SMM: ein Trio kämpft am kommenden Wochenende um den Meistertitel – wegen Corona spielen nur vier Teams zentral in Ittigen – Spitzenkämpfe live im Internet
von Markus Angst
ma - Mit Titelverteidiger Genf (13), Rekordmeister Zürich (13) und dem Meister von 2018 Luzern (12) spielen am kommenden Wochenende im Haus des Sports drei innerhalb eines einzigen Punkts liegende Teams um den Titel des Schweizer Mannschaftsmeisters 2021. Wegen der unsicheren Corona-Situation finden lediglich die vier für den Titel entscheidenden – auf der Website des Schweizerischen Schachbundes (SSB) live übertragenen – Matches Genf - Luzern, Zürich - Riehen (8. Runde), Genf - Riehen und Luzern - Zürich (9. Runde) wie vorgesehen zentral statt. Die restlichen Begegnungen werden als normale Heim- und Auswärtsspiele in den jeweiligen Klublokalen ausgetragen.
Die Genfer, die am Samstag auf Luzern und am Sonntag auf das viertplatzierte Riehen (10) treffen, befinden sich mit zweieinhalb Einzelpunkten Vorsprung in der Pole-Position. «Wir hatten in dieser Saison ein wenig Glück und hoffen, dass uns der Erfolg auch in dieser zentralen Runde begleiten wird, um unseren Titel zu verteidigen. Wir werden es brauchen, um gegen zwei der besten Teams zu bestehen», sagt der zum 20er-Kader zählende Laurent Geiser, der in dieser Saison einmal spielte (und gewann).
Die 2016 letztmals und insgesamt 25 Mal Meister gewordene SG Zürich, die in der 4. Runde gegen Genf 4:4 unentschieden gespielt hat, muss laut ihrem Captain und Vereinspräsidenten Christian Issler ihre beiden Matches gegen Riehen und Luzern nicht nur gewinnen, sondern auch auf einen Punktverlust der Genfer hoffen. «Denn bezüglich Einzelpunkte können wir Genf nach dem geschenkten 8:0-Forfaitsieg gegen Wollishofen in der 6. Runde kaum mehr einholen.»
Die drittplatzierten Luzerner haben es trotz ihrer Niederlage in der 7. Runde gegen Winterthur immer noch in den eigenen Händen, Meister zu werden. Denn sie treffen noch auf Zürich und Genf. «Aufgrund der statistischen Erwartung und unseres Rückstandes von einem Punkt sehen wir uns jedoch als klarer Aussenseiter», sagt Captain IM Oliver Kurmann. «Aber wir werden natürlich nichts unversucht lassen.»
Bodan gibt zweimal forfait und steigt ab
Im Abstiegssektor ist bereits vor den beiden letzten Runden eine Entscheidung gefallen. Das punktelose Schlusslicht Bodan Kreuzlingen gibt wegen der Pandemie gegen Wollishofen und Trubschachen forfait und kehrt nach nur einer Saison wieder in die Nationalliga B zurück. «Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, und es ist nicht unsere sportliche Situation, die dazu geführt hat», sagt Captain Michael Schmid. «Abgeschlagen am Tabellenende der NLA zu stehen, ist für uns beinahe die Regel und hat uns nie abgehalten, auch in sportlich ausweglosen Situationen weiterzukämpfen. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war einzig und allein die sich immer weiter zuspitzende Corona-Situation.»
Während Wollishofen damit definitiv gerettet ist, kann Trubschachen das vier Punkte aufweisende Echallens noch einholen. Die Emmentaler müssten hierfür jedoch Winterthur schlagen und Echallens müsste gegen Réti Zürich und Winterthur verlieren.
Vier Normenjäger: Kurmann, Vernay, Hasenohr, Fischer
In Ittigen hat Oliver Kurmann trotz seiner ersten Saisonniederlage gegen Winterthurs IM Richard Forster in der 7. Runde eine reelle Chance, seine dritte GM-Norm zu erzielen. Der für Luzern spielende 36-jährige Internationale Meister hat derzeit 5½ Punkte aus sieben Partien auf seinem Konto und mit Andreas Heimann gegen einen Grossmeister gespielt. In den beiden letzten Runden gegen Genf und Zürich muss er nochmals auf zwei GM treffen (was bei der Besetzung dieser beiden Teams kein Problem sein dürfte), weil für eine Norm drei GM als Gegner erforderlich sind.
Wie viele Punkte Oliver Kurmann aus neun Runden benötigt, muss noch im Detail berechnet werden. «Eigentlich möchte ich dies lieber erst vor der letzten Runde oder gar nicht wissen, da mich solche Gedanken nur ablenken», sagt Kurmann. «Bei meiner zweiten GM-Norm in der SMM 2012 habe ich es ja sogar erst nach meinem Schlussspurt von 2 aus 2 realisiert.»
