50 Jahre Jugendschachstiftung Schweiz – FM Noah Fecker: «Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den IM-Titel schaffen werde»
von Markus Angst
ma - 2024 feiert die Jugendschachstiftung Schweiz ihr 50-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass finden Sie im laufenden Jahr auf der Website des Schweizerischen Schachbundes (SSB) jeden Monat und in allen sechs Ausgaben der «Schweizerischen Schachzeitung» einen spannenden Artikel über die Welt des Jugendschachs. Heute lesen Sie ein Porträt des 20-jährigen FM Noah Fecker.
Schweizer Meister U12 2016, U14 2017 und U16 2018 (da hätte er nochmals U14 spielen können) – der aus Eggersriet stammende Noah Fecker ist einer der erfolgreichsten Schweizer Junioren der vergangenen Jahre. Im Alter von fünf vom Grossvater zum Schachspielen animiert und zwei Jahre später in den Schachklub St. Gallen eingetreten, fand er schnell den Weg an die nationale Spitze.
«Hätte dieser Anlass nicht in St. Gallen stattgefunden…»
Kickoff seiner erfolgreichen Karriere war das Quali-Turnier 2013 in St. Gallen, wo er in der Kategorie U10 gleich Elfter wurde. «Hätte dieser Anlass nicht in St. Gallen stattgefunden, wäre ich vielleicht gar nie in die Schachturnierszene gekommen», erinnert sich Noah Fecker an seinen gelungenen Premierenauftritt. Und der fand eine noch erfolgreichere Fortsetzung. Beim zweiten Quali-Turnier des gleichen Jahres in Solothurn wurde er Fünfter, das dritte in Payerne gewann er sogar, und den U10-Final in Cham beendete er als Siebter.
Dass es ihm den Ärmel ins Schach zog, hatte auch viel mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Jan sowie den Vereinskollegen Elias Giesinger, Benito Rusconi und Yasin Chennaoui zu tun. «Wir waren im Schachklub St. Gallen eine tolle Juniorenclique, die gemeinsam trainierte, sich gegenseitig motivierte und vorwärts pushte.» Bald fand sich Noah Fecker im nationalen Nachwuchskader wieder, und seit 2015 vertrat er die Schweiz jedes Jahr an der Junioren-Europameisterschaft oder -Weltmeisterschaft. Sein bestes Ergebnis erzielte er mit dem 8. Platz bei der U18-Weltmeisterschaft im rumänischen Constanța.
20½ aus 29 in vier NLA-Saisons mit der SG Zürich
Nachdem er 2018 mit St. Gallen in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) seine Nationalliga-A-Taufe erlebt und am zweiten Brett gegen übermächtige Gegner einen Punkt aus sieben Partien geholt hatte, wechselte er 2021 zu Rekordmeister Zürich. «Erstens wollte ich gegen stärkere Gegner spielen, zweitens um den Schweizer-Meister-Titel kämpfen, und drittens trainiere ich seit 2017 mit Grossmeister Yannick Pelletier, der ja auch bei Zürich spielt», begründet Noah Fecker seinen SMM-Transfer.
Mit 20½ Punkten aus 29 Partien – 2021 5 aus 8 (ELO-Performance: 2315), 2022 5/6 (2565), 2023 5/6 (2583), 2024 5½/9 (2406) – war er massgeblich daran beteiligt, dass die SG Zürich in den vier vergangenen NLA-Saisons je zweimal Zweite und Dritte wurde. «In der SMM und SGM spiele ich eigentlich immer gut, weil ich mich jeweils gut vorbereite», sagt Noah Fecker. Während 34 SMM- und SGM-Partien blieb er ungeschlagen, ehe ihm Rétis FM Sigurdur Sigfusson am 24. August 2024 beim überraschenden 4:4 im Zürcher NLA-Derby eine Niederlage zufügte.
Stichwort SGM: Sie ist die grösste Verbindung zu seinem Schachklub. Bis zur vergangenen Saison amtierte er als Captain des in der 2. Bundesliga spielenden St. Galler Teams. Ausserdem war er Mitglied des Organisationskomitees – zuständig für die Website und das Anmeldeprozedere – für das Quali-Turnier 2023 in St. Gallen.
