Swiss Team Battle weiterhin in der Erfolgsspur: erstmals 300er-Grenze geknackt

von Markus Angst

Hans Karrer (Präsident von Sprengschach, das 25 Prozent aller Mannschaften in der Swiss Team Battle stellt): «Wir wollen unsere Mitglieder bei der Stange halten und müssen ihnen angesichts des ruhenden Vereinslebens etwas bieten.»

ma - Die im Sommer von Lars Balzer mit zehn Mannschaften und 135 Teilnehmern lancierte, jeden zweiten Dienstagabend ab 19.30 Uhr stattfindende Swiss Team Battle erfreut sich zunehmender Popularität. Beim vorletzten Turnier am 20. Oktober gab es bei diesem in allen Landesteilen beliebten Online-Turnier für Mannschaften aus der Schweiz erstmals eine fünfte Liga. 14 Tage später spielten bei der elften Austragung zum ersten Mal über 300 Teilnehmer (in 45 Equipen) mit.

256, 299, 324: Die Zahl der an der Swiss Team Battle teilnehmenden Spieler(innen) stieg in den beiden letzten Turnieren kontinuierlich – was wohl nicht zuletzt auch eine Folge der neuerlichen Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie und der kalten Jahreszeit ist. Auch die Zahl der mitspielenden Mannschaften zeigt nur in eine Richtung: nach oben. Waren es beim Start am 16. Juni zehn Teams, beteiligten sich einen Monat später bereits 28, Ende September 37 und gar je 45 bei den beiden letzten Turnieren. Parallel dazu erhöhte Lars Balzer auch die Zahl der Ligen. Schon beim zweiten Turnier waren es zwei, am 14. Juli kam die dritte, am 11. August die vierte und am 20. Oktober die fünfte Liga hinzu.

CS: nach dreimaligem Aufstieg in Liga 1

Die Swiss Team Battle bringt Vereine auf die Schweizer Schach-Landkarte, die bisher eher unbekannte Grössen waren. Zum Beispiel den in Zürich ansässigen Firmenschachklub der Grossbank Credit Suisse. Am 6. Oktober spielte er erstmals mit, startete in Liga 4, stieg gleich dreimal in Serie auf und findet sich nun urplötzlich in der obersten Spielklasse wieder.

«Weil unser Klubleben praktisch zum Stillstand gekommen und auch die Firmen-Mannschaftsmeisterschaft abgesagt worden ist, bietet uns die Swiss Team Battle eine optimale Möglichkeit, weiterhin gemeinsam als Verein aufzutreten», sagt der seit einigen Monaten als neuer Klubpräsident amtierende Thomas Schmid. Von den 45 Mitgliedern – allesamt aktive CS-Mitarbeiter oder -Pensionierte – bestreiten deren 19 regelmässig die Swiss Team Battle. Beim dritten Aufstieg am 3. November standen deren zehn im Einsatz. Einige von ihnen sind zwar über andere Vereine Mitglied des Schweizerischen Schachbundes (SSB). «Aber wir haben auch ein paar Hobbyspieler im Team», sagt Thomas Schmid, der selber noch beim Schachclub Zimmerberg spielt.

UBS: auch nur Richtung oben

Auch für das zweite Zürcher Banken-Team, UBS, ging es in der Swiss Team Battle bisher nur in eine Richtung: nach oben. Am 20. Oktober in der neueingeführten Liga 5 gestartet, stiegen die UBS-Banker zweimal hintereinander auf und spielen nun in Liga 3.

Auch im Firmenschachklub UBS, der dem SSB angeschlossen ist, ruht derzeit das Präsenzschach. «Offen gesagt», so Vereinspräsident Andrik Starke, «habe ich die Swiss Team Battle längere Zeit verpasst und erst wahrgenommen, als mich Lars Balzer persönlich kontaktiert hat. Aber dieses Online-Turnier bietet natürlich auch uns die ideale Gelegenheit, um einen Teamwettkampf zu bestreiten.»

Bisher brauchte UBS drei in die Wertung kommende Spieler. In Liga 3 sind es nun deren vier – genauso viele, wie beim letzten Turnier für das UBS-Team angetreten sind. Mit etwas Sorge verfolgt Andrik Starke deshalb die aktuelle Diskussion im lichess-Forum, die Zahl der gewerteten Spieler zu erhöhen. «Denn erstens darf man nicht vergessen, dass nicht alle Schachspieler online-affin sind. Und zum anderen haben kleinere Klubs nicht das gleiche Spielerpotenzial wie die grossen Vereine. Statt die Zahl der gewerteten Spieler zu erhöhen, scheint es mir deshalb die bessere Lösung, wenn Grossklubs mit mehreren Mannschaften antreten.»

