Dritter Meistertitel für ASK Réti Zürich – 4½:3½-Sieg im Direktduell gegen Vizemeister Riehen – Bronze für SG Zürich – Trubschachen und Mendrisio steigen in die Nationalliga B ab – IM-Norm für Sebastian Schmidt-Schäffer

von Markus Angst

Die Meistermannschaft des ASK Réti Zürich.

ma - Nach einer dramatischen Nationalliga-A-Schlussrunde wurde der ASK Réti in Winterthur zum dritten Mal nach 2011 und 2013 Schweizer Mannschaftsmeister. 22 Stunden nach der 3½:4½-Niederlage im Derby gegen Rekordmeister SG Zürich gewann Réti den alles entscheidenden Match um den Titel gegen das nach acht Runden verlustpunktlos führende Riehen mit 4½:3½. Bei Punktgleichheit der beiden diese Saison dominierenden Teams entschied ein einziger Einzelpunkt Vorsprung Rétis über die Pokalvergabe.

Zum Meistermacher für die Zürcher wurde Sebastian Bogner. Der in der Schweiz lebende 23-jährige deutsche Grossmeister blieb im Spitzenkampf als Einziger siegreich. Während die anderen sieben Partien allesamt remis endeten, gewann Sebastian Bogner am zweiten Brett mit Weiss gegen seinen Landsmann GM Jörg Hickl. Allerdings hätte Réti 5:3 gewinnen müssen, denn Riehens IM Ralph Buss stand beim Stand von 4:3 für die Zürcher gegen IM Severin Papa klar auf Verlust, als er zu Recht eine dreifache Stellungswiederholung und damit ein Unentschieden reklamierte.

Tags zuvor hatte noch vieles für Riehens ersten Titel in der 63-jährigen Geschichte der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) gesprochen. Denn während Réti gegen den Stadtrivalen verlor, feierten die Basler gegen Schlussrunden-Organisator Winterthur einen ungefährdeten 5½:2½-Sieg und gingen als erster NLA-Klub seit fünf Jahren (SG Zürich) mit dem Punktemaximum in den finalen Durchgang. Beim klaren Erfolg gegen Winterthur war Riehen erstmals in dieser Saison mit seiner Nummer 1 GM Vadim Milov (Remis gegen IM Nico Georgiadis) angetreten. Gegen Réti fehlte der Drittplatzierte der diesjährigen Schweizer Einzelmeisterschaft dann aber, weil er gegen seinen ehemaligen Klub nicht spielen wollte.

Bronze ging nach einem spannenden Zweikampf mit dem punktgleichen Genf an das in der Schlussrunde gegen Luzern (5.) siegreiche Zürich – dank 4½ Einzelpunkten Vorsprung auf die Genfer.

In die Nationalliga B absteigen müssen Mendrisio und Trubschachen – die 2007 noch Meister gewordenen Tessiner drei Jahre nach ihrem Wiederaufstieg, die Emmentaler nach nur einer Saison. Mendrisio kam ersatzgeschwächt und dezimiert an die NLA-Schlussrunde und trat im vorentscheidenden Abstiegskampf gegen Schwarz-Weiss Bern (2½:5½-Niederlage) zu siebt und im letzten Match gegen Genf (1½:6½-Niederlage) gar nur zu sechst an. Trubschachen, das zum Saisonschluss noch zweimal hoch verlor (2½:5½ gegen Neuenburg und ½:7½ gegen Winterthur) blieb wie Wollishofen vor Jahresfrist punktelos. Dafür schaffte Neuenburg, nominell als Nummer 10 in die Saison gestartet, überraschend den Klassenerhalt – im Gegensatz zu ihrer ersten NLA-Saison 2012, als die Romands mit null Punkten sofort wieder abstiegen.

