr 4/8, IM Martin Ballmann 3½/8, GM Pentala Harikrishna 4/7, FM Emanuel Schiendorfer 1/4, Philipp Balcerak 1/1.

Réti Zürich (13): GM Mihajlo Stojanovic 6½/9, FM Matthias Gantner 6/9, GM Joe Gallagher 5/9, IM Christian Maier 4/9, GM Sebastian Bogner 4½/8, Francesco Antognini 3/6, IM Jewgeni Degtjarew 3/5, Michael Hofmann 2½/5, FM Kaspar Kappeler 1½/5, FM Jonas Wyss 1/2, Christoph Schmid ½/2, Roland Levrand ½/2, Christian Wagner 0/1.

Wollishofen (12): GM Michael Prusikin 5/9, FM Marco Gähler 5/9, IM Luca Kessler 4½/9, IM Michael Hochstrasser 5/8, IM Olivier Moor 4/8, FM Fabian Mäser 2/7, IM Roger Moor 2½/6, Jürgen Fend 3/5, Andreas Umbach 1½/4, Martin Albisetti 1/3, Georg Kradolfer 1½/3, Daniel Good 0/1.

Echallens (11): FM Gabriele Botta 3½/9, Cédric Pahud 3/9, IM Guillaume Sermier 2/9, IM Ralph Buss 6/8, Pascal Vianin 2/8, FM Yevgen Bondar 2½/8, IM Manuel Valles 1½/8, GM Florin Gheorghiu 2½/5, FM Aurelio Colmenares ½/5, André Meylan 1/2, Lindo Duratti 0/1.

Mendrisio (17): IM Renzo Mantovani 3½/9, FM Fabrizio Patuzzo 2½/9, Alfredo Cacciola 1/8, WGM/IM Yelena Sedina 2/7, Oleg Zujew 2/7, IM Emiliano Aranovitch 2/6, IM Fabio Bellini 2½/5, FM Alec Salvetti 3/4, GM Michele Godena 2½/3, Corrado Astengo ½/3, FM Hans Karl 0/2, Pier Paolo Pedrini 0/2, Sergio Cavadini 0/2, IM Paolo Vezzosi ½/1, Giorgio Lundmark 0/1, David Sässeli 0/1, David Camponovo 0/1.

St. Gallen (13): IM Milan Novkovic 1½/8, Marc Potterat 1½/8, Christian Salerno 1½/8, WFM Julia Novkovic 1/8, Peter Klings 2/7, Thomas Akermann 1½/7, Elias Giesinger 1½/7, Noah Fecker 1/7, Martin Leutwyler ½/5, Wolfgang Steiger 1/2, Halit Rexhepi ½/2, Roman Schmuki 0/2, Anton Thaler ½/1.

Die Meister der letzten 10 Jahre

2018 Luzern

2017 Winterthur

2016 SG Zürich

2015 Genf

2014 Réti Zürich

2013 Réti Zürich

2012 Genf

2011 Réti Zürich

2010 SG Zürich

2009 SG Zürich

Meistertitel seit der Einführung der SMM 1951

SG Zürich: 25

Allschwil: 8

Biel: 7

Nimzowitsch Zürich: 6

Genf: 4

Bern (Zytglogge): 3

Birseck: 3

Réti Zürich: 3

Winterthur: 3

Basel: 2

Luzern: 2

Reichenstein: 1

Mendrisio: 1

Hier können Sie alle 80 Partien der Nationalliga-A-Doppelschlussrunde in Lausanne nachspielen: https://chess24.com/en/watch/live-tournaments/swiss-team-championship-2018/

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