Jahresbericht des Zentralpräsidenten

Sehr geehrte Damen und Herren Delegierte,
liebe Ehrenmitglieder,
liebe Funktionärskolleginnen und –kollegen,

Im Jahr 2000 kann das Schweizer Schach gerade zwei ausserordentliche Jubiläen feiern: 100 Jahre Schweizerische Schachzeitung und 100 Jahre Schweizerische Schach-Einzel-Meisterschaft.

Mit der diesjährigen DV kann aber auch der "neue" SSB bereits ein erstes kleines Jubiläum feiern: fünf Jahre sind seit der Fusion von SSV und SASB vergangen, die - nur wenige Schritte von hier - in Bern von Ihnen besiegelt wurde.

Über alle 1999 durchgeführten Einzel- und Teamwettbewerbe - sicher die Hauptaufgabe des SSB - wird in zahlreichen Berichten in Ihren Unterlagen von kompetenterer Seite berichtet; ich verzichte deshalb auf eigene Kommentare. Danken möchte ich aber sowohl allen beteiligten SSB-Funktionären als auch der "Konkurrenz" der übrigen Turnierveranstalter, die zusammen den Schweizer Schachspielern ein extrem reichhaltiges Spielangebot zur Verfügung stellen.

Beginnen möchte ich meinen Jahresbericht mit dem Rückblick auf die DV 1999. Mit der Wahl eines von elf auf sieben Köpfe reduzierten ZV wurde das Konzept SSB 2000, von Ihnen 1998 in einer grösseren Statutenrevision gebilligt, in die Praxis umgesetzt. Diese Veränderungen waren für Sie wahrscheinlich wenig sichtbar, für den mehrheitlich neuen ZV und die verschiedenen Kommissionen aber waren sie ein Hauptarbeitsgebiet des vergangenen Jahres: unzählige Reglemente und Pflichtenhefte waren neu zu erstellen oder zu überarbeiten und anzupassen.

Seit der DV 1999 ist auch die Homepage des SSB "www.schachbund.ch" in Betrieb. Ein stets aktueller Terminkalender, die neuesten sportlichen Resultate, die aktuelle Führungsliste mit grafischer Darstellung der Spielstärke, Reglemente und Funktionärsliste, ja inzwischen selbst die SMM-Partien der NLA stehen den SSB-Mitgliedern und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Homepage wird allseitig eifrig genutzt und geschätzt und ist kaum mehr wegzudenken! Herzlichen Dank dem Team um Philipp Hänggi, Josef Nemecek und Catherine Thürig.

Die elektronische Vernetzung im ZV und der meisten Funktionäre hat auch die Kommunikation im Verband verändert (und verbilligt): Die meisten Dokumente werden im ZV nur noch elektronisch verschickt und ich erhalte und verschicke beinahe täglich e-mails zum Thema Schach.

Regen und Sonnenschein im Sektor Finanzen: Nach wie vor ist zur Zeit noch kein neuer Sponsor in Sicht, es fehlt auch im ZV jemand der diese Suche energisch und kompetent in Angriff nimmt.

Dennoch ist aber der Abschluss 1999 dank sehr intensiver erfolgreicher Sparanstrengungen erfreulich ausgefallen. Ich möchte hierfür allen meinen Funktionärskollegen gratulieren und mich für ihre sehr grosse Disziplin bedanken - viele haben überdies zugunsten des Verbandes auf ihnen zustehende Spesenentschädigungen verzichtet.

Grössere Personalprobleme herrschen zur Zeit im der Finanzkommission: Die zur Zeit herrschende Aufteilung der umfangreichen Arbeit bringt etliche Schnittstellenprobleme mit sich. Urs Schwarz tritt zudem als Kassier wegen Überlastung aufgrund anderer Engagements zurück und bisher konnte noch kein geeigneter Nachfolger gefunden werden. Die Finanzkommission sucht dringendst einen fachlich kompetenten Kassier.

Ein eigentlicher Durchbruch ist uns bei der Vermarktung der SEM gelungen: Für die Jahre 2001- 2003 konnten aus finanzieller Sicht für den SSB wesentlich günstigere Vereinbarungen mit den lokalen Tourismusorganisationen abgeschlossen werden, ohne dass bei den Spiel- und Preisbedingungen wesentliche Abstriche getätigt werden mussten. Wesentliches hat der SSB dabei dem Tourismus-Fachmann Dragan Joncic und Arnold Torricelli zu verdanken, aber auch Michael Kläy, Marc Schaerer, und ich selbst haben hart an diesem Erfolg mitgearbeitet, der die Finanzsituation künftiger Jahre spürbar entlasten wird.

Erfreuliche Fortschritte sind in der Verwaltungskommission auch abgesehen von der bereits erwähnten Homepage eingeleitet und zum Teil bereits erreicht worden.

