Interview des Monats mit SEM-Leiter Peter Erismann: «Ein Schweizer-Meister-Titel ist ein Highlight»

von Markus Angst

Peter Erismann ist in Disentis zum dritten Mal SEM- Leiter.

ma - Peter Erismann ist Leiter der vom 12. bis 20. Juli stattfinden Schweizer Einzelmeisterschaften (SEM) in Disentis. Wie laufen die Vorbereitungsarbeiten? Mit welchen Herausforderungen wird das Organisationskomitee zurzeit konfrontiert?

Nach Leukerbad 2023 und Flims 2024 steht nun die SEM in Disentis bevor. Läuft alles nach Plan?

Ja, bisher läuft alles bestens. Wir hatten gerade eine OK-Sitzung vor Ort und viele Details besprochen beziehungsweise in die Wege geleitet.

Es ist bereits die 125. Schweizer Einzelmeisterschaft. Worauf führen Sie zurück, dass dieses Schachturnier eine so lange Geschichte aufweisen kann?

Eine Schweizer Meisterschaft ist immer etwas Besonderes und wird es auch bleiben. Ein Schweizer-Meister-Titel ist natürlich ein persönliches Highlight in einer Schachkarriere – egal ob bei den Herren, Damen, Junioren oder Senioren.

Worauf können sich die Teilnehmer(innen) dieses Jahr besonders freuen?

Die SEM findet erstmals in Disentis statt. Wir haben somit gegenüber den Austragungen der letzten Jahre eine neue Umgebung, die auch touristisch sehr viel bietet.

Sprechen wir doch die einzelnen Punkte genauer an. Stichwort Rahmenprogramm.

Wie üblich gibt es sowohl ein schachliches als auch ein touristisches Rahmenprogramm. Dieses Jahr werden zwei Grossmeister in einem Simultan gegen je 20 Gegner antreten – also eine etwas grössere Veranstaltung als üblich. Und touristisch gibt es sehr viele Highlights.

Können Sie uns etwas mehr über diese touristischen Highlights verraten?

Da möchte ich insbesondere bitten, die in der «Schweizerischen Schachzeitung 2/25» auf den Seiten 22 und 23 publizierten Möglichkeiten anzuschauen. Beispielsweise ist das Benediktinerkloster sehr beliebt. Zudem ist ein finanziell interessantes Angebot mit den Bergbahnen in Planung. Dieses wird dann zu gegebener Zeit auf der SSB-Website publiziert werden.

Und was weiss man über das Jugendschachlager?

Das Jugendschachlager findet im Center Fontauna statt. Es ist also kein weiter Weg zum Spiellokal wie im vergangenen Jahr. Und die Kapazität ist grösser. Zudem steht für den sportlichen Teil eine Turnhalle zur Verfügung, somit ist alles sehr ideal.

Und was gilt es bezüglich Austragungstermin zu erläutern?

Bei der Terminfestsetzung müssen wir auf die Schulferien der verschiedenen Kantone Rücksicht nehmen. Zudem können wir die SEM nicht in der absoluten Hochsaison veranstalten, weil es dann es nicht genügend freie Hotel- und Raumkapazitäten gibt.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Neben der neuen Umgebung erwähne ich gerne, dass wir ein sehr bewährtes Leitungsteam haben, das auch dieses Jahr einen reibungslosen Ablauf garantiert.

Sie können eine solche Veranstaltung nicht alleine organisieren. Wie sieht das OK aus, und wie sind die Aufgaben verteilt?

Das OK ist insbesondere in der Phase vor dem Turnier sehr wichtig. Es muss sichergestellt werden, dass alle Aspekte berücksichtigt und rechtzeitig in die Wege geleitet werden. Wir sind im OK lediglich vier Personen. Vom Austragungsort die Tourismusverantwortliche und der Leiter des Centers Fontauna, von der schachlichen Seite her Peter A. Wyss als OK-Präsident und ich selber.

Worauf achten Sie im Speziellen bei der Leitung eines solchen Events?

