SMM: 3. Titel für Luzern – Silber für Riehen, Bronze für Zürich – Bodan und Trubschachen steigen ab – GM-Normen für Oliver Kurmann und Clovis Vernay – IM-Normen für Benedict Hasenohr und Anthony Petkidis

von Markus Angst

Das Luzerner Meisterteam (von links): IM Roland Lötscher, FM Davide Arcuti, WGM Ghazal Hakimifard, Captain IM Oliver Kurmann, IM Georg Fröwis, IM Gabriel Gähwiler, IM Valeri Atlas (GM Martin Krämer fehlt auf dem Foto wegen frühzeitiger Abreise).

ma - Die Schachgesellschaft Luzern ist zum dritten Mal nach 1991 und 2018 Schweizer Mannschaftsmeister. Nach ihrer Niederlage in der 7. Runde gegen Winterthur waren die Innerschweizer als Drittplatzierte mit einem Punkt Rückstand auf Genf und Zürich an die von den Top Four zentral ausgetragene Nationalliga-A-Doppel-Schlussrunde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) ins Haus des Sports in Ittigen gereist. Dort fingen sie dank eines 4½:3½-Siegs gegen Genf und eines 4:4-Unentschiedens gegen Zürich die beiden führenden Teams auf dem Zielstrich ab.

Weil Riehen in der 8. Runde Zürich 5:3 schlug und 22 Stunden später auch Titelverteidiger Genf überraschend hoch mit 6:2 bezwang, gewannen die nach ihren Niederlagen gegen Winterthur (4. Runde) und Luzern (6.) nur von Rang 4 in die Doppel-Schlussrunde gestarteten Basler noch die Silbermedaille – einen Zähler hinter Luzern und punktgleich mit dem die schlechteren Einzelwertung aufweisenden Zürich. Die Genfer hingegen fielen nach ihren beiden Niederlagen noch auf den 4. Platz zurück.

Auf der Website des Schweizerischen Schachbundes (SSB) können Sie die Top-4-Matches der 8. und 9. NLA-Runde nachspielen.

Trubschachen und Bodan Kreuzlingen kehren auf direktem Weg in die Nationalliga B zurück. Die Ostschweizer, die ihre beiden letzten Matches gegen Wollishofen und Trubschachen wegen der Pandemie forfait gaben, blieben ohne Punkte. Die Emmentaler holten deren zwei. Sie verloren in der 8. Runde den Match der letzten Chance gegen Winterthur nach harter Gegenwehr mit dem knappsten aller Resultate. Es war dies notabene die dritte 3½:4½-Niederlage in Serie für Trubschachen, das zwar vier Mannschaftspunkte weniger, jedoch sieben Einzelpunkte mehr aufweist als das siebtplatzierte Wollishofen. Die beiden Absteiger werden ersetzt durch Nimzowitsch Zürich und Nyon.

IM Oliver Kurmann: 34 ELO-Punkte fehlen zum Grossmeister-Titel

Mit IM Oliver Kurmann, IM Clovis Vernay (beide für Grossmeister), FM Benedict Hasenohr und dem (noch) titellosen Anthony Petkidis (beide für Internationaler Meister) holten gleich vier Nationalliga-A-Spieler eine Norm. Der für den neuen Meister Luzern spielende und 6½ Punkte aus neun Partien totalisierende Oliver Kurmann schaffte seine dritte Norm dank zweier Unentschieden gegen GM Romain Edouard und GM Lothar Vogt. Es ist dies bereits die zweite GM-Norm des 36-jährigen Internationalen Meisters in der Nationalliga A nach 2012. Seine erste hatte der Schweizer Mannschaftsmeister 2018 (mit Luzern), Schweizer Meister U14 2001, Schweizer Juniorenmeister 2004 und Sieger des Accentus Young Masters 2017 in Bad Ragaz 2008 beim Politiken-Cup in Kopenhagen geholt. Um den Grossmeister-Titel zu erlangen, muss der Schweizer Nationalspieler, der morgen Montag ans zehnrundige Open im spanischen Sitges reist, noch die 2500-ELO-Grenze in der Führungsliste des Weltschachbundes FIDE überspringen. Dort steht er aktuell bei 2466. Seine bisher höchste Zahl lag im November 2017 bei 2488.