Für den Schweizer Mannschaftsmeister 2018 (mit Luzern), Schweizer Meister U14 2001, Schweizer Juniorenmeister 2004 und Sieger des Accentus Young Masters 2017 in Bad Ragaz wäre es nach dem Politiken-Cup in Kopenhagen 2008 und der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft 2012 die dritte GM-Norm. Um den Grossmeister-Titel zu erlangen, müsste er noch die 2500-ELO-Grenze in der Führungsliste des Weltschachbundes FIDE überspringen. Dort steht er aktuell bei 2466. Seine bisher höchste Zahl lag im November 2017 bei 2488.
Auf GM-Norm-Kurs befindet sich auch der für Genf spielende IM Clovis Vernay. Der 5 aus 6 (ohne Forfaitsieg gegen Wollishofen) aufweisende 32-jährige Franzose kommt wegen des Genfer Forfaitsiegs gegen Wollishofen zwar nur auf acht NLA-Partien, kann aber gemäss der FIDE-Bestimmungen voraussichtlich trotzdem eine Norm holen.
Nicht möglich ist dies hingegen für seinen 5½ aus 6 (ohne Forfaitsieg) totalisierenden Teamkollegen und Landsmann IM Yohan Benitah, weil er keine Grossmeister als Gegner gehabt hat. Das Gleiche gilt auch für den mit ebenfalls mit 6½ Punkten zu Buche stehenden, für Riehen spielenden deutschen IM Dennis Breder sowie für die für Luzern und für die Schweizer Damen-Nationalmannschaft spielende iranische WGM Ghazal Hakimifard (5 aus 7), die eine Herren-IM-Norm mangels Internationaler Meister als Gegner verpassen wird.
Mit dem 26-jährigen Benedict Hasenohr hat ein weiterer Schweizer eine Chance auf eine IM-Norm. Der für Winterthur spielende FIDE-Meister weist derzeit beachtliche 6½ Punkte aus sieben Partien auf und liegt gemeinsam mit den beiden Internationalen Meistern Yohan Benitah und Dennis Breder an der Spitze der erfolgreichsten Punktesammler in der obersten Liga.
Benedict Hasenohr hat mit Nicolas Brunner, Yohan Benitah, Ilya Mutschnik bereits gegen drei Internationale Meister sowie mit WGM Ghazal Hakimifard gegen eine Frauengrossmeisterin gespielt. In den beiden letzten Runden gegen Trubschachen und Echallens braucht er einen fünften Titelträger (GM/IM/FM/WGM/WIM/WFM) als Gegner. Voraussichtlich sind 7 Punkte aus neun Partien für seine erste IM-Norm nötig.
Eine kleine Chance auf eine IM-Norm hat auch noch FM Daniel Fischer. Der für Zürich spielende 17-jährige Junior weist derzeit 5½ aus 7 auf, hatte bisher aber erst einen Titelträger (GM Gilles Miralles) als Gegner. Er müsste in den beiden letzten Runden allerdings noch auf zwei GM und/oder IM treffen.
Eröffnung durch Christian Levrat – alle Partien aus Ittigen live im Internet
Die Samstag-Runde in Ittigen wird von einem prominenten Repräsentanten der Schweizer Wirtschaft eröffnet. Christian Levrat, Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Post AG und Mitglied des Schachklubs Bulle, wird in der Partie Genf - Luzern den ersten Zug am ersten Brett ausführen.
Zur NLA-Schlussrunde in Ittigen sind keine Zuschauer zugelassen. Dafür können Sie die zweimal 16 Partien aus dem Haus des Sports live auf der Website des Schweizerischen Schachbundes (SSB) mitverfolgen und nachspielen.
Partien der Nationalliga-A-Doppel-Schlussrunde vom 11./12. Dezember
8. Runde (Samstag): Genf - Luzern, Zürich - Riehen (beide um 13 Uhr im Haus des Sports, Talgutzentrum 27, Ittigen), Winterthur - Trubschachen, Réti Zürich - Echallens (beide um 12.30 Uhr im jeweiligen Klublokal des Heimteams), Wollishofen - Bodan Kreuzlingen 8:0 f.
9. Runde (Sonntag): Genf - Riehen, Luzern - Zürich (beide um 11 Uhr in Ittigen), Winterthur - Echallens (um 12.30 Uhr im Klublokal von Winterthur), Wollishofen - Réti 0:8 f., Trubschachen - Bodan 8:0 f.