La Dame Blanche: wenn Studenten und Professoren spielen

Wie die beiden Zürcher Banken-Teams ist auch der der nicht dem SSB angehörende Westschweizer Verein La Dame Blanche quasi ein «Exot». Denn er besteht ausschliesslich aus Studenten und Professoren der Ecole polytechnique fédéral de Lausanne (EPFL). Wobei: Ein Nobody ist die welsche ETH-Mannschaft nun auch wieder nicht.

Denn sie gewann bei der Coupe du Léman 2019/20 immerhin die oberste Kategorie der Region Vaud – vor den beiden in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) in der Nationalliga spielenden Echallens und Vevey. Leider fiel der Final um den diesjährigen Coupe-du-Léman-Titel gegen den Gewinner aus der Region Genf, Bois-Gentil, der Corona-Pandemie zum Opfer.

Mit umso grösserer Begeisterung spielt La Dame Blanche deshalb in der Swiss Team Battle mit. «Weil Over-the-Board-Schach auch in unserem Klub derzeit leider nicht möglich ist, sind Online-Mannschaftswettbewerbe eine optimale Ersatzvariante», betont Vereinspräsident Wissam Pheng. In der Swiss Team Battle ist La Dame Blanche eine zwischen den beiden Top-Ligen hin und her pendelnde Liftmannschaft. Praktisch seit Beginn dabei, spielten die Romands sechs Mal in Liga 1 und viermal in Liga 2.

Unter den 17 Spielern, die bisher zum Einsatz kamen, hat es auch einige Anfänger. «Für Hobbyspieler sind Online-Turniere eine exzellente Möglichkeit, sich an Schachwettkämpfe heranzutasten», ist EPFL-Student Wissam Pheng überzeugt.

Sprengschach Wil stellt ein Viertel aller Mannschaften

Natürlich spielen in der Swiss Team Battle auch viele etablierte Schweizer Klubs mit. Obwohl: Einer von ihnen ist da facto auch ein «Exot». Denn der im sankt-gallischen Wil domizilierte Verein Sprengschach stellte beim letzten Turnier mit nicht weniger als elf Teams in allen fünf Ligen genau einen Viertel aller Mannschaften und mit 41 Spielern – 21 Erwachsene und 20 Junioren – 12 Prozent aller Teilnehmer. Am 20. Oktober sass gar die Rekordzahl von 47 Sprengschach-Spielern am Laptop oder am Handy.

«Wir verschicken ja nächstens die Jahresrechnung, deshalb wollen wir unsere Mitglieder bei der Stange halten und müssen ihnen angesichts des ruhenden Vereinslebens etwas bieten», unterstreicht Vereinsgründer und -präsident Hans Karrer. Denn nach den jüngsten Bundesratsbeschlüssen stellte das für seine vorbildliche Nachwuchsarbeit bekannte Sprengschach seinen Junioren-Trainingsbetrieb wieder ein.

«Die Swiss Team Battle, bei der wir seit ihrer Lancierung im Juni dabei sind, finde ich deshalb eine Super-Idee», sagt Hans Karrer. «Und dass sie auf lichess gespielt wird, ist optimal. Denn zum einen ist diese Online-Plattform gratis. Zum andern ist sie auch für Jugendliche ideal, da sie nicht kommerziell betrieben wird und es damit keine Werbemails gibt.»

Wie Wissam Pheng ist auch Hans Karrer überzeugt, dass Online-Schach für Anfänger prädestiniert ist. «Sie können im Internet gegen andere Hobbyspieler mit gleicher Spielstärke antreten, ohne laufend zu verlieren.»

Doch auch mit Blick auf Top-Spieler bietet die Swiss Team Battle laut Hans Karrer einen grossen Vorteil: «Wir können für dieses Online-Turnier frühere Spieler unseres Klub, die nun in höheren Ligen spielen, zurückholen. So haben wir beispielsweise FM Julian Schärer, der in der SMM für den Nationalliga-A-Klub Winterthur spielt, in unserer Swiss-Team-Battle Mannschaft.»