In Bälde Grossmeister nennen kann sich hingegen IM Clovis Vernay. Denn auch der für Genf spielende 32-jährige Franzose holte mit 6 aus 8 seine dritte GM-Norm – und hat das FIDE-ELO-Soll mit 2524 bereits erfüllt. Zwar fehlt Vernay wegen des Forfaits von Wollishofen gegen Genf eine Partie zu den üblicherweise für eine Norm vorgeschriebenen neun. Bei einem neunrundigen Mannschaftswettkampf sind jedoch GM- und IM-Normen auch bei einem Forfaitsieg oder Bye möglich. Seine beiden ersten GM-Normen hatte sich der der Captain des entthronten Meisters Genf 2010 und 2016 in der französischen Mannschaftsmeisterschaft erspielt. Schon vor drei Jahren kam Vernay in der Nationalliga A auf 7 aus 9, schrammte damals aber knapp an einer GM-Norm vorbei, weil ihm für den nötigen Gegner-Schnitt 3,2 ELO-Punkte fehlten.

FM Benedict Hasenohr holte 8½ Punkte aus neun Partien!

Seine erste IM-Norm holte Benedict Hasenohr. Der für Winterthur spielende 26-jährige FIDE-Meister totalisierte sagenhafte 8½ Punkte aus neun Partien. Damit war er gleichzeitig auch erfolgreichster Punktesammler in der Nationalliga A. Sein einziges Remis gab er gegen IM Yohan Benitah (Genf) ab. Mit Nicolas Brunner und Goran Milosevic schlug er zwei Internationale Meister sowie mit Ghazal Hakimifard eine Frauengrossmeisterin. Der letzte Spieler, der in der Nationalliga A 8½ aus 9 holte, war 2014 Riehens Sebastian Schmidt-Schäffer. Den Rekord hält GM Vadim Milov, der 2004 – für Biel spielend – das Punktemaximum holte.

Seinen letzten Schritt zum Internationalen Meister machte der mit 2411 ELO in der FIDE-Liste figurierende, derzeit noch titellose Anthony Petkidis. Der 27-jährige Deutsche, der in Zürich wohnt und an der Uni Zürich Doktorand der Virologie ist, holte 6 Punkte aus acht Partien. Das brachte ihm seine dritte IM-Norm nach den beiden Grenke-Open in Karlsruhe 2018 und 2019 ein. Petkidis spielte zwar in der 1. NLA-Runde nicht, was aber ebenso wie bei Vernay keine Rolle spielt. Zudem weist Petkidis das an sich für eine Norm nötige Total von mindestens 27 Partien nicht auf. Er kommt nur auf 26 Partien, weil er jedoch beim Grenke-Open 2019 das Soll für eine IM-Norm um einen ganzen Punkt übertroffen hat, zählt dies gemäss der FIDE-Regularien als zusätzliche Partie.

Trotz ihrer ausgezeichneten Saisonbilanz verpassten IM Dennis Breder (Riehen) mit 8 aus 9 sowie IM Yohan Benitah (Genf), IM Nicolas Brunner und Gregor Haag (beide Riehen) mit 7 aus 9 eine GM-Norm, weil sie die hierfür nötige Zahl an Titelträgern als Gegner nicht hatten – ebenso wie FM Daniel Fischer (Zürich), der mit 7 aus 9 eine IM-Norm verpasste.

Nationalliga A, 8. Runde

Genf - Luzern 3½:4½ (Fontaine - Krämer 0:1, Edouard - Kurmann ½:½, Vernay - Atlas ½:½, Riff - Fröwis 1:0, Burri - Gähwiler 0:1, Sokolow - R. Lötscher ½:½, Benita - Arcuti ½:½, Miralles - Hakimifard ½:½).

Zürich - Riehen 3:5 (Bauer - Heimann ½:½, Pelletier - Ragger ½:½, Vogt - Cvitan 0:1, Mutschnik - Breder ½:½, Petkidis - Renet ½:½, Fecker - Georgiadis ½:½, Fischer - Haag ½:½, Friedrich - Brunner 0:1).

Winterthur - Trubschachen 4½:3½ (Santos Ruiz - Noe ½:½, Georgiadis - Filipovic 1:0, Georgescu - Kaenel 1:0, Kaczmarczyk - Scherer 1:0, Hasenohr - Milosevic 1:0, Freuler - Adler 0:1, Huss - Simon 0:1, Lang - G. Heinatz 0:1).

Réti Zürich - Echallens 4½:3½ (Mihajlovic - Sermier ½:½, Martins - Botta 1:0, Bogner 1:0 f., Wyss - Willems 0:1, Kriste - A. Meylan 1:0, Gantner - Buss ½:½, Lou - Duratti ½:½, Wüthrich - Perréard 0:1).

Wollishofen - Bodan Kreuzlingen 8:0 f.

Nationalliga A, 9. Runde

Luzern - Zürich 4:4 (Krämer - Bauer ½:½, Atlas - Pelletier 0:1, Kurmann - Vogt ½:½, Fröwis - Mutschnik 1:0, Gähwiler - Petkidis ½:½, R. Lötscher - Fecker ½:½, Arcuti - Friedrich 1:0, Hakimifard - Fischer 0:1).