Die Mitgliederverwaltung ging neu in die Hände von Eliane Spichiger über und wird zur Zeit einem aufwändigen Quasi-Neubeginn unterzogen: Bitte helfen Sie alle mit, unseren Datenbestand wieder erstklassig und up-to-date zu machen!

Dagegen ist der ZV zum Schluss gekommen, keinen Materialverkauf in eigener SSB-Regie mehr durchzuführen. Der bestehende Bestand wird in Zusammenarbeit mit Robert Spörri zu günstigen Preisen liquidiert.

Der SSZ können wir nicht nur zum 100-Jahr-Jubiläum, sondern auch zur sehr aktuellen und umfassenden Berichterstattung über das Schweizer Schachleben gratulieren, sowie zur Budgetübererfüllung! Dank an Markus Angst, Werner Widmer und allen Mitarbeitern!

Erneut ist leider - trotz sehr gutem Spielangebot in der Schweiz - eine Fortdauer des steten Mitgliederschwundes festzustellen. Sicher liegt dies zum Teil im aktuellen Trend und findet auch in anderen Sportarten statt, aber dennoch sind auf allen Ebenen vom Verband bis zur Sektion konkrete Schritte als Gegensteuer notwendig.

Der ZV ist dabei, eine Kommission Breitenschach zu schaffen, die Massnahmen zur Popularisierung des Schachs ausserhalb des Verbandes eruieren und in Zusammenarbeit mit den Sektionen und allenfalls Regionalverbänden auch durchführen will.

Dennoch ist für eine Trendumkehr bei den Mitgliederzahlen in erster Linie lokale "Knochenarbeit" der Vereine notwendig. Bringen Sie das Schach vermehrt an die Öffentlichkeit in Ihrem Dorf oder Ihrer Stadt!

International befindet sich der Schachsport im Moment leider etwas im Zwielicht. Zwar die wurde die FIDE vom IOC als Sportorganisation anerkannt, und somit auch Schach als Sport, aber ansonsten macht die FIDE-Führung zur Zeit mehr durch seltsamste Vermarktungs- und Monopolideen von sich reden und auch die finanzielle Zukunft der FIDE und der WM ist mehr als unklar.

Zur Zeit in Behandlung ist das Beitrittsgesuch des SSB beim SOV (Schweizerischer Olympischer Verband), mit welchem wir auch hier die vollständige Anerkennung des Schachs als Sport anstreben. Zur Zeit wird zwar das Schach von fast allen Medien und auch vielen Behörden als Sport betrachtet, aber die Position ist nicht klar und eindeutig und wir sind im Einzelfall oft auf guten Willen angewiesen. Ein Vorentscheid wird im Exekutivrat des SOV in den nächsten Tagen nach dieser DV fallen und falls diese erste Hürde genommen werden kann, wird das Sportparlament am 4. November 2000 über eine Aufnahme des SSB entscheiden.

Von der Traktanden der diesjährigen DV möchte ich kurz auf die Wahlen und die Anträge der Sektionen eingehen.

Dieses Jahr stehen die Wahlen des Verbandsschiedsgericht und der Geschäftsprüfungskommission an: Als Präsidentin des VSG hat Julia Kühnle mir ihren Rücktritt auf die diesjährige DV mitgeteilt. Im Namen des Verbandes bedanke ich mich bei ihr für ihren langjährigen Einsatz. Als ihr Nachfolger im Amt des VSG-Präsidenten kandidiert verdankerwerterweise das bisherige ordentliche VSG-Mitglied, Dr. Heinrich Hempel. Nach dem statutarischen Ausscheiden des amtsältesten Revisoren, Benny Grunder, ist ein zumindest neuer Ersatzrevisor gesucht. Kandidaten sind gebeten, sich nach Möglichkeit vor der DV bei mir zu melden.

Von Seiten der Sektionen liegen zwei Anträge vor: Die SG Winterthur regt, mit Zustimmung einer Mehrheit der NL-Vereine an, die ELO-Beschränkungen in der SMM moderat zu lockern. ZV und Turnierkommission unterstützen diesen Antrag.

Zum Antrag von Club d'Echecs de Bulle einer umfassenderen Reglementierung der Brettreihenfolge bei SMM uns SGM liegt bei Drucklegung der DV-Unterlagen noch keine Stellung des ZV und der SMM- und SGM-Leitung vor.

Abschliessend möchte ich mich bei allen sehr herzlich bedanken, die im vergangenen Jahr für das Schweizer Schach tätig waren: Als Funktionäre des Verbandes und der Regionalverbände, als freie Turnierorganisatoren oder auch in den Vereinen in den verschiedensten Chargen!

Ohne Sie alle, die Sie unentgeltlich oder zu nur symbolischen Entlöhnungen Fronarbeit geleistet haben, ohne Sie alle, gäbe es kein Schachleben in der Schweiz! Wir - das heisst die Schachspieler - benötigen Sie und Ihr Engagement auch weiterhin!

Ruedi Staechelin
Zentralpräsident