Erfolgreichster Einzelspieler der diesjährigen Saison war der 44-jährige Deutsche Sebastian Schmidt-Schäffer aus dem Team von Vizemeister Riehen. Der promovierte Chemiker, der nicht einmal einen FM-Titel trägt, erreichte 8½ Punkte aus neun Runden und sorgte damit für das zweitbeste je erzielte Resultat in der Nationalliga A. Erfolgreicher war nur GM Vadim Milov, der 2004 das Maximum von 9 aus 9 geholt hatte. Sebastian Schmidt-Schäffer schaffte damit die erste IM-Norm in seiner langen Karriere. Fast hätte es für einen Riehener Spieler und Landsmann von Schmidt-Schäffer auch noch eine Grossmeister-Norm gegeben. Doch dem 22-jährigen IM Andreas Heimann, der 2009 mit 8 aus 9 für das drittbeste Resultat in der NLA-Geschichte gesorgt hatte, fehlte ein halber Punkt. Er kam nach einem Remis gegen GM David Marciano in der Schlussrunde «nur» auf 6½ aus 9 – für seine zweite GM-Norm nach dem European Club Cup 2013 auf Rhodos wären 7 aus 9 nötig gewesen.

Zweitbeste Spieler waren ex-aequo die drei für die SG Zürich spielenden Grossmeister Yannick Pelletier, Christian Bauer und Lothar Vogt mit 7 aus 9. IM Ioannis Georgiadis (Réti) kam auf 6½ aus 8.

Nationalliga A, 8. Runde

Réti Zürich - Zürich 3½:4½ (Bogner - Pelletier 0:1, Stojanovic - Bauer ½:½, Fontaine - Vogt 0:1, Gallagher - W. Hug ½:½, Georgiadis - Studer ½:½, Marciano - Grünenwald ½:½, Ekström - Rindlisbacher ½:½, Maier - Friedrich 1:0).

Winterthur - Riehen 2½:5½ (Georgiadis - Milov ½:½, Jussupow - Hickl ½:½, Forster - Cvitan ½:½, Jenni - Heimann 0:1, Ballmann  - Renet ½:½, Huss - Schmidt-Schäffer 0:1, Nuri - Toth 0:1, Schiendorfer - Brunner ½:½).

Luzern - Genf 3:5 (Hübner - Sokolow ½:½, V. Atlas - Edouard 0:1, Borgo - Riff ½:½, Kurmann - Istratescu ½:½, Lötscher - Sermier 0:1, Züger - Mirallès ½:½, Weindl - Gerber 1:0, Botta - Duport 0:1).

Trubschachen - Neuenburg 2½:5½ (Siebrecht - Pinter ½:½, G. Heinatz - Turdyev 0:1, Kaenel - Ermeni ½:½, Lipecki - Fejzullahu 0:1, Adler - Preissmann ½:½, Haldemann - Kolly 0:1, M. Heinatz - Reich 1:0, Moser - Berset 0:1).

Mendrisio - Schwarz-Weiss Bern 2½:5½ (Bellini - Klauser 1:0, Mantovani - Buhmann ½:½, Patuzzo - Fröwis 0:1, N. Cavadini - Nüesch 0:1, Sedina - Lutz ½:½, S. Cavadini - Ollenberger 0:1, Pedrini - Kappeler ½:½, Schiendorfer 0:1 f.).

Nationalliga A, 9. Runde

Riehen - Réti 3½:4½ (Cvitan - Stojanovic ½:½, Hickl - Bogner 0:1, Heimann - Marciano ½:½, Renet - Gallagher ½:½, Toth - Fontaine ½:½, Brunner - Georgiadis ½:½, Buss - Papa ½:½, Schmidt-Schäffer - Ekström ½:½).

Zürich - Luzern 4½:3½ (Pelletier - Hübner ½:½, Bauer - V. Atlas 1:0, Vogt - Borgo ½:½, W. Hug - Züger ½:½, Studer - Lötscher ½:½, Grünenwald - Kurmann 0:1, Rindlisbacher - Weindl ½:½, Friedrich - Botta 1:0).

Genf - Mendrisio 6½:1½ (Edouard - Bellini ½:½,Istratescu - Mantovani 1:0, Riff - Patuzzo 1:0, Sokolow - Sedina ½:½, Sermier - S. Cavadini 1:0, Mirallès - Pedrini ½:½, Duport 1:0 f., Gerber 1:0 f.).

