SRK - Legendär war der Auftritt von Beat Rüegsegger, als er Ende der 1990er-Jahre in Biel – als Hauptschiedsrichter und angeblich mit der Serviette in der Hand – sein Abendessen unterbrechen musste, ans Brett der letzten noch laufenden Partie stand, und diese mit «ich erkläre diese Partie für unentschieden» beendete. Dies war damals noch möglich, wenn auch ungewohnt. Die beiden Spieler sollen jedenfalls ziemlich verdutzt gewesen sein.

Welche Mittel haben Schiedsrichter heute, um «unendliche» Partien zu unterbrechen oder zu beenden? Immerhin ist irgendwann einmal Polizeistunde, oder die nächste Runde muss gepaart und vorbereitet werden.

• Die gute, alte Hängepartie (Richtlinie I der FIDE-Regeln). Er drückt dem Spieler am Zug ein Hängepartie-Couvert in die Hand. Auf sein Partieformular schreibt er dann (versteckt) seinen nächsten Zug und hält die Uhren an. Auf dem Couvert werden die aktuelle Stellung, Uhrzeit und andere Angaben notiert. Beide Partieformulare (Originale) gehen ins Couvert, und an einem vereinbarten Zeitpunkt geht die Partie dann weiter. Bis dahin wird die Partie als «Remis» gewertet.
• Der Schiedsrichter prüft, ob es schon eine fünffache Stellungswiederholung gab (beispielsweise mit der Partienotation des elektronischen Schachbretts) oder 75 Züge gespielt wurden, ohne dass ein Bauer bewegt oder eine Figur geschlagen wurde. Dann kann er von sich aus die Partie für Remis erklären (Artikel 9.6).
• Er prüft, ob es sich zum Beispiel um eine «tote Stellung» handelt, in der keiner der Spieler die Partie verlieren bzw. gewinnen kann, egal wie blöd und ruinös seine Züge sind (Artikel 6.9). Und er erklärt die Partie dann für Remis.

Der Schiedsrichter kann natürlich auch beide Spieler fragen, ob sie die Partie bis in alle Ewigkeit und zum bitteren Ende spielen wollen. Mit dem Hinweis darauf, dass sich die anderen Turnierteilnehmer gerne auf die nächste Runde vorbereiten würden. Oder weil er Hunger hat und die Küche bald schliessen wird.