Genf - Riehen 2:6 (Vernay - Heimann ½:½, Fontaine - Ragger 0:1, Edouard - Georgiadis 1:0, Sokolow - Cvitan ½:½, Riff - Renet 0:1, Burri - Brunner 0:1, Miralles - Haag 0:1, Benitah - Breder 0:1).

Winterthur - Echallens 4½:3½ (Georgiadis - Sermier ½:½, Santos Ruiz - A. Meylan 1:0, Georgescu - Willems ½:½, Hasenohr - Botta 1:0, Kaczmarczyk - Duratti 1:0, Rüetschi - Vianin 0:1, Schweighoffer - Perréard ½:½, Huss - Cé. Grillon 0:1).

Wollishofen - Réti 0:8 f.

Trubschachen - Bodan 8:0 f.

Partien der 8. und 9. Runde

 

NLA-Schlussrangliste nach 9 Runden

1. Luzern 15 (44½/Schweizer Meister). 2. Riehen 14 (47½). 3. Zürich 14 (45½). 4. Genf 13 (46½). 5. Winterthur 13 (41½). 6. Réti 9 (36). 7. Wollishofen 6 (24). 8. Echallens 4 (30). 9. Trubschachen 2 (31/Absteiger). 10. Bodan 0 (13½/Absteiger).

Die erfolgreichsten Punktesammler in der NLA

FM Benedict Hasenohr (Winterthur) 8½ Punkte aus 9 Partien (IM-Norm), IM Dennis Breder (Riehen) 8/9, IM Clovis Vernay (GM-Norm), IM Yohan Benitah (beide Genf), IM Nicolas Brunner, Gregor Haag (beide Riehen) und FM Daniel Fischer (Zürich) 7/9, IM Oliver Kurmann (Luzern/GM-Norm) 6½/9, GM Gilles Miralles (Genf) 6½/8, GM Martin Krämer (Luzern) und Anthony Petkidis (Zürich/IM-Norm) je 6/8.

Die Meister der letzten 10 Jahre

2021 Luzern

2020 nicht ausgetragen

2019 Genf

2018 Luzern

2017 Winterthur

2016 SG Zürich

2015 Genf

2014 Réti Zürich

2013 Réti Zürich

2012 Genf

2011 Réti Zürich

Meistertitel seit der Einführung der SMM 1951

SG Zürich: 25

Allschwil: 8

Biel: 7

Nimzowitsch Zürich: 6

Genf: 5

Bern (Zytglogge): 3

Birseck: 3

Réti Zürich: 3

Winterthur: 3

Luzern: 3

Basel: 2

Reichenstein: 1

Mendrisio: 1

Definitive Paarungen der Aufstiegsspiele (13.–18. Dezember)

1. Liga/Nationalliga B: Zürich II - Winterthur IV, Lenzburg - Baden, Echiquier Bruntrutain Porrentruy - Echallens II, Bern - Bern II. – Massagno und Schwarz-Weiss Bern II verzichten auf den Aufstieg

2./1. Liga: Uzwil - Chessflyers, Pfäffikon/ZH - Chur, Nimzowitsch Zürich II - Oftringen, Sorab Basel - La Chaux-de-Fonds, DSSP - Trümmerfeld Basel, Bern III - Grand Echiquier Lausanne, Valais - Simme. – Tre Valli steigt direkt auf.

3./2. Liga: Gonzen - Frauenfeld II, Sprengschach Wil/SG II - Schlieren, Chessflyers II - Zimmerberg II, SK Markus Regez - Chess4Kids, Cham - Réti Zürich V, Lenzburg II - Emmenbrücke, Liestal - DSSP II, Fribourg II - Thun II, Nyon III - Cercle Valaisan II, Vevey II - La Garde du Roi. – Bodan Kreuzlingen III, Wettswil, Birseck II, Bantiger, Biel II und Schwarz-Weiss Bern III steigen direkt auf.

4./3. Liga (die zwei Erstplatzierten pro Gruppe [in Achter-Gruppen die ersten drei] steigen direkt auf: Chur IV, Triesen, Pfäffikon II, Rapperswil-Jona III, Winterthur VIII, Gligoric III, Gligoric IV, Zürich VI, Wollishofen V, Dübendorf II, Scuola Scacchi Collegio Papio, Olten IV, Döttingen-Klingnau II, Riehen VI, Birseck III, Therwil III, Köniz-Wabern, Brugg II, Bulle, Lyss-Seeland II, Echiquier Bruntrutain II, Solothurn IV, Thun III, Bern V, Bern VI, Morges, Bulle II, Monthey, Nyon IV, Payerne III, La Garde du Roi V, Ville Genf, Bois-Gentil Genf III. – Echallens VI und Renens II verzichten auf den Aufstieg.

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