Rangliste nach 7 Runden: 1. Genf 13 (41). 2. Zürich 13 (38½). 3. Luzern 12 (36). 4. Riehen 10 (36½). 5. Winterthur 9 (32½). 6. Réti 5 (23½). 7. Echallens 4 (23). 8. Wollishofen 4 (16). 9. Trubschachen 0 (19½). 10. Bodan 0 (13½).
Die erfolgreichsten Punktesammler in der Nationalliga A
FM Benedict Hasenohr (Winterthur), IM Yohan Benitah (Genf) und IM Dennis Breder (Riehen) je 6½ Punkte aus 7 Partien, GM Gilles Miralles (Genf) 6/6, IM Clovis Vernay (Genf) 6/7, IM Oliver Kurmann (Luzern), FM Daniel Fischer (Zürich) und Gregor Haag (Riehen) je 5½/7, Anthony Petkidis (Zürich) 5/6, GM Yannick Pelletier, GM Christian Bauer (beide Zürich) und IM Nicolas Brunner (Riehen) je 5/7, IM Richard Forster (Winterthur) 4½/5, GM Robert Fontaine (Genf) und GM Martin Krämer (Luzern) je 4½/6.
Einzelbilanz der 10 NLA-Teams
Genf (11 Spieler eingesetzt): IM Yohan Benitah 6½ Punkte aus 7 Partien, IM Clovis Vernay 6/7, GM Gilles Miralles 6/6, GM Robert Fontaine 4½/6, GM Andrei Sokolow 4½/7, IM Quentin Burri 4½/7, GM Jean-Noël Riff 2½/6, GM Romain Edouard 2½/4, IM Richard Gerber 2/4, IM Alexandre Vuilleumier 1/1, Laurent Geiser 1/1. – Inklusive Forfaitsiege gegen Wollishofen.
Zürich (12): FM Daniel Fischer 5½/7, GM Yannick Pelletier 5/7, GM Christian Bauer 5/7, GM Lothar Vogt 4½/7, FM Norbert Friedrich 4½/7, Anthony Petkidis 5/6, FM Noah Fecker 4/6, IM Ilja Mutschnik 2½/5, Odd Martin Guttulsrud 1/1, GM Lucas Brunner 1/1, Pawel Silberring ½/1, GM Alexandra Kosteniuk 0/1.
Luzern (13): IM Oliver Kurmann 5½/7, IM Gabriel Gähwiler 4½/7, WGM Ghazal Hakimifard 4½/7, FM Davide Arcuti 4/7, GM Martin Krämer 4½/6, IM Alfred Weindl 4/6, IM Valery Atlas 3/6, FM Aleksandar Rusev 2½/5, FM Vincent Riff 1/1, Pirmin Lötscher 1/1, Belhadri Benmia 1/1, FM Enrique Almada ½/1. IM Roland Lötscher 0/1.
Riehen (9): IM Dennis Breder 6½/7, Gregor Haag 5½/7, IM Nicolas Brunner 5/7, GM Andreas Heimann 4½/7, GM Olivier Renet 3/7, IM Ioannis Georgiadis 3/7, GM Ognjen Cvitan 2½/6, GM Markus Ragger 3/4, FM Dorian Jäggi 2½/3.
Winterthur (16): FM Benedict Hasenohr 6½/7, IM Dennis Kaczmarczyk 4/7, WIM Lena Georgescu 3½/7, IM Andreas Huss 3½/6, IM Richard Forster 4½/5, GM Nico Georgiadis 3/5, GM Miguel Santos Ruiz 3/4, Philipp Balcerak 1½/3, FM Walter Bichsel 1/2, IM Nedeljko Kelecevic 1/2, Martin Schweighoffer 0/2, Sebastian Gattenlöhner 0/2, Erich Lang ½/1, Urs Rüetschi ½/1, IM Martin Ballmann 0/1, FM Kambez Nuri 0/1.
Réti Zürich (15): FM Jonas Wyss 2½/7, Lorenz Wüthrich 2½/7, GM Mihajlo Stojanovic 4/6, Vincent Lou 3/6, IM David Pires Tavares Martins 4/5, GM Sebastian Bogner 3½/5, Matej Jusup 1/5, FM Matthias Gantner ½/4, Vincent Kriste 0/3, Christoph Schmid 1½/2, Sharif Mansoor 0/2, Mateo Rodriguez 1/1, IM Christian Maier 0/1, Michael Bühler 0/1, David Uhlmann 0/1.
