Start zur SMM: SG Zürich (neu mit GM Alexandra Kosteniuk) in der NLA-Pole-Position – vier Teams kämpfen um den Titel, fünf gegen den Abstieg – NLB-Aufsteiger Herrliberg verpflichtete Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik

von Markus Angst

ma - Die am 20. März beginnende Nationalliga-A-Saison der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) verspricht einen spannenden Kampf um den Titel. Nimmt man die Top-Ten-Spieler auf den Mannschaftslisten als Basis, dann liegen mit Zürich (2452), Luzern (2448), Genf (2445) und Riehen (2444) die vier besten Equipen innerhalb von gerade mal acht ELO-Punkten.

In der Pole-Position befindet sich – erstmals seit 2009 – die SG Zürich. Der Rekordmeister (24 Titel) und letztjährige Vizemeister verzeichnet keine Abgänge, sorgt aber mit der Verpflichtung der Ex-Weltmeisterin und vierfachen Schweizer Meisterin GM Alexandra Kosteniuk sowie der fünffachen Schweizer Meisterin WGM Monika Müller-Seps für reichlich Frauen-Power. Allerdings ist angesichts ihrer zahlreichen internationalen Verpflichtungen offen, wie viele NLA-Partien die russisch-schweizerische Doppelbürgerin Alexandra Kosteniuk wirklich spielen wird. «Mein Terminkalender für das laufende Jahr ist schon reichlich voll, und es werden noch weitere Events hinzukommen», sagte sie auf eine entsprechende Anfrage.

Auch bei Luzern gibt es ein Fragezeichen. Denn der amtierende Schweizer Meister GM Vadim Milov befindet sich sowohl auf der Mannschaftsliste der Innerschweizer als auch von NLA-Absteiger Schwarz-Weiss Bern. «Wir haben ihm angeboten, ihn auf der Liste zu belassen, falls wir bis Saisonstart noch einen Sponsor finden», lässt Präsident Werner Rupp die Frage offen, ob Milov tatsächlich für Luzern spielen wird. Obwohl sie vier prominente Abgänge (GM Vlastimil Hort, IM Giulio Borgo, IM Georg Danner, IM Alfred Weindl) und als einzigen Zuzug FM Vincent Riff vermelden, sind die Luzerner die Nummer 2 (Vorjahr 1).

Wesentlich ruhiger war es in Sachen Transfers bei den beiden anderen Meisterschaftsfavoriten. Titelverteidiger Genf gab GM Andrei Istratescu ab (er verlor wegen eines Wohnortswechsels den Status als «Schachschweizer») und holte IM Hung Fioramonti. Riehen steigt mit unverändertem Kader in die neue Saison.

De facto einziger Mittelfeldklub ist einmal mehr Winterthur, das als einzigen Transfer den Abgang von IM Andreas Huss verzeichnet. Der frühere Schweizer Meister spielt – ebenso wie FM Yevgen Bondar – neu für das letztjährige Überraschungsteam Echallens (drei Siege zum Saisonauftakt), das zusammen mit Wollishofen und Réti sowie den beiden Aufsteigern Bodan Kreuzlingen und Solothurn die beiden Absteiger ausmachen dürfte. Die besten Karten auf den Klassenerhalt haben dabei die beiden Zürcher Vereine Wollishofen (neu mit FM Luca Kessler) und Réti (plus GM Michele Godena, GM Vlastimil Hort und FM Kaspar Kappeler, minus IM Severin Papa, IM Christian Maier, IM Simon Kümin, WGM Monika Müller-Seps, Ruben Garcia Garcia und Simon Widmer).

Bodan kann sich nach dem Engagement der beiden Internationalen Meister Alfred Weindl und Peter Kühn gute Chancen ausrechnen, im dritten Anlauf erstmals den direkten Wiederabstieg zu vermeiden. Hingegen dürfte es Solothurn als klar ELO-schwächste Mannschaft schwer haben, die sofortige Rückkehr in die NLB zu verhindern.

