Interview

Interview mit Joachim Kellenberger: «Je suis Tante Emma»

Im Gespräch mit der «SSZ» erklärt Joachim Kellenberger, Kassier des Schachclubs Therwil, wie sein Verein mit der Corona-Pandemie umgeht, welche Chancen und Risiken er im Online-Schach sieht und verrät, wie er auf seinen ausgefallenen Lichess-Nicknamen gekommen ist. 

«SSZ»: Welche drei Adjektive kommen Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie an den Schachsport im Allgemeinen und an die Situation Ihres Vereins im Besonderen denken? 

Joachim Kellenberger (Kassier SC Therwil): Digital: Gegenüber anderen Sportarten haben wir beim Schach ganz klar den Vorteil, dass wir das Spiel auch über digitale Plattformen betreiben können. Mühsam: Grosse Unsicherheit, wie stark wir von der Pandemie ganz allgemein betroffen sind – dies umso mehr, als wir auch viele ältere Mitglieder haben. Einschränkend: viele Vorschriften, die das Face-to-Face-Schach erschweren.

Nach dem landesweiten Lockdown im März mussten Sie auch Ihren Verein während mehrerer Monate schliessen. Boten Sie während dieser Zeit Online-Turniere oder Online-Trainings für Ihre Mitglieder an?

Das Vereinsleben kam in dieser Zeit tatsächlich fast vollkommen zum Erliegen. Wir mussten leider auch einen Plauschabend mit einem Clown/Zauberer absagen, auf den wir uns sehr gefreut hatten. Als Alternative zum Schach im Klublokal boten wir ab Mitte April Online-Turniere auf der Lichess-Plattform an. In dieser Hinsicht profitierte ich als «zwischenzeitlicher Berner» viel von den ersten Erfahrungen bei den Berner Online-Turnieren. Dabei trat insbesondere Marc Tillmann vom Schachklub Zollikofen als starker Macher auf und gab mir beim Organisieren eigener Turniere wertvolle Tipps. Dafür bin ich ihm sehr dankbar!

Auf welche Resonanz stiessen Ihre Online-Turniere?

Am Anfang war es schwierig, die Leute zu aktivieren. Aber je länger die Pandemie dauerte, desto mehr Therwiler, Ex-Therwiler und auch befreundete Kollegen stiessen dazu. Besonders freute mich, dass auch Mitglieder, die wir im Klub nur noch sehr selten gesehen hatten – beispielsweise wegen eines Wohnortwechsels, aus familiären oder beruflichen Gründen – plötzlich wieder «auftauchten» und begeistert mitspielten. Da unsere Turniere immer offen waren und im Online-Kalender auf der Website des Schweizerischen Schachbundes ausgeschrieben wurden, hatten wir Anfang Mai rund 35 Teilnehmer.

Spielten Sie selber jeweils auch mit?

Ja, bei allen Turnieren – unter dem Nicknamen Tante-Emma. 

Ein ausgefallener Spitzname – wie kamen Sie denn just darauf?

Bei Ausbruch der Pandemie mit dem totalen Lockdown waren mir sofort die starken wirtschaftlichen Auswirkungen bewusst, und auch die Schliessung der Tante-Emma-Läden tat mir leid. In diesem Sinne: «Je suis Tante Emma.»

Lesen Sie das komplette Interview mit Joachim Kellenberger in «SSZ» 6/20!

Joachim Kellenberger: «Gegenüber anderen Sportarten haben wir beim Schach ganz klar den Vorteil, dass wir das Spiel auch über digitale Plattformen betreiben können.»