Echallens (14): IM Guillaume Sermier 3/7, FM Gabriele Botta 3/7, Cédric Pahud 3/7, IM Ralph Buss 3/5, FM Niels Willems 2½/5, Pascal Vianin 1/4, Lindo Duratti ½/4, FM Aurelio Colmenares 2/3, FM Yevgen Bondar 2/3, André Meylan 1/3, GM Florin Gheorghiu 1/2, Cédric Grillon 0/2, Steve Monthoux 1/1, Nicolas Perréard 0/1.
Wollishofen (16): GM Michael Prusikin 3½/6, FM Marco Gähler 2½/6, Jürgen Fend 2/5, IM Roger Moor 2/4, IM Michael Hochstrasser 1/4, IM Olivier Moor 1/3, FM Fabian Mäser 1/3, Daniel Good ½/3, FM Andreas Umbach 1½/2, Frank Schmidbauer ½/2, Szymon Stysiak ½/2, Thomas Held 0/2, Florian Bous 0/2, Georg Kradolfer 0/1, Claude Douguet 0/1, Fabian Frey 0/1.
Trubschachen (11): Dirk Becker 3½/7, IM Hansjürg Kaenel 3/7, FM Joël Adler 3/7, IM Goran Milosevic 2/7, IM Branko Filipovic ½/7, IM Christopher Noe 2½/5, WIM Gundula Heinatz 1/5, FM Oliver Sutter 1/5, Max Scherer 2/2, FM Damjan Plesec ½/2, FM Ralf-Axel Simon ½/2.
Bodan Kreuzlingen (13): FM Dieter Knödler 3/7, IM Peter Kühn 2/7, Michael Schmid 1/7, FM Theo Hommeles 2½/6, IM Frank Zeller 1/5, Dietmar Panek 0/5, Eike Cöllen 2/3, Matthias Tezayak 1½/3, Jürg Morf 0/3, Marcel Marentini ½/2, Michael Norgauer 0/2, Stefan Frommherz 0/2, Max Knaus 0/2.
Die Meister der letzten 10 Jahre
2020 nicht ausgetragen
2019 Genf
2018 Luzern
2017 Winterthur
2016 SG Zürich
2015 Genf
2014 Réti Zürich
2013 Réti Zürich
2012 Genf
2011 Réti Zürich
Meistertitel seit der Einführung der SMM 1951
SG Zürich: 25
Allschwil: 8
Biel: 7
Nimzowitsch Zürich: 6
Genf: 5
Bern (Zytglogge): 3
Birseck: 3
Réti Zürich: 3
Winterthur: 3
Basel: 2
Luzern: 2
Reichenstein: 1
Mendrisio: 1
Definitive Paarungen der Aufstiegsspiele (13.–18. Dezember)
1. Liga/Nationalliga B: Zürich II - Winterthur IV, Lenzburg - Baden, Echiquier Bruntrutain Porrentruy Echallens II, Bern - Bern II. – Massagno und Schwarz-Weiss Bern II verzichten auf den Aufstieg
2./1. Liga: Uzwil - Chessflyers, Pfäffikon/ZH - Chur, Nimzowitsch Zürich II - Oftringen, Sorab Basel - La Chaux-de-Fonds, DSSP - Trümmerfeld Basel, Bern III - Grand Echiquier Lausanne, Valais - Simme. – Tre Valli steigt direkt auf.
3./2. Liga: Bodan Kreuzlingen III - Rheintal, Gonzen - Frauenfeld II, Sprengschach Wil/SG II - Schlieren, Chessflyers II - Zimmerberg II, SK Markus Regez - Chess4Kids, Cham - Réti Zürich V, Lenzburg II - Emmenbrücke, Liestal - DSSP II, Bantiger - Lyss-Seeland, Fribourg II - Münsingen, Nyon III - Cercle Valaisan II, Vevey II - La Garde du Roi. – Wettswil, Birseck II, Biel II und Schwarz-Weiss Bern III steigen direkt auf.
4./3. Liga (die zwei Erstplatzierten pro Gruppe [in Achter-Gruppen die ersten drei] steigen direkt auf: Chur IV, Triesen, Pfäffikon II, Rapperswil-Jona III, Winterthur VIII, Gligoric III, Gligoric IV, Zürich VI, Wollishofen V, Dübendorf II, Scuola Scacchi Collegio Papio, Olten IV, Döttingen-Klingnau II, Riehen VI, Birseck III, Therwil III, Köniz-Wabern, Brugg II, Bulle, Lyss-Seeland II, Echiquier Bruntrutain II, Solothurn IV, Thun III, Bern V, Bern VI, Morges, Bulle II, Monthey, Nyon IV, Payerne III, La Garde du Roi V, Ville Genf, Bois-Gentil Genf III. – Echallens VI und Renens II verzichten auf den Aufstieg.