In der zweitobersten Klasse gibt es mit Herrliberg und Schwarz-Weiss Bern II zwei klare Favoriten auf den Aufstieg. Der in der Ostgruppe spielende Aufsteiger Herrliberg sorgte mit der Verpflichtung des in Genf lebenden und daher als «Schachschweizer» geltenden russischen Ex-Weltmeisters Wladimir Kramnik für den spektakulärsten SMM-Transfer. Damit wird erstmals in der 65-jährigen Geschichte der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft ein Weltmeister spielen. Für Teamwettbewerbe hierzulande ist dies allerdings keine Premiere, gab doch vor kurzem mit dem für Gonzen antretenden Rustam Kasimdschanow (Aserbeidschan) ein Weltmeister sein Debüt in der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM). Neben Kramnik holte Herrliberg auch noch den spanischen GM Francisco Vallejo Pons und IM Christian Maier. Mit ihren fünf Grossmeistern Wladimir Kramnik, Francisco Vallejo Pons, Robert Fontaine, Sebastian Bogner und Joe Gallagher sowie einem ELO-Schnitt von 2395 für die zehn besten Spieler wären die Zürcher die Nummer 6 in der NLA, bei den Top-5 als Basis gar die Nummer 1.

In der Westgruppe sollte Schwarz-Weiss Bern keine nennenswerte Probleme haben, die sofortige Rückkehr ins Oberhaus zu schaffen. Die über zwei NLB-Teams verfügenden Berner treten mit ihrer zweiten Mannschaft in der Westgruppe an, haben für diese aber ihre besten Spieler gemeldet, um Herrliberg aus dem Weg zu gehen. Insgesamt spielen dieses Jahr in der SMM 305 Mannschaften – fünf weniger als im Vorjahr.

Die 10 NLA-Klubs und ihre 10 Top-Spieler

Genf (Vorjahresklassierung: 1.): GM Romain Edouard 2655, GM Andrei Sokolow 2525, GM Jean-Noël Riff 2507, IM Clovis Vernay 2461, GM Gilles Mirallès 2458, IM Nikita Petrow 2427, IM Alexandre Vuilleumier 2366, IM Richard Gerber 2363, IM Alexandre Domont 2351, IM Claude Landenbergue 2341.

Zuzüge: IM Hung Fioramonti (Nr. 11/von Amateurs/1. Liga).

Abgänge: GM Andrei Istratescu (spielt nicht mehr SMM).

ELO-Schnitt: 2445 (Nr. 3 in der Nationalliga A).

Zürich (2.): GM Christian Bauer 2657, GM Yannick Pelletier 2563, GM Alexandra Kosteniuk 2537, IM Werner Hug 2472, GM Lothar Vogt 2470, GM Lucas Brunner 2442, IM Noël Studer 2401, FM Jörg Grünenwald 2344, FM Jonathan Rosenthal 2319, FM Filip Goldstern 2317.

Zuzüge: GM Alexandra Kosteniuk (von Trubschachen/NLB), WGM Monika Müller-Seps (Nr. 12/von Réti).

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2452 (Nr. 1).

Luzern (3.): GM Vadim Milov 2623, GM Robert Hübner 2599, GM Martin Krämer 2548, IM Valery Atlas 2465, IM Roland Lötscher 2448, IM Oliver Kurmann 2427, IM Beat Züger 2381, FM Roger Gloor 2351, FM Aleksandar Rusev 2324, FM Vincent Riff 2317.

Zuzüge: FM Vincent Riff (von Court/1. Liga).

Abgänge: GM Vlastimil Hort (zu Réti), IM Giulio Borgo (spielt nicht mehr SMM/spielte 2015 nur eine Partie), IM Georg Danner (spielt nicht mehr SMM/spielte 2015 keine einzige Partie), IM Alfred Weindl (zu Bodan).

ELO-Schnitt: 2448 (Nr. 2).

Riehen (3.): GM Jörg Hickl 2600, GM Olivier Renet 2549, IM Andreas Heimann 2508, GM Ognjen Cvitan 2494, IM Ioannis Georgiadis 2473, IM Nicolas Brunner 2414, IM Ralph Buss 2361, IM Bela Toth 2360, Sebastian Schmidt-Schäffer 2355, FM Matthias Rüfenacht 2321.

