Interview mit Ruedi Staechelin: «Nicht jede Partie ist eine Mona Lisa»

Die Schachgesellschaft Riehen holte 2023 nach Jahren des knappen Scheiterns erstmals den Titel als Schweizer Mannschaftsmeister. Das Nationalliga-A-Team machte Ruedi Staechelin damit ein schönes Abschiedsgeschenk. Denn der 70-Jährige trat im vergangenem Monat nach 28 Jahren als Vereinspräsident zurück. Als Sponsor und Spieler bleibt er seinem Klub jedoch erhalten.

Ruedi Staechelin war von 1991 bis 1995 Zentralsekretär des Schweizerischen Schachverbandes (SSV) und nach dessen Fusion mit dem Schweizerischen Arbeiter-Schachbund (SASB) während sechs Jahren der erste Zentralpräsident des Schweizerischen Schachbundes (SSB). 2002 wurde er zum SSB-Ehrenmitglied ernannt. In seine Ära fielen mehrere richtungsweisende Entscheidungen für das Schweizer Schach. Aber nicht allein deswegen lohnt sich ein Gespräch mit Ruedi Staechelin.

Kaum einer kann so viel über Schach und Kunst erzählen wie der Basler. Sein Grossvater Rudolf war ein grosser Kunstsammler mit Weitblick, der Bilder von Gauguin, Picasso, Pissarro, Monet, Manet, van Gogh, Renoir und dem Schweizer Nationalmaler Hodler sammelte. Die Bilder wären heute wohl über eine Milliarde Franken wert, wenn man den Verkaufspreis des Werks «Nafea» von Paul Gauguin, das 2016 für über 200 Millionen Dollar (verbreitet wurden damals gar als Preis 300 Millionen Euro) nach Katar ging, als Referenzwert nimmt.

Ruedi Staechelin verwaltet als Mit-Trustee die Sammlung seines Grossvaters in einem New Yorker Trust. Der deutsche Schachjournalist Hartmut Metz traf Ruedi Staechelin und unterhielt sich mit ihm über den Titel der SG Riehen, das Schweizer Schach sowie über Kunst und Schach.

Die SG Riehen hatte in der Schweiz seit einem Jahrzehnt den Ruf als «Bayer Vizekusen», in Anlehnung an all die knapp verpassten Titelgewinne des deutschen Fussballvereins Leverkusen. In 14 Jahren holte Riehen zwar elf Mal eine Medaille, aber für die Meisterschaft reichte es nie. 2023 klappte es endlich – kurz vor Ihrem Abschied als Vereinspräsident.

Ruedi Staechelin: Es war Zeit! Es ist schwierig, als Sponsor durchzuhalten, wenn man das Ziel stets knapp verpasst. Mir persönlich ging es allerdings nie primär um den Titel. Ich wäre auch so ein glücklicher Mensch. Aber natürlich ist es wunderbar, endlich ganz vorne zu stehen.

Sie als einer von zwei Hauptsponsoren hätten indes sicher weitergemacht. Soweit ich Sie kennengelernt habe, liegt Ihnen das Vereinswohl besonders am Herzen.

Natürlich geht es um den Verein. Sehr grossen Respekt verdient auch unser zweiter Hauptsponsor, Ronald Hafner, der als ehemaliger Riehener in Zürich lebt und nicht mehr Schach spielt. Ohne ihn und etliche andere, die mithelfen, wäre all das nicht möglich geworden. Niemand war glücklich, wenn wir wieder mal knapp Zweiter wurden (lacht). Wir hatten mehrere Chancen, die wir hätten nutzen können oder sollen – aber wer am Schluss die meisten Punkte auf dem Konto hat, ist verdient Meister. Und wenn es ein anderer Klub ist, dann darf sich der darüber zurecht freuen.

Lesen Sie das komplette Interview in «SSZ» 2/24!

 

Ruedi Staechelin: «Niemand war glücklich, wenn wir wieder mal knapp Zweiter wurden.»