(Schach-)Krimiautor Oliver Thalmann: «Das Thema Schach bietet spannenden und auch überraschenden Stoff für einen Krimi»

 

Und dann sah Monti etwas, das seinen Puls erhöhte. 

Eine Schachfigur – ein schwarzer Bauer aus Holz. Standardgrösse: fünf Zentimeter hoch, der Sockel hatte einen Durchmesser von zweieinhalb Zentimetern. Der Bauer stand rechts neben den Füssen des toten Mannes, so weit weg, dass, falls sich die Beine der Leiche drehten, er von ihnen nicht berührt würde. Monti streifte sich Plastikhandschuhe über und kniete sich zum Opfer. Er nahm die Figur in die Hand und drehte sie in alle Himmelsrichtungen. Je länger er auf sie blickte, umso mehr wuchs ein Unbehagen in ihm.

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Wer schon immer einen Krimi lesen wollte, in dem Schach im Zentrum des Geschehens steht (und das erst noch mit Schauplatz Zürich), der kommt in Oliver Thalmanns zweiten Werk voll auf seine Kosten. Denn in «Mord im Prime Tower», erst vor wenigen Tagen erschienen, spielt Schach die zentrale Rolle von A bis Z – von der ersten bis zur letzten Seite. Kommissar Monti, selber ein begeisterter Schachspieler, jagt einen Serienmörder, der das Schachspiel für seine Taten missbraucht.

Oliver Thalmann baute sein Buch wie eine Schachpartie auf: mit Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel, die über 64 Kapitel verteilt sind. «Die Schachspieler werden einige der Schauplätze der Geschichte aus eigener Erfahrung bestens kennen», macht der 48-jährige Autor Appetit aufs Lesen.

Auf die Idee, einen Kriminalroman mit Schach-Hintergrund zu schreiben, kam Oliver Thalmann vor drei Jahren, als er seinen ersten Roman «Mord im Hotel Savoy» – mehr davon später – einem Schweizer Verleger zum Testlesen gab. «Er regte mich an, ich solle doch einen Roman über Schach schreiben.»

Der aktuelle Schach-Hype – Netflix-Serie «The Queen’s Gambit», Online- und Brettspiele-Boom während der Corona-Pandemie, starker Mitgliederzuwachs in den Vereinen und im Schweizerischen Schachbund – ist zwar nicht der primäre Anlass, weshalb Oliver Thalmann das Thema Schach in den Mittelpunkt seines neusten Buchs stellt. «Doch die Netflix-Serie, die mir sehr gefallen hat, hat mich bestätigt, dass auch das Thema Schach – wenn es richtig auf- und zubereitet ist – die Leute unterhalten kann. Und sie wird für den Verlag die Promotion meines neuen Buchs zweifellos erleichtern. Aber letztlich ist man als Autor ziemlich egoistisch. Man schreibt zu einem Thema, das einen persönlich interessiert. Der Verlag macht mir keine Vorgaben, ich bin völlig frei in der Themenwahl.»

Lesen Sie das komplette Porträt von Oliver Thalmann in «SSZ» 3/23!

Oliver Thalmann kam nicht nur zum Schreiben, sondern auch zum Schach als Spätzünder.