Start zur SMM: In der NLA werden die Karten neu gemischt – Titelverteidiger Réti Zürich redimensioniert sein Kader und gibt vier seiner fünf Grossmeister ab

von Markus Angst

Die Schweizer Nummer 1 GM Vadim Milov wechselte von Riehen zu Luzern.

ma - In den letzten vier Jahren war Réti drei Mal Schweizer Meister – 2011, 2013 und 2014. Doch mit der Vorherrschaft der Zürcher ist es vorbei. Denn auf die am 29. März beginnende Nationalliga-A-Saison der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) hin redimensionierten sie ihr Kader kräftig.

Die drei Grossmeister Joe Gallagher, Sebastian Bogner und Robert Fontaine zogen zum Nationalliga-Ambitionen hegenden Erstligisten Herrliberg. IM Ioannis Georgiadis spielt neu für Riehen, GM David Marciano, IM Roland Ekström und FM Peyman Mohajerin spielen nicht mehr SMM. Bei nur einer Verstärkung (Michael Hofmann vom NLB-Verein Nimzowitsch Zürich) ist Réti auf Basis der Top-Ten-Spieler nur noch die Nummer 6 der NLA.

Aus der Pole-Position startet Luzern. Die Innerschweizer landeten einen Transfercoup und holten von Riehen GM Vadim Milov, Nummer 1 des Schweizer Rankings und mit 2640 ELO zweitstärkster NLA-Spieler hinter dem bei Genf unter Vertrag stehenden französischen GM Romain Edouard. Dessen Verein, der die beiden als Schachschweizer geltenden IM Nikita Petrov (Rus) und IM Clovis Vernay (Fr) verpflichtete und IM Guillaume Sermier an Neuenburg abgab, ist hinter Luzern die Nummer 2. Dahinter folgen Riehen, Zürich und Winterthur. Während Zürich mit unverändertem Kader in die neue Saison steigt, holte Winterthur von Luzern Philipp Balcerak.

Die besten fünf NLA-Teams weisen jeweils einen Schnitt von über 2400 ELO auf und werden den Meistertitel unter sich ausmachen. Die fünf restlichen Mannschaften befinden sich wohl alle im Kampf gegen den Abstieg. Die besten Karten für den Klassenerhalt hat neben Réti Aufsteiger Wollishofen (Nr. 7), das auf seine bewährten Kräfte zählt. Schwarz-Weiss Bern (Nr. 8) hingegen, das kurioserweise ebenfalls den jedoch definitiv für Luzern spielenden GM Vadim Milov auf seiner Spielerliste führt, verlor FM Gérard Nüesch (zu Martigny/1. Liga) und FM Bernhard Lutz (zu Riehen), bei lediglich einem Zuzug von FM Luca Kessler (von St. Gallen/NLB). Und Neuenburg (Nr. 10), das sich letzte Saison als Aufsteiger überraschend halten konnte, gab GM Jozsef Pinter und FM Anvar Turdyev (spielen beide nicht mehr SMM) ab. Der zweite Neuling Echallens (Nr. 9) verpflichtete zwar von Luzern FM Gabriele Botta, dürfte aber trotzdem Probleme haben, den zweiten sofortigen Wiederabstieg nach 2011 zu verhindern.

Auf die neue Saison hin tritt in der obersten Spielklasse eine bedeutsame Regeländerung in Kraft. Gemäss eines knappen 5:4-Beschlusses der NLA-Klubs an der jüngsten Nationalliga-Versammlung sind keine Remis-Angebote vor dem 30. Zug mehr erlaubt. Ähnliche Regelungen gibt es bereits bei grossen internationalen Turnieren – so auch bei der Schach-Olympiade.

Unterschiedlich ist die Ausgangslage in den beiden Nationalliga-B-Gruppen. Im Osten duellieren sich die beiden NLA-Absteiger aus den vergangenen Jahren, Mendrisio (2014) und Bodan Kreuzlingen (2013), um den einzigen Aufstiegsplatz. Die zwei Top-Favoriten treffen erst in der Schlussrunde im Tessin aufeinander. In der klar schwächeren Westgruppe hingegen, wo das Spitzenteam Birsfelden/Beider Basel/Rössli traditionell auf den Aufstieg verzichtet, ist Absteiger Trubschachen der klare Aufstiegsfavorit. Insgesamt spielen dieses Jahr in der SMM 313 Mannschaften – acht weniger als im Vorjahr.

Die 10 NLA-Klubs und ihre 10 Top-Spieler

Réti Zürich (Vorjahresklassierung: 1.): GM Mihajlo Stojanovic 2552, IM Jewgeni Degtjarew 2425, IM Severin Papa 2396, IM Christian Maier 2383, IM Simon Kümin 2366, WGM Monika Müller-Seps 2312, Michael Hofmann 2312, FM Jonas Wyss 2279, Francesco Antognini 2269, Ruben Garcia 2252.

Zuzüge: Michael Hofmann (von Nimzowitsch/NLB).

Abgänge: GM Joe Gallagher, GM Sebastian Bogner, GM Robert Fontaine (alle zu Herrliberg/1. Liga), IM Ioannis Georgiadis (zu Riehen), GM David Marciano, IM Roland Ekström, FM Peyman Mohajerin (spielen alle nicht mehr SMM).

ELO-Schnitt: 2355(Nr. 6 in der Nationalliga A).

Riehen (2.): GM Jörg Hickl 2588, GM Olivier Renet 2539, GM Ognjen Cvitan 2521, IM Andreas Heimann 2501, IM Ioannis Georgiadis 2491, IM Nicolas Brunner 2424, IM Ralph Buss 2375, Sebastian Schmidt-Schäffer 2368, IM Bela Toth 2341, FM Clemens Werner 2327.