Riehen: (Online-)Liebe auf den zweiten Blick

Stichwort Nationalliga A: Die Schachgesellschaft Riehen ist nur einer von mehreren Top-Klubs, die in der Swiss Team Battle mitspielen. Allerdings: (Online-)Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Denn nachdem die Basler beim ersten Turnier am 16. Juni dabei waren (und den 2. Platz belegten), setzten sie vier Monate aus und stiegen erst am 6. Oktober wieder in Liga 3 ein – um nach zwei Aufstiegen in Serie beim letzten Turnier wiederum nur knapp hinter Sorab auf Rang 2 zu landen. «Nun wollen wir nächstes Mal gewinnen», sagt der Teamverantwortliche FM Matthias Rüfenacht.

Den Anstoss für den Wiedereinstieg gab nicht zuletzt die in der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) für Riehen spielende und in Süddeutschland wohnhafte schwedische WIM Inna Agrest. «Sie berichtete mir», erzählt Matthias Rüfenacht, «von den guten Erfahrungen der deutschen Online-Team-Turniere, weshalb ich in unserem Verein die Initiative ergriff. Da ich pensioniert bin, habe ich ja Zeit dafür…»

Beim letzten Turnier am 3. November spielten 17 Riehener mit – ausschliesslich aktive oder ehemalige Mitglieder des Vereins. Matthias Rüfenacht würde es deshalb begrüssen, wenn in der Top-Liga mehr als nur sechs Spieler in die Wertung kämen – hat aber durchaus auch Verständnis für die von Andrik Starke vorgebrachten Bedenken bezüglich kleinerer Klubs.

(Online-)Liebe auf den zweiten Blick war es übrigens auch beim Coupe-Suisse-Sieger von 1977. «Ich bin überhaupt kein Compi-Schach-Fan», sagt Matthias Rüfenacht. «Aber weil auch unser Klubleben praktisch zum Erliegen gekommen ist und man kaum mehr am Brett spielen kann, finde ich die Swiss Team Battle optimal, um unser Hobby trotzdem auszuüben.»

Sorab: der Seriensieger

Will Riehen beim nächsten Swiss-Team-Battle-Event am 17. November gewinnen, muss es erst mal an Sorab vorbeikommen. Und das dürfte nicht so einfach werden. Denn Sorab stand bei den sieben letzten Liga-1-Turnieren sechs Mal auf Platz 1. Zwar kann Sorab mit Petar Benkovic und Slavisa Milanovic auf zwei starke serbische Internationale Meister zählen. Doch das ist laut dem Teamverantwortlichen Radenko Peric nicht der Hauptgrund für die Seriensiege: «Zwei Spieler allein können ein Turniers nicht gewinnen, aber wir haben eine starke Mannschaft.»

So sehr sich Radenko Peric über die sechs Siege freut, so ist ein Grund hierfür gleichzeitig auch eine Kritik am Turniermodus. «Es gefällt mir nicht, dass starke Spieler mittels Berserk ihre Zeit halbieren und bei einem Sieg einen Extrapunkt holen können. Das bevorzugt die starken Spieler. Und das empfinde ich als ungerecht, obwohl wir davon profitieren.»

Sorab hat aber nicht nur ein Spitzenteam in der obersten Kategorie der Swiss Team Battle, sondern tritt mit zwei weiteren Mannschaften an. Die beim letzten Turnier in Liga 5 mit grossem Vorsprung siegreiche dritte Equipe besteht aus vier Junioren. «Ich finde es besser, wenn ein Verein mehrere Mannschaften meldet statt eine einzige mit vielen Spielern», sagt Radenko Peric.

Das müssen Sie zur Swiss Team Battle wissen

► Neue Mannschaften sind jederzeit herzlich willkommen, und ein Einstieg ist jederzeit möglich. Infos: Lars Balzer, chess@lars-balzer.info, eineRolleKlopapier, https://lichess.org/@/eineRolleKlopapier.

► Spieltag ist jeder zweite Dienstag während 90 Minuten von 19.30 bis 21 Uhr. Gespielt werden im Arena-Modus Blitzpartien – pro Spieltag abwechselnd mit einer Bedenkzeit von 5 Minuten plus 0 bzw. 3 Sekunden sowie 3+2 in den oberen Ligen und immer 5+3 in den unteren Ligen. Man spielt ausschliesslich gegen Gegner anderer Teams aus der gleichen Liga.

► Pro Spielabend und Liga gibt es jeweils drei Auf- und Absteiger.