«Diese Herausforderung macht mich für spätere Turniere stärker»
Weniger gut als in den vergangenen SMM- und SGM-Saisons lief es Noah Fecker, der mittlerweile dem A-Kader des Schweizerischen Schachbunds (SSB) angehört, dieses Jahr an der U20-Weltmeisterschaft in Indien. 5½ Punkte aus elf Runden, eine Performance von 1990 (400 unter seinem Rating) und 45 verlorene ELO-Punkte waren alles andere als berauschend. «Zwar hatte ich viele unterbewertete Gegner und gesundheitliche Probleme. Trotzdem ist es nicht einfach, einen solchen Tiefschlag wegzustecken. Am liebsten hätte ich gleich das nächste Turnier gespielt, um zu zeigen, dass ich es besser kann. Aber das ging nicht, weil ich bis im kommenden Mai im Militär bin.»
Wegen des mit dem Militärdienst verbundenen Schlafmankos konnte er sich in der vergangenen NLA-Saison kaum auf die Partien vorbereiten. «Das war wirklich eine Herausforderung, aber diese macht mich für spätere Turniere stärker.»
Schach und Studium – eine kopflastige Kombination
Auch die Kombination Studium – Noah Fecker hat einen ETH-Bachelor in Informatik und beabsichtigt, auch noch den Master-Abschluss zu machen – und Schach ist nicht immer einfach. «Nach einem kopflastigen Tag noch zu trainieren oder zu spielen, fällt mir nicht immer leicht. Deshalb treibe ich Ausgleichssportarten.»
In «normalen» Zeiten – sprich: wenn das Militär vorbei ist – trainiert er je zwei Stunden wöchentlich online mit den beiden Grossmeistern Yannick Pelletier und Artur Jussupow sowie alleine Eröffnungen, Mittel- und Endspiele. Seine früheren Trainer waren Michael Nyffenegger, Daniel Zink (beide Nachwuchsbetreuer im SK St. Gallen), Markus Regez und IM Dejan Stojanovski.
Nächstes Ziel: IM
Nächstes Ziel ist der Titel eines Internationalen Meisters. «Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dies schaffen werde», sagt Noah Fecker ohne Überheblichkeit. «Um jedoch Grossmeister zu werden, müsste ich noch mehr investieren – was wiederum von meinem weiteren beruflichen Werdegang abhängt.»
Eine IM-Norm hat er bereits auf seinem Konto. 2021 holte er im Open A des Chess Festivals im österreichischen Innsbruck 6½ Punkte aus neun Runden und belegte als Startnummer 23 mit einer ELO-Performance von 2466 (141 über seinem damaligen Rating) den ausgezeichneten 5. Rang.
Zweimal knapp an einer IM-Norm vorbeigeschrammt
Zwei weitere IM-Normen verpasste er nur knapp. 2022 hatte er bei einem neunrundigen Open im französischen Rochefort, wo er in der Masters-Kategorie als Startnummer 16 sensationell den 2. Platz (punkt- und Buchholz-gleich mit dem französischen Turniersieger GM Christian Bauer) die nötige Punktzahl bereits nach acht Partien erreicht. Im Schlussdurchgang bekam er es aber mit dem siebten Franzosen zu tun, erlaubt sind für eine Norm gemäss FIDE-Regularien jedoch nur sechs Gegner aus dem gleichen Land…
Und 2024 fehlte ihm in der 2. deutschen Bundesliga, wo er für den Heilbronner Schachverein spielt, nur ein Punkt, nachdem er in der letzten Runde lange Zeit besser gestanden hatte, die Partie aber in Zeitnot noch verlor.
Mehr Freude bereitete ihm im vergangenen Jahr die Verleihung des Förderpreises der Schweizer Jugendschachstiftung. «Das hat mich natürlich wahnsinnig gefreut. Ich betrachte den Preis als Anerkennung für die harte Arbeit und meine Leistungen und als Motivation für die Zukunft. Besonders cool fand ich, dass ich den Preis zusammen mit Daniel Fischer bekommen habe, da wir ja zusammen im gleichen SMM-Team spielen.»
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Die Jugendschachstiftung wird von einem achtköpfigen Stiftungsrat geführt. Diesem gehören neben Präsident Michael Hochstrasser auch André Vögtlin (SSB-Zentralpräsident), Ruedi Staechelin, Peter A. Wyss, Adrian M. Siegel (alle drei ehemalige SSB-Zentralpräsidenten), Rahel Umbach (SSB-Juniorencoach), Gundula Heinatz Bürki (ehemalige Präsidentin SSB-Kommission Turniere und Nationalspielerin) sowie Lindo Duratti (Regionalcoach West) an.
Website Jugendschachstiftung Schweiz
Kontakt: Michael Hochstrasser, Präsident
Lesen Sie in der letzten Folge im Dezember eine Bilanz von André Vögtlin, Zentralpräsident des Schweizerischen Schachbundes (SSB), zum 50-Jahr-Jubiläum der Jugendschachstiftung.