Die Zusammenstellung des Leitungsteams ist entscheidend. Einerseits muss die nötige Fachkompetenz vorhanden sein, andererseits muss es auch zwischenmenschlich gut passen. Um alles reibungslos abzuwickeln, sind wir während der SEM neun Personen.

Die Schweizer Herren- und Damenmeister werden in geschlossenen Titelturnieren erkoren. Gibt es dazu etwas Erwähnenswertes?

Es wird ähnlich sein wie letztes Jahr. Bei den Herren wird es wiederum auch möglich sein, eine GM- oder IM-Norm zu erzielen, bei den Damen ist eine WIM-Norm möglich.

Und was kann man zum Seniorenturnier sagen?

Erfreulicherweise ist das Interesse sehr gross. Wir konnten nicht alle Anmeldungen berücksichtigen, da auch das Seniorenturnier in einem geschlossenen Rahmen mit zehn Teilnehmenden vollrundig stattfindet.

Springen wir doch nun zu den offenen Turnieren.

Seit letztem Jahr beginnen die siebenrundigen Turniere am Sonntag und dauern bis am folgenden Samstag, was einen gestaffelten Beginn ermöglicht und auch für die Buchung von Ferienwohnungen von Vorteil ist. Insgesamt rechnen wir mit etwas mehr Teilnehmenden als letztes Jahr, der Anmeldestand deutet darauf hin – wobei es noch Platz hat.

Sie wirken in Disentis zum dritten Mal als SEM-Leiter. Was werden Sie verbessern im Vergleich zur letztjährigen SEM in Flims?

Wir haben aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahres die Stichkampfregelung angepasst. Wir konnten dabei auf die offizielle Version der FIDE zurückgreifen – mit Inkrement nach dem 60. Zug.

Und was wird gleich bleiben?

Es werden erfreulicherweise wiederum alle Turniere im gleichen Spiellokal ausgetragen. Wir spielen in einer Tennishalle, die mit einem Teppich belegt ist.

Wie gestaltet sich konkret Ihre Zusammenarbeit mit den lokalen Organisatoren in Disentis?

Die Zusammenarbeit ist sehr erfreulich und problemlos. Man merkt sehr gut, dass in Disentis regelmässig Grossveranstaltungen organisiert werden.

Welches waren bis anhin die grössten Herausforderungen bei der Organisation dieses Anlasses?

Es ist nicht ganz einfach, einen Austragungsort zu finden, denn neben den benötigten Räumen und den Hotelkapazitäten müssen auch Kapazitäten für das Jugendschachlager vorhanden sein. Und last but not least muss sich der Austragungsort auch finanziell deutlich engagieren.

Werfen wir noch einen Blick auf die Zahlen. Gibt es eine Statistik in Bezug auf die Anzahl SEM-Teilnehmer(innen)?

Ja, das gibt es. Wir streben die Zahl von 300 Teilnehmenden an, wobei wir Kapazitätsmöglichkeiten bis 350 hätten.

Erkennen Sie bei den Erwachsenen und Jugendlichen einen Trend?

Bei den Erwachsenen haben wir ein grosses und treues Stammpublikum – also viele Spieler(innen), die regelmässig an der SEM teilnehmen. Bei den Junior(inn)en ist dies naturgemäss etwas weniger ausgeprägt, da hängen die Teilnahmen eher von den familiären Ferienplanungen ab sowie vom Jugendschachlager.

Interview: Graziano Orsi

Peter Erismann persönlich

Wohnort: Basel.

Alter: 69.

Hobbys: Schach und Reisen.

ELO (Schweiz): 2009 (Liste 1/25).

Klub: SG Riehen.

Lieblingsschachspieler: Garry Kasparow überzeugte mich mit seinem unglaublich starken Willen und seinem spektakulären Spielstil.

Schach-Buchtipp: Es gibt zu viele Bücher, die ich erwähnen könnte.

Weblinks

SEM in Disentis

Jugendschachlager

Lesen Sie auch dieses an der SEM 2024 in Flims geführte Interview mit Peter Erismann.

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