Winterthur - Trubschachen 7½:½ (Jussupow - Siebrecht ½:½, Georgiadis - Kaenel 1:0, Jenni - G. Heinatz 1:0, Ballmann - Adler 1:0, Kaczmarczyk - Lipecki 1:0, Huss - Haldemann 1:0, Schiendorfer - M. Heinatz 1:0, Nuri - Moser 1:0).

Neuenburg - Schwarz-Weiss 3½:4½ (Ermeni - Buhmann 0:1, Turdyev - Klauser 0:1, Pinter - Fröwis 1:0, Kolly - Nüesch 0:1, Preissmann - Ollenberger 1:0, Berset - Kappeler 0:1, Bex - Regez 1:0, Robert - Schiendorfer ½:½).

NLA-Schlussrangliste nach 9 Runden

1. Réti 16 (47½/Schweizer Meister 2014). 2. Riehen 16 (46½). 3. Zürich 14 (46½). 4. Genf 14 (42). 5. Luzern 10 (41). 6. Winterthur 7 (36). 7. Schwarz-Weiss 6 (30½). 8. Neuenburg 5 (27½). 9. Mendrisio 2 (24½/Absteiger). 10. Trubschachen 0 (18/Absteiger).

Die erfolgreichsten Punktesammler in der NLA: Sebastian Schmidt-Schäffer (Riehen) 8½ Punkte aus 9 Partien (IM-Norm), GM Yannick Pelletier, GM Christian Bauer und GM Lothar Vogt (alle Zürich) je 7/9, IM Ioannis Georgiadis (Réti) 6½/8, GM Oliver Renet, IM Andreas Heimann (beide Riehen) und GM Robert Fontaine (Réti) je 6½/9, IM Jean-Noël Riff (Genf) 6/8, GM Robert Hübner, IM Beat Züger (beide Luzern) und IM Nicolas Brunner (Riehen) je 6/9, GM David Marciano (Réti) und FM Lars Rindlisbacher (Zürich) je 5½/8.

Einzelbilanz der 10 NLA-Teams

Réti Zürich (13 Spieler eingesetzt):GM Robert Fontaine 6½ Punkte aus 9 Partien, GM Mihajlo Stojanovic 5½/9, IM Ioannis Georgiadis 6½/8, GM David Marciano 5½/8, GM Sebastian Bogner 4½/8, GM Joe Gallagher 3½/7, IM Severin Papa 4½/6, IM, Christian Maier 4½/5, IM Roland Ekström 1½/4, IM Simon Kümin 2/3, FM Jonas Wyss 1½/2, IM Jewgeni Degtjarew 1/2, Adrian Siegel ½/1.

Riehen (11): Sebastian Schmidt-Schäffer 8½/9, GM Olivier Renet 6½/9, IM Andreas Heimann 6½/9, IM Nicolas Brunner 6/9, GM Jörg Hickl 3½/9, IM Bela Toth 5½/8, GM Ognjen Cvitan 4/8, FM Nicolas Grandadam 2½/6, IM Ralph Buss 2½/3, GM Vadim Milov ½/1, FM Matthias Rüfenacht ½/1.

Zürich (9): GM Christian Bauer 7/9, GM Yannick Pelletier 7/9, GM Lothar Vogt 7/9, IM Werner Hug 5/9, FM Jörg Grünenwald 4½/9, FM Lars Rindlisbacher 5½/8, FM Noël Studer 4/8, GM Lucas Brunner 4/7, FM Norbert Friedrich 2½/4.

Genf (11): GM Andrei Sokolow 5/9, IM Richard Gerber 4½/9, IM Jean-Noël Riff 6/8, GM Gilles Mirallès 4½/8, IM Guillaume Sermier 4/7, GM Andrei Istratescu 4/6, IM Claude Landenbergue 2½/6, Nicolas Duport 4½/5, GM Romain Edouard 3½/5, IM Alexandre Vuilleumier 2½/5, IM Alexandre Domont 1/4.

