Monatsinterview mit Markus Regez: «Ich bin Tag für Tag dran, diesen Trend zu stoppen»

von Kurt Gretener (Kommentare: 0)

Markus Regez: «Mich stört es, dass Schach noch immer nicht als Sportart bei Jugend + Sport anerkannt ist.»

kg - Der Verantwortliche für das Juniorenkader des Schweizerischen Schachbundes (SSB) und regelmässige Partiekommentator in der «Schweizerischen Schachzeitung» studierte Philosophie an der Uni Zürich, lebt in Küsnacht und führt dort als diplomierter FIDE-Trainer eine erfolgreiche Schachschule.

Ihre Schachschule feiert nächstens ihr Fünf-Jahr-Jubiläum, herzliche Gratulation. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich denke, es ist meine eigene Liebe zum Schach, die mich antreibt, möglichst viele Menschen für dieses phantastische Spiel zu begeistern. Und der Funke springt auf die meisten über!

Wie schnell und an was können Sie erkennen, dass ein Kind talentiert ist?

Wenn ein gewisses Mass von Aufmerksamkeit, Liebe und Interesse für das Schach da ist – gepaart mit schneller Auffassungsgabe, Brettübersicht und Schlauheit.

Schach spielt in Ihrem Leben offensichtlich eine grosse Rolle. Was würden Sie tun, wenn Sie auf Schach verzichten müssten?

Meine philosophischen Studien wieder aufnehmen und über die Welt, den Menschen und den Kosmos nachdenken.

Welche Person(en) hat (haben) Sie am meisten geprägt? In schachlicher Hinsicht?

Mein erster Jugendschachleiter Beat Troller, der langjährige Präsident des Schachklubs Aarau, Willy Weber, als schachliche Vorbilder die alten Meister des 19. Jahrhunderts plus Aljechin, Bronstein und Kasparow, als Trainer Artur Jussupow.

Wie erklären Sie einem Laien die Faszination des Schachspiels?

Schach ist ein absolut geniales Spiel mit zigfachen faszinierenden Positionen und Figurenkonstellationen, bei dem es darum geht, die unsichtbaren Wirkungen, Funktionen und Abhängigkeiten besser zu erkennen und zu verstehen als der Gegner und dies jeweils mit eine möglichst schlauen Zug zu beweisen, bis der Gegner die gestellten Probleme nicht mehr lösen kann. Schach ist mit seinen sechs verschiedenen Figuren und den 64 Feldern ein Kosmos für sich, in den man eintauchen kann.

Der Schweizerische Schachbund leidet seit Jahren an einem Mitgliederschwund – mit welchen Massnahmen würden Sie diesen Trend stoppen?

Ich bin Tag für Tag dran, diesen Trend zu stoppen. In den letzten acht Jahren als professioneller Schachtrainer habe ich mehr als 40 Kursstunden pro Woche geleitet. Letztes Jahr habe ich einen eigenen Schachklub gegründet, der sich langsam, aber sicher vergrössert.

Warum gibt es so wenig schachspielende Frauen?

Gegenfragen: Warum gibt es keine eigene Mädchenschach-Website? Warum so wenig Mädchenturniere? Warum so wenig Schachtrainerinnen? Würde man an diesen Punkten schnell etwas ändern, dann würden mehr Mädchen Schach spielen.

Was und wann haben Sie zuletzt neu erlernt?

Das Leben mehr zu geniessen.

Für was können Sie sich begeistern?

Für spannende Krimis, interessante Gespräche und Ferien am Meer oder in der Wüste.

Was stört Sie in der Schweiz? Was würden Sie ändern, wenn Sie könnten?

Mich stört es, dass Schach noch immer nicht als Sportart bei Jugend + Sport anerkannt ist. Und mich stört es, dass ich als Schweizer meine Meinung oft nicht direkt äussere. Wenn ich daran etwas ändern könnte, dann würde ich das tun, aber Mentalitäten kann man schlecht ändern.

Welche Länder/Orte haben Sie bereist, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – und warum?

Abu Dhabi hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, da es eine komplett andere Welt ist, als wir es hier gewohnt sind. Traumhafte Landschaftsbilder, geheimnisvolle Kultur und leckeres frisches Obst macht diesen Ort zu etwas ganz besonderem.

Welchen Traum würden Sie sich gerne noch erfüllen?

Eigene Bücher schreiben und spannende Schachprojekte in der Öffentlichkeit umsetzen.

Alles über die Schachschule Markus Regez finden Sie hier: https://www.schachschule-regez.ch/

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