► Teilnahmeberechtigt sind alle Vereine des Schweizerischen Schachbundes oder eines regionalen Schweizer Schachverbandes, Schweizer Schulschach- und Trainingsgruppen, Juniorenteams von Schweizer Vereinen, Mannschaften von Firmen und Hochschulen in der Schweiz und Spielgemeinschaften kleinerer Vereine aus der Schweiz.

► In Liga 1 kommen die sechs besten Spieler in die Wertung, in Liga 2 deren fünf, in Liga 3 deren vier in Liga 4 und 5 je deren drei.

► Hier finden Sie die Grundsätze der Swiss Team Battle und weitere Informationen auf Deutsch, Französisch und Englisch: https://lars-balzer.name/STB_GrundsaetzePrincipesPrinciples.pdf.

► Hier finden Sie die Startseite des Turniers mit weiteren Informationen und den teilnehmenden Mannschaften: https://lichess.org/team/swiss-team-battle.

Die bisherigen elf Swiss-Team-Battle-Turniere auf einen Blick

16. Juni (Bedenkzeit: 5+0)

Teams: 10.

Spieler: 135.

Ligen: 1.

Top 3 Liga 1: 1. Schwarz-Weiss Bern. 2. Schachgesellschaft Riehen. 3. Echallens Chess Club.

30. Juni (5+3)

Teams: 20.

Spieler: 196.

Ligen: 2.

Top 3 Liga 1: 1. Schwarz-Weiss Bern. 2. DSSP – Die Schulschachprofis. 3. La Garde du Roi.

14. Juli (5+0)

Teams: 28.

Spieler: 233.

Ligen: 3.

Top 3 Liga 1: 1. Caissa’s Sons. 2. DSSP – Die Schulschachprofis. 3. La Garde du Roi.

28. Juli (5+3)

Teams: 29.

Spieler: 224.

Ligen: 3.

Top 3 Liga 1: 1. Caissa’s Sons. 2. Schwarz-Weiss Bern. 3. Sprengschach.

11. August (5+0)

Teams: 33.

Spieler: 264.

Ligen: 4.

Top 3 Liga 1: 1. Sorab Basel. 2. Schwarz-Weiss Bern. 3. Schachgesellschaft Winterthur.

25. August (5+3)

Teams: 33.

Spieler: 250.

Ligen: 4.

Top 3 Liga 1: 1. Sorab Basel. 2. La Garde du Roi. 3. Geneva Chess Club.

8. September (5+0)

Teams: 36.

Spieler: 246.

Ligen: 4.

Top 3 Liga 1: 1. La Garde du Roi. 2. Caissa’s Sons. 3. Sorab Basel.

22. September (5+3)

Teams: 37.

Spieler: 259.

Ligen: 4.

Top 3 Liga 1: 1. Sorab Basel. 2. Geneva Chess Club. 3. Caissa’s Sons.

6. Oktober (5+0/5+3)

Teams: 39.

Spieler: 256.

Ligen: 4.

Top 3 Liga 1: 1. Sorab Basel. 2. Caissa’s Sons. 3. Réti Zürich and Friends.

20. Oktober (3+2/5+3)

Teams: 45.

Spieler: 299.

Ligen: 5.

Top 3 Liga 1: 1. Sorab Basel. 2. Réti Zürich and Friends. 3. La Garde du Roi.

3. November (5+3)

Teams: 45.

Spieler: 324.

Ligen: 5.

Top 3 Liga 1: 1. Sorab Basel. 2. Schachgesellschaft Riehen. 3. Schwarz-Weiss Bern.

Hier finden Sie die bisherigen elf Swiss-Team-Battle-Turniere auf einen Blick: https://lichess.org/forum/team-swiss-team-battle/swiss-team-battle-history

Hier finden Sie Kommentare und Klubberichte zur Swiss Team Battle: https://lichess.org/forum/team-swiss-team-battle/berichte--rapports--reports

Hier finden Sie ein Interview mit Swiss-Team-Battle-Initiant Lars Balzer: http://www.swisschess.ch/news-112/interview-mit-lars-balzer-die-swiss-team-battle-hat-einen-nerv-getroffen-5550.html

Hier finden Sie von Vereinen angebotene, für jedermann/-frau offene Online-Turniere: http://www.swisschess.ch/forum-nachrichtenleser/bleib-zu-hause-spiel-online-schach.html

 

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