Interview des Monats mit SEM-Leiter Peter Erismann: «Es gibt in Leukerbad einige Leckerbissen»

von Markus Angst

Peter Erismann ist überzeugt, zusammen mit dem lokalen OK und seinem Team einen spannenden und erfolgreichen Schachevent in Leukerbad auf die Beine zu stellen.

ma - Nach der Absage der Schweizer Einzelmeisterschaften (SEM) 2020 wegen der Corona-Pandemie, der «Mini-SEM» 2021 in Flims mit drei geschlossenen Titelturnieren und der in reduziertem Rahmen organisierten SEM 2022 in Samnaun finden vom 15. bis 23. Juli in Leukerbad nach vier Jahren endlich wieder «richtige» Schweizer Einzelmeisterschaften statt. Peter Erismann amtiert erstmals als SEM-Leiter.

Vor vier Jahren hatte es in Leukerbad 316 Teilnehmer(innen). Wie zuversichtlich sind Sie, dass es in diesem Jahr auch so viele sein werden?

Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Anzahl Teilnehmenden wieder erreichen oder sogar übertreffen werden.

Wie wollen Sie dies konkret erreichen?

Einerseits mit einem sehr attraktiven Rahmenprogramm (Anmerkung: siehe untenstehende Links) und andererseits mit dem Jugendschachlager, das wieder stattfinden wird. Zudem haben wir darauf geachtet, dass der Termin so gewählt wurde, dass alle Kantone Schulferien haben.

Sprechen wir doch die einzelnen Punkte genauer an. Stichwort Rahmenprogramm.

Es gibt Leckerbissen im Schachbereich. Analysen mit GM Christian Bauer gehören dazu. Im touristischen Bereich gibt es beispielsweise den Sonnenaufgang auf dem Torrenthorn.

Können Sie uns Genaueres zum Jugendschachlager mitteilen?

Es hat eine grosse Tradition. 50 bis 60 Jugendliche können am Vormittag Analysen mit Trainern vornehmen und am Nachmittag am Turnier mitwirken. Die Eltern können sich daher zumindest für eine gewisse Zeitspanne loslösen von ihren Verpflichtungen.

Und was gilt es in Bezug zum Termin zu erwähnen?

Tatsache ist, dass das Bieler Schachfestival zur gleichen Zeit stattfindet. Diese Terminkollision liess sich leider nicht vermeiden. Absprachen haben stattgefunden, und es hat sich gezeigt, dass in der Vergangenheit nur wenige Schachspieler(innen) beide Turniere gespielt hatten. Das heisst: Die Auswirkungen der Terminkollision sind aus meiner Sicht aber auch aus der Sicht der Bieler Organisatoren nicht gravierend.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich, viele Kolleg(inn)en wieder zu sehen. Und bin überzeugt, zusammen mit dem Organisationskomitee und unserem Turnierleitungsteam einen tollen Schachevent auf die Beine stellen zu können.

Die Schweizer Herren- und Damenmeister werden in geschlossenen Titelturnieren erkoren. Können wir uns auf zwei starke Felder freuen?

Zu den Titelturnieren gilt es zu erwähnen, dass es drei gibt: Damen-, Herren- und Seniorentitelturnier. Das sind die drei geschlossenen Titelturniere. Bei den Herren gibt es ein IM-Normenturnier, an dem auch der Titelverteidiger Fabian Bänziger mitspielen wird. Bei den Damen ist es so, dass sich die amtierende Schweizer Meisterin Lena Georgescu entschieden hat, auf die Titelverteidigung zu verzichten und sich bei den Herren eingeschrieben hat. Speziell ist, dass zur Ergänzung des Damenfeldes zwei nicht titelberechtigte Juniorinnen eingeladen wurden. Es handelt sich dabei um die in der Schweiz wohnhafte 13-jährige Israelin Or Shatil sowie die 15-jährige Charis Peglau aus Deutschland. Sie ist Vizeweltmeisterin in ihrer Alterskategorie. Bei den Damen gibt es ebenfalls die Möglichkeit zu Normen, für eine WIM-Norm braucht es 7 Punkte aus neun Partien.

Und was kann man zum Seniorenturnier sagen?

Das Turnier ist so stark, wie es noch nie der Fall war. Es nehmen drei internationale Meister und drei FIDE-Meister teil.

Springen wir doch nun zu den offenen Turnieren.