Luzern (12): GM Robert Hübner 6/9, IM Beat Züger 6/9, IM Oliver Kurmann 5/9, IM Valery Atlas 3/7, IM Roland Lötscher 3/6, FM Enrique Almada 2½/6, IM Alfred Weindl 3½/5, FM Roger Gloor 3½/5, GM Martin Krämer 3½/4, IM Giulio Borgo 2½/5, FM Gabriele Botta ½/4, GM Vlastimil Hort 1/2.

Winterthur (13): IM Andreas Huss 4/9, GM Florian Jenni 3½/9, IM Martin Ballmann 5/8, IM Nico Georgiadis 4/7, FM Emanuel Schiendorfer 4/7, IM Richard Forster 3½/7, FM Kambez Nuri 2/7, FM Gabriel Gähwiler 4/6, GM Artur Jussupow 2½/5, Dennis Kaczmarczyk 2½/3, IM Nedeljko Kelecevic 1/2, Julian Schärer 0/1, Benedict Hasenohr 0/1.

Schwarz-Weiss Bern (12): FM Gérard Nüesch 4½/9, Florian Schiendorfer 4/9, FM Kaspar Kappeler 3½/9, IM Markus Klauser 3/9, Markus Regez 2/8, GMRainer Buhmann 5/7, IM Georg Fröwis 2/5, Frank Salzgeber 1½/5, Roland Ollenberger 2½/4, FM Bernhard Lutz ½/4, Nicolas Curien 1/2, FM Markus Rufener 1/1.

Neuenburg (16): FM Emmanuel Preissmann 5/9, FM Avni Ermeni 2/8, Pierre-Alain Bex 2½/7, FM Anvar Turdyev 3/6, FM Jacques Kolly 2½/6, FM Afrim Fejzullahu 4/5, GM Jozsef Pinter 3½/5, Philippe Berset 1½/5, WFM Laura Stoeri ½/4, Christian Terraz ½/4, Roland Hauser 0/4, FM Didier Leuba ½/2, Yves Reich ½/2, Antonin Robert ½/2, Llambi Pasko 1/1, Christian Challandes 0/1.

Mendrisio (16): FM Fabrizio Patuzzo 3½/9, IM Fabio Bellini 3½/8, WGM/IM Yelena Sedina 3½/8, IM Renzo Mantovani 2/8, IM Emiliano Aranovitch 3½/6, IM Paolo Vezzosi 1½/5, GM Michele Godena 2/4, FM Alec Salvetti 2/4, Pier Paolo Pedrini 1½/3, Corrado Astengo 1/3, FM Hans Karl ½/3, Vladimir Paleologu 0/3, Sergio Cavadini 0/2, David Camponovo 0/1, Claudio Boschetti 0/1, Nordal Cavadini 0/1.

Trubschachen (15): IM Hansjürg Kaenel 3/9, FM Joël Adler 1½/9, FM Oliver Sutter 1½/7, Jan Rindlisbacher 1/7, GM Sebastian Siebrecht 2½/6, FM Ralf-Axel Simon 2½/6, WIM Gundula Heinatz 1½/6, FM Daniel Summermatter 1/5, Alexander Lipecki ½/4, FM Christian Flückiger ½/3, Paul Haldemann ½/3, Reto Moser 0/3, Maria Heinatz 1/2, GM Alexandra Kosteniuk ½/1, Angelik Lazar ½/1. 

Die Meister der letzten 10 Jahre

2014 Réti Zürich

2013 Réti Zürich

2012 Genf

2011 Réti Zürich

2010 SG Zürich

2009 SG Zürich

2008 SG Zürich

2007 Mendrisio

2006 Reichenstein

2005 SG Zürich

2004 Biel  

Meistertitel seit der Einführung der SMM 1951

SG Zürich: 24

Allschwil: 8

Biel: 7

Nimzowitsch Zürich: 6

Bern (Zytglogge): 3

Birseck: 3

Genf: 3

Réti Zürich: 3

Basel: 2

Winterthur: 2

Luzern: 1

Reichenstein: 1

Mendrisio: 1

« « « « « Zurück