Nationalliga-A-Schlussrunde in Carouge (8./9. Oktober): die halbe Liga kann noch den Titel holen! – acht Partien live im Internet

von Markus Angst

Winterthur-Captain Roman Freuler: «Es ist manchmal einfacher, mit stärkeren Gegnern mitzuspielen als nominell schwächere Mannschaften zu besiegen.»

ma - Das hat es in der 65-jährigen Geschichte der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) noch nie gegeben: An der vom CE Genève organisierten Nationalliga-A-Schlussrunde in Carouge vom 8./9. Oktober können mit Zürich, Luzern, Winterthur, Riehen und Genf noch fünf Klubs, also die halbe Liga, Meister werden! Am Samstag und Sonntag werden je acht Partien eines ganzen Matchs live im Internet übertragen.

Rekordchampion Zürich geht im Hotel «Ra­ma­da Enco­re» erstmals seit 2010 (damals holten die Zürcher ihren 24. und bisher letzten Titel) als Leader in die Doppel-Schlussrunde – einen Punkt vor Luzern und Winterthur sowie zwei Zähler vor Riehen und Titelverteidiger Genf.

Die vier Topfavoriten treffen in Carouge noch aufeinander: Luzern - Zürich und Genf - Riehen in der 8. Runde (Samstag, 12.30 Uhr), Zürich - Genf und Riehen - Luzern in der 9. Runde (Sonntag, 10.30 Uhr). Derweil haben die vom Aussenseiter zum Meisterkandidaten avancierten Winterthurer, die diese Saison dreimal 4:4 spielten (gegen Zürich, Riehen und Genf) und Luzern bezwangen, mit Wollishofen und Bodan Kreuzlingen zwei nach Papierform einfachere Gegner.

Doch laut Winterthur-Captain Roman Freuler, der beim letzten Meistertitel seines Vereins 1981 gerade mal sechsjährig war, «ist es manchmal einfacher, mit stärkeren Gegnern mitzuspielen als nominell schwächere Mannschaften zu besiegen.» Aber natürlich geht Winterthur laut Roman Freuler «mit viel Überzeugung und dem Ziel in die Schlussrunde, zweimal zu gewinnen. Dann können wir aus eigener Kraft den 2. Platz sichern, was ein grosser Erfolg wäre.» Für ihn ist die SG Zürich klarer Titelfavorit. «Doch wir wissen, dass die Nervosität bei den Gejagten immer grösser ist als beim Jäger. Deshalb freuen wir uns auf einen grossen Showdown und werden alles geben, um ein Straucheln der Titelkandidaten auszunützen.»

In der Pole-Position liegt die mit einem Punkt führende SG Zürich. Deren Captain Christian Issler geht davon aus, «dass wir für den Meistertitel gegen Luzern und Genf voraussichtlich mindestens drei Mannschaftspunkte benötigen.» Für ihn ist Winterthur ein heisser Konkurrent um den Pokal – und er hat den Saisonauftakt noch nicht vergessen: «Der verpasste Sieg gegen die Winterthurer in der Startrunde könnte uns noch teuer zu stehen kommen…»

Luzern, das 1991 letztmals Meister wurde, steigt laut Captain IM Oliver Kurmann, der mit 5 aus 7 eine ausgezeichnete Saisonbilanz aufweist, trotz der unglücklichen Niederlage im Nachtragsspiel gegen Winterthur voller Zuversicht in die Schlussrunde. «Noch sind wir Zweiter und brauchen keine Gegner zu fürchten.» Auch Vereinspräsident Werner Rupp sieht der Schlussrunde erwartungsvoll entgegen: «Zwar haben wir das schwierigste Programm aller Teams, aber dennoch rechnen wir mit einem Podestplatz – dazu reichen uns zwei Mannschaftspunkte gegen Zürich und Riehen. Schwierig wird es erst, wenn wir wie im Vorjahr kurzfristige Ausfälle von Spitzenspielern haben, weil wir vorne nicht ganz so stark besetzt sind wie andere Teams.»

Nicht mehr im Rennen um den Meistertitel sieht seine Mannschaft nach der Niederlage gegen Zürich in der 7. Runde Riehen-Captain Peter Erismann. «Wir werden jedoch alles daran setzen, auch dieses Jahr wieder in den Medaillenrängen abzuschliessen.» Riehen, das noch nie Meister wurde, war in den vergangenen fünf Saisons stets auf Rang 2 oder 3 klassiert.

