Interview

Interview mit GM Nico Georgiadis: «Ich werde leider bis Ende Jahr keine einzige Partie mehr spielen»

Just auf seinem ELO-Rekordstand (2551/FIDE) wurde Grossmeister Nico Georgiadis von der Corona-Pandemie ausgebremst. Im Gespräch mit «SSZ»-Chefredaktor Markus Angst verrät der in Zürich lebende 24-jährige Schwyzer, wie er trotz seines vor zwei Jahren angetretenen Jobs beim Schweizer Fernsehen sein Schachniveau hält und welche Ziele er noch hat. 

«SSZ»: Obligate Frage: Wie erleben Sie diese seltsame Corona-Zeit – privat, beruflich, schachlich?

 Nico Georgiadis: Privat hat sich wenig verändert – wenn man mal davon absieht, dass ich nicht mehr in den Ausgang gehe. Auch beruflich ist business as usual angesagt. Ich arbeitete nur einen einzigen Tag im Home-Office, weil man in meinem Job vor Ort sein muss. Mir kommt das entgegen, da ich gerne Leute um mich herum habe. Die grösste Veränderung betrifft das Schach, wo es leider kaum noch Turniere gibt und sich alles Richtung Online verlagert hat.

Lassen Sie uns etwas über Schach plaudern, bevor wir auch auf Ihre berufliche Situation zu sprechen kommen. Wie stark vermissen Sie die regelmässigen Herausforderungen am Brett?

Sehr stark. Ich bin zwar nicht Profi und kann gut ohne Schach leben. Aber Schach ist mein grösstes Hobby, das ich liebe. Kommt hinzu, dass mich Corona just auf meinem höchsten ELO-Stand ausgebremst hat.

Welche Ihrer Schach-Pläne für 2020 hat die Corona-Pandemie durcheinandergebracht? Oder konkret gefragt: Welche Turniere, die abgesagt worden sind, hätten Sie in diesem Jahr gerne gespielt?

In erster Linie natürlich die Olympiade, die für mich das Jahres-Highlight gewesen wäre und auf die ich mich gefreut habe. Bitter ist auch, dass ich die griechische Mannschaftsmeisterschaft nicht spielen konnte. Denn nachdem wir schon zweimal Zweiter und Dritter wurden, wollten wir dieses Jahr mit ES Thessaloniki unbedingt Meister werden, um dem kürzlich nach längerer Krankheit verstorbenen, bis zu seinem Hinschied als Vereinspräsident amtierenden Vater meines Freundes GM Athanasios Mastrovasilis den Titel zu bescheren. Natürlich hätte ich auch die Mannschaftsmeisterschaften in der Schweiz und in Österreich bestritten. Nun werde ich leider bis Ende Jahr keine einzige Partie mehr spielen.

Nach einem halben Jahr Abstinenz haben Sie am 5. September mit der SG Winterthur die 7. Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) gespielt. Was war das für ein Gefühl, wieder mal am Brett zu sitzen?

Das war mega-schön, und es hat grossen Spass gemacht, wieder mal zu spielen – zumal wir ja auch gleich noch Meister geworden sind…

…und Sie am ersten Brett gegen die SG Zürich mit FM Daniel Fischer einen Vertreter der jungen Generation in Schach gehalten haben, was sicher zusätzlich gut tat?

Ja, natürlich, alles lief perfekt. Umso blöder, dass dies im laufenden Jahr meine letzte Partie gewesen ist.

Lesen Sie das ganze Interview in «SSZ» 5/20!

 

Links zu GM Nico Georgiadis

Auftritt in der SRF-Sendung «Aeschbacher» am 26. Juni 2014: https://www.srf.ch/play/tv/aeschbacher/video/nico-georgiadis?urn=urn:srf:video:27849ebf-00f4-4a56-85e9-d053d5247a4a

Auftritt in der SRF-Sendung «Glanz & Gloria» am 18. Februar 2015: https://www.srf.ch/play/tv/glanz--gloria/video/junger-mann-mit-hellem-koepfchen-nico-georgiadis?urn=urn:srf:video:538003c3-7d6e-42fe-8c05-d93de5573d00

Artikel in der «Coopzeitung» am 19. Mai 2014: https://www.coopzeitung.ch/themen/leute/2014/nico-georgiadis-ich-bin-sicher-kein-wunderkind-11396/

Live-Kommentar zum Glückskette-Benefizturnier: https://www.youtube.com/watch?v=9nOi-BJvD4g&feature=emb_logo

 

GM Nico Georgiadis: «Corona hat mich just auf meinem höchsten ELO-Stand ausgebremst.»