Es gibt insgesamt fünf offene Kategorien, wobei im Meisterturnier wie üblich auch ausländische Teilnehmer(innen) zugelassen sind, die nicht Mitglied des Schweizerischen Schachbundes (SSB) sind. Die weiteren Kategorien sind die Hauptturniere I bis IV.

Sie wirken in Leukerbad erstmals als SEM-Leiter. Was war Ihre Motivation, dieses Amt zusätzlich zu demjenigen als Mitglied des SSB-Zentralvorstands zu übernehmen?

Mein Hauptanliegen ist es mitzuhelfen, dass dieses traditionsreiche Turnier wieder an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen kann in Bezug auf die Qualität und auf die Teilnehmerzahl. Ich gehe davon aus, dass mir meine Erfahrung als Turnierorganisator dabei helfen wird. Der Erfolg ist jedoch nur möglich, wenn es ein gutes lokales OK gibt und das Leitungsteam an einem Strick zieht. Beides ist sichergestellt.

Wie gestaltet sich konkret Ihre Zusammenarbeit mit den lokalen Organisatoren von Leukerbad?

Die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet. Zwei Aspekte sind dabei besonders wichtig. Erstens ist im lokalen OK Eddy Beney als Präsident tätig. Er kann auf eine reiche organisatorische und schachliche Erfahrung zurückschauen. Zweitens ist Michelle Grichting, Marketing-Hauptverantwortliche von Leukerbad, eine Tourismus-Fachfrau, die das sehr attraktive Rahmenprogramm professionell auf die Beine gestellt hat.

Welches waren die grössten Herausforderungen?

Alles zu regeln und den Vertrag zu unterschreiben ist nicht in einem Zug durchzuführen. Diverse Bausteine müssen zusammenpassen. Das gilt sowohl vom Spiellokal als auch über die Hotelkapazitäten bis zu den finanziellen Gegebenheiten. Es ist ein recht grosses Puzzle, das mit Geduld zusammengefügt werden muss.

Wo die SEM 2024 stattfinden wird, wurde bisher noch nicht kommuniziert. Können Sie dazu bereits etwas sagen?

Es bestanden fortgeschrittene Verhandlungen mit einem möglichen Austragungsort, wobei sich kürzlich gezeigt hat, dass ein Puzzlestein nicht im gewünschten Masse passte. Konkret gab es Probleme mit den Hotelkapazitäten.

Das heisst nun, dass alles noch unklar ist.

Nein. So würde ich es nicht formulieren. Der ehemaliger SSB-Zentralpräsident Peter Wyss und ich suchen nun nach alternativen Standorten vorwiegend im Kanton Graubünden und in der Innerschweiz.

Eine ganz andere Frage zum Schluss: Sie sind ja auch Captain der Nationalliga-A-Mannschaft Ihres Vereins SG Riehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dieses Jahr endlich mal Schweizer Mannschaftsmeister zu werden?

Ich bin ziemlich zuversichtlich und entspannter als früher. Der Hauptgrund: Die SG Riehen konnte mit GM Adrien Demuth einen zusätzlichen starken Spieler dazugewinnen. Wir haben nun neun erfahrene Stammspieler, die gut miteinander harmonieren. Zudem waren die ersten Runden der diesjährigen Saison sehr erfolgreich. Wir haben bis anhin alle vier Wettkämpfe zu unseren Gunsten entscheiden können.

Interview: Graziano Orsi

Peter Erismann persönlich

Wohnort: Basel.

Alter: 67.

Beruf: Human-Resource-Leiter (seit 2021 pensioniert).

Hobbys: Schach und Reisen.

ELO SSB: 2045 (Liste 2/23).

Klub: SG Riehen.

Lieblingsschachspieler: Garry Kasparow überzeugte mich mit seinem unglaublich starken Willen und seinem spektakulären Spielstil.

Schach-Buchtipp: Es gibt zu viele Bücher, die ich erwähnen könnte.

Weblinks

Alle Details zur SEM 2023 in Leukerbad finden Sie auf der SSB-Website und in der «Schweizerischen Schachzeitung» 2/23.

An der SEM in Leukerbad wird ein attraktives Rahmenprogramm angeboten.

Alle Infos zum Jugendschachlager finden Sie hier.

Hier finden Sie eine erste Vorschau auf die SEM in Leukerbad.

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