Damit Genf seinen Titel vor eigenem Publikum verteidigen kann, braucht es nach dem Worten von Vereinspräsident Patrice Delpin «angesichts der aktuellen Ausgangslage ein kleines Wunder». Sein Team, das 2015 mit 17 von 18 möglichen Punkten Meister geworden war und in der laufenden Saison gleich viermal 4:4 spielte (gegen Wollishofen, Bodan, Winterthur und Luzern), hat sich für die Schlussrunde ein besonderes Ziel gesetzt: «Wir sind seit dem 29. Juni 2014 in 21 Matches ungeschlagen. Diese Serie möchten wir gerne fortsetzen.»

Auch im Abstiegssektor gibt es mit Réti - Echallens, Bodan - So­lo­thurn (beide 8. Runde) und Solothurn - Réti (9. Runde) noch drei brisante Duelle. Aktuell haben Réti mit 4 und Bodan mit 3 Punkten die besten Karten. Echallens (2) ist aber noch nicht abgeschrieben, während Solothurn (0) seine direkte Rückkehr in die Nationalliga B wohl kaum verhindern kann.

Der für Wollishofen spielende FM Luca Kessler hat mit 5 Punkten aus sieben Partien eine IM-Norm praktisch schon auf sicher – vorausgesetzt, seine beiden letzten Gegner weisen einen Schnitt von 2293 ELO auf. Der 19-jährige Österreicher hat sogar noch Chancen auf eine GM-Norm, wenn er seine beiden letzten zwei Partien gewinnt. Selbst anderthalb Punkte aus den beiden letzten Runden könnten reichen.

Mit FM Marco Gähler, der mit 4 aus 7 zu Buche steht, hat ein zweiter Wollishofer Spieler intakte Chancen auf eine IM-Norm. Wenn die Gegner des 27-jährigen Zürchers in den beiden Schlussrunden den ELO-Schnitt nicht deutlich senken, reichen ihm dafür 1½ aus 2.

Nationalliga-A-Rangliste nach 7 Runden

1. Zürich 12 (36). 2. Luzern 11 (37½). 3. Winterthur 11 (33½). 4. Riehen 10 (36½). 5. Genf 10 (33). 6. Wollishofen 7 (25½). 7. Réti 4 (23½). 8. Bodan 3 (24½). 9. Echallens 2 (15½). 10. Solothurn 0 (14½).

Partien der Doppel-Schlussrunde vom 8./9. Oktober in Carouge (Hotel «Ramada Encore», 10 Route des Jeunes)

8. Runde (Samstag, 12.30 Uhr): Luzern - Zürich, Genf - Riehen, Wollishofen - Winterthur, Réti - Echallens, Bodan - Solothurn.

9. Runde (Sonntag, 10.30 Uhr): Zürich - Genf, Riehen - Luzern, Winterthur - Bodan, Echallens - Wollishofen, Solothurn - Réti.

Die erfolgreichsten Punktesammler in der NLA

GM Christian Bauer (Zürich) 6½ Punkte aus 7 Partien, GM Lothar Vogt, IM Werner Hug (beide Zürich) und IM Clovis Vernay (Genf) je 5½/7, GM Florian Jenni, IM Dennis Kaczmarcyk, FM Emanuel Schiendorfer (alle Winterthur), IM Roland Lötscher, IM Oliver Kurmann (beide Luzern), IM Ioannis Georgiadis (Riehen) und FM Luca Kessler (Wollishofen) je 5/7, IM Andreas Heimann (Riehen) 4½/6, IM Alexandre Vuilleumier und FM Vincent Riff (Luzern) je 4/4.

Einzelbilanz der 10 NLA-Teams

Zürich (12 Spieler eingesetzt): GM Christian Bauer 6½ Punkte aus 7 Partien, GM Lothar Vogt 5½/7, IM Werner Hug 5½/7, GM Yannick Pelletier 4/7, FM Jörg Grünenwald 3½/7, IM Noël Studer 4/6, FM Lars Rindlisbacher 1/4, WGM Monika Müller-Seps 1/3, FM Jonathan Rosenthal 2/2, GM Alexandra Kosteniuk 1/2, GM Lucas Brunner 1/2, FM Norbert Friedrich 1/2.

Luzern (12): IM Oliver Kurmann 5/7, IM Roland Lötscher 5/7, FM Enrique Almada 4½/7, GM Robert Hübner 4/7, GM Martin Krämer 3½/7, IM Valery Atlas 3/6, IM Vincent Riff 4/4, FM Roger Gloor 3/4, FM Gernod Beckhuis 1½/3, IM Beat Züger 2/2, FM Fabian Bänziger 1/1, Lubomir Kovac 1/1.