Zuzüge: IM Ioannis Georgiadis (von Réti).

Abgänge: GM Vadim Milov (zu Luzern).

ELO-Schnitt: 2448 (Nr. 3).

Zürich (3.): GM Christian Bauer 2637, GM Yannick Pelletier 2566, IM Werner Hug 2483, GM Lucas Brunner 2459, GM Lothar Vogt 2447, FM Noël Studer 2395, FM Jörg Grünenwald 2339, FM Norbert Friedrich 2337, FM Filip Goldstern 2315, FM Lars Rindlisbacher 2305.

Zuzüge: keine.

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2428 (Nr. 4).

Genf (4.): GM Romain Edouard 2650, GM Andrei Istratescu 2639, GM Andrei Sokolow 2545, GM Jean-Noël Riff 2481, GM Gilles Mirallès 2458, IM Nikita Petrov 2438, IM Clovis Vernay 2394, IM Claude Landenbergue 2366, IM Richard Gerber 2362, IM Alexandre Domont 2356.

Zuzüge: IM Nikita Petrov (Rus/gilt als Schachschweizer), IM Clovis Vernay (Fr/gilt als Schachschweizer).

Abgänge: IM Guillaume Sermier (zu Neuenburg).

ELO-Schnitt: 2469(Nr. 2).

Luzern (5.): GM Vadim Milov 2640, GM Robert Hübner 2611, GM Martin Krämer 2559, IM Roland Lötscher 2460, IM Valery Atlas 2460, GM Vlastimil Hort 2450, IM Oliver Kurmann 2446, IM Giulio Borgo 2415, IM Georg Danner 2403, IM Beat Züger 2388.

Zuzüge: GM Vadim Milov (von Riehen).

Abgänge: FM Gabriele Botta (zu Echallens), Philipp Balcerak (zu Winterthur/spielte 2014 keine Partie).

ELO-Schnitt: 2483 (Nr. 1).

Winterthur (6.): GM Artur Jussupow 2584, IM Nico Georgiadis 2522, IM Richard Forster 2445, GM Florian Jenni 2438, Dennis Kaczmarczyk 2397, IM Martin Ballmann 2389, FM Walter Bichsel 2369, IM Andreas Huss 2353, FM Gabriel Gähwiler 2346, FM Emanuel Schiendorfer 2342.

Zuzüge: Philipp Balcerak (von Luzern/Nr. 11).

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2419 (Nr. 5).

Schwarz-Weiss Bern (7.): GM Vadim Milov 2640 (spielt jedoch für Luzern), GM Rainer Buhmann 2586, IM Georg Fröwis 2402, IM Markus Klauser 2395, FM Luca Kessler 2350, FM Markus Rufener 2334, FM Kaspar Kappeler 2258, Roland Ollenberger 2231, Matthias Thaler 2211, Nicolas Curien 2209, Florian Schiendorfer 2204.

Zuzüge: FM Luca Kessler (von St. Gallen/NLB).

Abgänge: FM Gérard Nüesch (zu Martigny/1. Liga), FM Bernhard Lutz (zu Riehen).

ELO-Schnitt (ohne GM Vadim Milov): 2318 (Nr. 8).

Neuenburg (8.): IM Guillaume Sermier 2400, FM Afrim Fejzullahu 2332, FM Emmanuel Preissmann 2296, FM Avni Ermeni 2287, FM Jacques Kolly 2280, Quentin Poignot 2246, Pierre-Alain Bex 2235, Alex Lienhard 2219, FM Didier Leuba 2214, Nicolas Guignier 2192.

Zuzüge: IM Guillaume Sermier (von Genf), Alex Lienhard (von Biel/1. Liga).

Abgänge: GM Jozsef Pinter, FM Anvar Turdyev (spielen beide nicht mehr SMM), Llambi Pasko (spielte 2014 keine Partie).

ELO-Schnitt: 2270 (Nr. 10).

Wollishofen (Aufsteiger): GM Michael Prusikin 2547, IM Roger Moor 2392, FM Martin Fierz 2349, IM Michael Hochstrasser 2335, IM Olivier Moor 2330, FM Fabian Mäser 2311, FM Marco Gähler 2306, FM Felix Hindermann 2296, Jürgen Fend 2277, Andreas Umbach 2265.

Zuzüge: keine.

Abgänge: keine.

ELO-Schnitt: 2341 (Nr. 7).

Echallens (Aufsteiger): FM Aurelio Colmenares 2366, GM Florin Gheorghiu 2363, IM Manuel Valles 2317, FM Gabriele Botta 2315, Egzon Elezi 2264, Jean-Robert Vesin 2253, Lindo Duratti 2252, Pascal Vianin 2222, André Meylan 2213, Nicola Ambrosini 2211.

Zuzüge: FM Gabriele Botta (von Luzern).

Abgänge: FM Fabrice Pinol (spielte 2014 keine Partie).

ELO-Schnitt: 2278 (Nr. 9).

Partien der 1. Runde (29. März)

Echallens - Réti, Neuenburg - Riehen, Zürich - Schwarz-Weiss, Wollishofen - Genf, Winterthur - Luzern.

NLA-Schlussrangliste 2014

1. Réti 16 (47½). 2. Riehen 16 (46½). 3. Zürich 14 (46½). 4. Genf 14 (42). 5. Luzern 10 (41). 6. Winterthur 7 (36). 7. Schwarz-Weiss 6 (30½). 8. Neuenburg 5 (27½). 9. Mendrisio 2 (24½). 10. Trubschachen 0 (18).

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