Interview

Interview mit André Vögtlin: «Es geht mir nicht um einen grossen Change, sondern um eine nachhaltige Weiterentwicklung»

André Vögtlin (58) kandidiert an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schachbundes vom 19. Juni im Haus des Sports in Ittigen als SSB-Zentralpräsident und Nachfolger von Peter A. Wyss (66), der nach drei zweijährigen Amtsperioden statutengemäss nicht wiedergewählt werden kann. «SSZ»-Chefredaktor Markus Angst unterhielt sich mit André Vögtlin über dessen Visionen für den Verband, seine Erfahrungen als «Mister Corona», seine Besuche auf den verschiedensten Schach-Schauplätzen der Welt und warum er sich selbst als ein wenig «schachverrückt» bezeichnet. 

«SSZ»: Was motiviert und reizt Sie, den SSB zu präsidieren?

André Vögtlin: Ich habe die Zentralvorstandsarbeit seit meiner Wahl im Juni 2019 sehr schätzen gelernt – insbesondere die letzten zwölf Monate während der Corona-Pandemie. Es läuft sehr viel, die Aufgabe ist breitgefächert und spannend. In den verschiedenen Verbandspositionen sind sehr gute Funktionäre tätig, die wie ich mit dem gleichen Schachvirus infiziert sind. Es ist ein Hand-in-Hand-Arbeiten, und man sieht jeweils unmittelbar die Resultate. Dank der frühen und sehr nahen Einführung durch den jetzigen Zentralpräsidenten Peter A. Wyss konnte ich bereits in alle wichtigen Themen, die sich im Laufe eines Jahres stellen, Einsicht nehmen. 

Üblicherweise gibt es ja um das SSB-Zentralpräsidium keine Kampfwahl. Aber mal angenommen, Sie müssen sich an der DV einem oder mehreren Gegenkandidaten stellen: Welches sind Ihre wichtigsten Werbeparolen, damit die Delegierten Ihnen die Stimme geben?

Mit mir hätte der SSB einen in jeder Hinsicht schachbegeisterten, team- und lösungsorientierten Präsidenten, der als Ökonom und Geschäftsführer einer kleinen Kaderpersonalberatung den Verband wirtschaftlich gesund, aber auch innovativ weiterentwickeln möchte. Ich sehe mich durch die 132-jährige Geschichte des Verbands verpflichtet, den Schachsport für alle Anspruchsgruppen in der Schweiz ausgewogen zu führen. Meine vielseitigen Sprachkenntnisse – Deutsch/Französisch bilingue, Englisch verhandlungssicher, Italienisch/Spanisch/Portugiesisch gutes Verständnis – möchte ich dazu verwenden, im Zentralvorstand die Romandie und das Tessin mit zu repräsentieren und die internationale Zusammenarbeit auf Stufe FIDE und ECU gut zu gestalten. 

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre erste zweijährige Amtsperiode gesteckt?

An meiner ersten ZV-Strategiesitzung im Dezember 2019 hatte ich das Kernthema «Mitgliederentwicklung» eingebracht. Ich bin anderthalb Jahre später immer noch klar der Meinung, dass diese Aufgabe für unseren Verband sehr wichtig ist. Darauf möchte ich einen klaren Fokus legen. Alle SSB-Mitglieder können da auch unterstützend tätig werden, indem sie neue oder ehemalige Mitglieder(innen) in den Verein bringen, die Klubkultur nach Corona bewusst gestalten und durch regelmässige Turnierteilnahmen den Spielbetrieb attraktiv halten. Mit dem Mitgliederthema direkt verbunden sehe ich auch die Anstrengungen der Jugendvereine und deren Zusammenarbeit mit dem Verband, die Nachfolgeplanung von Funktionären in allen Bereichen, die Digitalisierung sowohl im Turnierbetrieb als auch in der Kommunikation, das Sponsoring und die Prozesse auf der Geschäftsstelle. Vieles ist im Übrigen schon auf gutem Weg.

Welche Vision haben Sie für den SSB?

Natürlich träume auch ich wie SSB-Geschäftsführer Oliver Marti (siehe Porträt in «SSZ» 1/21) von einer Weltmeisterschaft in der Schweiz. Zwei wichtige internationale Events könnten bereits im Jahr 2024 Realität werden. Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der FIDE steht derzeit die Idee einer FIDE Olympic Torch zur Diskussion. Die Gründung der FIDE erfolgte 1924 in Paris. Ein Fackellauf durch alle bisherigen Schach-Olympiade-Städte (so auch Lugano und Luzern) soll nach Budapest, dem Austragungsort der Schach-Olympiade 2024, führen. Da würden wir sicherlich zwei Highlights im Schweizer Schachsport erleben. Ansonsten ist meine Vision, dass ich das Amt nach Ablauf meiner Präsidentschaft in Bezug auf das Erreichte zufrieden und dankbar an den nächsten Präsidenten oder an die nächste Präsidentin übergeben kann und dass ich mit meinem Team (Zentralvorstand, Geschäfts- und Fachstelle, Mediensprecher, Kommissionen und weitere Funktionäre) den SSB während meiner Amtszeit erkennbar gestärkt und in wichtigen Zukunftsthemen weitergebracht habe. Es geht mir also nicht um einen grossen Change, sondern um eine nachhaltige Weiterentwicklung des Bestehenden.

Lesen Sie das komplette Interview mit André Vögtlin in «SSZ» 2/21!

André Vögtlin: «Mit mir hätte der SSB einen in jeder Hinsicht schachbegeisterten, team- und lösungsorientierten Präsidenten, der als Ökonom und Geschäftsführer einer kleinen Kaderpersonalberatung den Verband wirtschaftlich gesund, aber auch innovativ weiterentwickeln möchte.»