Winterthur (11): GM Florian Jenni 5/7, Dennis Kaczmarczyk 5/7, IM Martin Ballmann 4½/7, IM Nico Georgiadis 3/7, IM Richard Forster 3/7, FM Emanuel Schiendorfer 4/6, GM Artur Jussupow 3/5, Julian Schärer 2/5, Philipp Balcerak 1/1, FM Kambez Nuri ½/1, FM Benedict Hasenohr ½/1.

Riehen (10): IM Ioannis Georgiadis 5/7, GM Olivier Renet 4½/7, GM Ognjen Cvitan 4/7, GM Jörg Hickl 3½/7, GM Andreas Heimann 4½/6, IM Nicolas Brunner 4/6, Sebastian Schmidt-Schäffer 4/5, IM Ralph Buss 3½/5, FM Patrik Grandadam 2½/5, IM Bela Toth 1/1.

Genf (10): IM Clovis Vernay 5½/7, GM Andrei Sokolow 4½/7, IM Richard Gerber 3½/7, IM Claude Landenbergue 3/7, GM Gilles Mirallès 2½/7, GM Jean-Noël Riff 3/6, GM Romain Edouard 3/5, IM Alexandre Vuilleumier 4/4, IM Nikita Petrow 2½/4, IM Hung Fioramonti 1½/2.

Wollishofen (11): FM Luca Kessler 5/7,FM Marco Gähler 4/7, IM Olivier Moor 3/7, FM Fabian Mäser 2/7, GM Michael Prusikin 2½/7, IM Michael Hochstrasser 1½/6, Andreas Umbach 2/4, Jürgen Fend 2½/3, Martin Albisetti 1/3, IM Roger Moor ½/3, FM Felix Hindermann 1½/2.

Réti (14): GM Mihajlo Stojanovic 4/7, IM Jewgeni Degtjarew 3/6, Francesco Antognini 2½/6, FM Jonas Wyss 2/6, Carmi Haas 2/6, GM Vlastimil Hort 2/5, GM Michele Godena 3/4, FM Kaspar Kappeler 2/4, Christian Wagner 1½/4, Sharif Mansoor 1/2, Vincent Kriste ½/2, Roland Levrand 0/2, Peter Pfister 0/1, Robert Hauser 0/1.

Bodan (11): IM Dennis Breder 4½/7, FM Dieter Knödler 4/7, Andreas Modler 3/7, IM Theo Hommeles 1½/7, IM Peter Kühn 3½/6, IM Frank Zeller 2½/6, IM Alfred Weindl 2/5, Michael Schmid 1½/4, Peter Plüss 1/3, Stefan Egle 1/3, Vincenz Reichmuth 0/1.

Echallens (17): IM Andreas Huss 4/7,IM Manuel Valles 1½/6, Lindo Duratti 2½/5, FM Yevgen Bondar 2/5, FM Gabriele Botta 1/3, FM Daniel Stroppa 1/3, GM Florin Gheorghiu ½/3, FM Aurelio Colmenares ½/3, Pascal Vianin ½/3, Shkelzen Murati 1/2, André Meylan ½/2, Jan Steenhuis 0/2, Egzon Elezi 0/2, Sylvain Carré 0/2, Cédric Pahud 0/1, Nicola Ambrosini 0/1, Pierre Meylan 0/1.

Solothurn (11): GM Sergej Owsejewitsch 3/7, Thomas Flückiger 2/7, FM Bruno Schwägli 1½/7, IM Ali Habibi 1½/7, Marcel Fischer 1½/7, Christian Berchtold 1½/7, Markus Muheim ½/5, Sebastian Muheim ½/4, FM Lukas Muheim 1/2, Roberto Schenker 1½/2, Samuel Krebs 0/1.

Die Meister der letzten 10 Jahre

2015 Genf

2014 Réti

2013 Réti

2012 Genf

2011 Réti

2010 SG Zürich

2009 SG Zürich

2008 SG Zürich

2007 Mendrisio

2006 Reichenstein

Meistertitel seit der Einführung der SMM 1951

SG Zürich: 24

Allschwil: 8

Biel: 7

Nimzowitsch: 6

Genf: 4

Bern (Zytglogge): 3

Birseck: 3

Réti: 3

Basel: 2

Winterthur: 2

Luzern: 1

Reichenstein: 1

Mendrisio: 1

Am Samstag werden alle acht Partien des Matchs Genf - Riehen und am Sonntag alle acht Partien des Matchs Zürich - Genf live im Internet auf Chess24 übertragen: https://chess24.com/en/watch/live-tournaments/swiss-team-championship-2016#live

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