Zuzüge: keine.

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2444 (Nr. 4).

Winterthur (5.): GM Artur Jussupow 2602, IM Nico Georgiadis 2495, IM Richard Forster 2479, GM Florian Jenni 2436, IM Martin Ballmann 2407, IM Dennis Kaczmarczyk 2405, FM Walter Bichsel 2369, FM Emanuel Schiendorfer 2366, FM Kambez Nuri 2337, Philipp Balcerak 2334.

Zuzüge: keine.

Abgänge: IM Andreas Huss (zu Echallens).

ELO-Schnitt: 2423 (Nr. 5).

Wollishofen (6.): GM Michael Prusikin 2525, IM Roger Moor 2416, FM Luca Kessler 2357, FM Martin Fierz 2349, FM Fabian Mäser 2327, FM Marco Gähler 2326, IM Michael Hochstrasser 2322, FM Felix Hindermann 2301, IM Olivier Moor 2299, Andreas Umbach 2278.

Zuzüge: FM Luca Kessler (von Schwarz-Weiss Bern/NLB).

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2350 (Nr. 6).

Echallens (7.): GM Florin Gheorghiu 2379, FM Aurelio Colmenares 2370, FM Yevgen Bondar 2361, FM Gabriele Botta 2348, IM Manuel Valles 2326, IM Andreas Huss 2316, Egzon Elezi 2264, Jean-Robert Vesin 2237, Cédric Pahud 2213, Lindo Duratti 2210.

Zuzüge: FM Yevgen Bondar (von Grand Echiquier Lausanne), IM Andreas Huss (von Winterthur).

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2302 (Nr. 9).

Réti Zürich (8.): GM Mihajlo Stojanovic 2532, GM Michele Godena 2514, GM Vlastimil Hort 2430, IM Jewgeni Degtjarew 2426, Michael Hofmann 2312, FM Jonas Wyss 2298, Francesco Antognini 2263, FM Kaspar Kappeler 2255, Christian Wagner 2249, Carmi Haas 2220.

Zuzüge: GM Michele Godena (von Mendrisio/NLB), GM Vlastimil Hort (von Luzern), FM Kaspar Kappeler (von Schwarz-Weiss Bern/NLB).

Abgänge: IM Severin Papa (spielt nicht mehr SMM/spielte 2015 keine einzig Partie), IM Christian Maier (zu Herrliberg/NLB), IM Simon Kümin (spielt nicht mehr SMM), WGM Monika Müller-Seps (zu Zürich), Ruben Garcia Garcia (machte auf der 20er-Liste einem anderen Spieler Platz), Simon Widmer (spielt nicht mehr SMM), Sebastian Brandt (spielt nicht mehr SMM).

ELO-Schnitt: 2350 (Nr. 7).

Bodan Kreuzlingen (Aufsteiger): IM Dennis Breder 2438, IM Frank Zeller 2412, IM Theo Hommeles 2409, IM Alfred Weindl 2377, IM Peter Kühn 2366, FM Dieter Knödler 2309, Andreas Modler 2288, FM Marcel Wildi 2262, Michael Schmid 2238, André Fischer 2210.

Zuzüge: IM Alfred Weindl (von Luzern), IM Peter Kühn (spielte in den letzten drei Saisons nicht SMM/bis 2012 bei Reichenstein).

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2331 (Nr. 8).

Solothurn (Aufsteiger): GM Sergej Owsejewitsch 2573, WIM Dorsa Derakhshani 2362, FM Lukas Muheim 2328, FM Bruno Schwägli 2267, IM Ali Habibi 2237, Borna Derakhshani 2200, Thomas Flückiger 2198, Sebastian Muheim 2183, Marcel Fischer 2120, Christian Berchtold 2110. – Vom Duo GM Sergej Owsejewitsch/WIM Dorsa Derakhshani ist während der ganzen Saison nur eine(r) spielberechtigt.

Zuzüge: WIM Dorsa Derakhshani (Iran), Borna Derakhshani (Iran).

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt (ohne WIM Dorsa Derakhshani): 2230 (Nr. 10).

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